Verlustgeschäft statt Zusatznutzen

pDL: „Bei 19 Arzneimitteln rechnet es sich nicht“

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Berlin -

Viele Apotheken bieten pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) für ihre Patient:innen an. Dazu gehören neben Blutdruckmessungen oder Übungen im Umgang mit Inhalativa auch Polimedikationsanalysen. Nehmen Betroffene mehr als fünf Arzneimittel gleichzeitig und regelmäßig ein, haben sie einen Anspruch auf diese Leistung. In manchen Fällen ist die pDL-Entlohnung jedoch deutlich unterfinanziert: „Ich habe eine Patientin mit insgesamt 19 Medikamenten, das ist für mich ein Verlustgeschäft“, so eine Inhaberin aus Sachsen.

Bekommen Patient:innen regelmäßig mehr als fünf Arzneimittel zur gleichzeitigen Einnahme verschrieben, so haben sie Anspruch auf eine „Medikationsberatung bei Polymedikation“ in der Apotheke. Diese Leistung kann als pDL von den Apotheken abgerechnet werden.

Die Analyse beinhaltet:

  • Prüfungen auf Doppelmedikation
  • Interaktionen
  • Anwendungsprobleme
  • Therapietreue

In einem persönlichen Gespräch wird die gesamte Medikation der Patientin oder des Patienten erfasst. Solche Analysen werden umso wichtiger, je mehr Medikamente eingenommen werden.

Die Inhaberin ärgert sich jedoch über den festen Abrechnungssatz: „Die Dienstleistung ist mit einer Vergütung von 90 Euro netto abrechenbar. Dabei wird aber die Anzahl der Medikamente gar nicht berücksichtig.“ Sie habe beispielsweise einen Fall mit deutlich mehr Arzneimitteln betreut: „Eine Patientin hatte insgesamt 19 Medikamente. Ursprünglich kam sie zu mir, weil sie ständig schwitzt, egal bei welcher Temperatur“, so die Inhaberin. „Ich habe ihr daraufhin angeboten, eine Medikationsanalyse zu machen.“

Drei Medikationspläne in einem Monat

Dies wurde zusätzlich erschwert durch die ständigen Lieferengpässe. „Innerhalb von einem Monat habe ich drei neue Medikationspläne vorgelegt bekommen und musste immer wieder von vorn anfangen mit der Analyse“, so die Apothekerin. Insgesamt musste sie 60 Seiten durcharbeiten: „Ich konnte die pDL nicht innerhalb von 90 Minuten bewältigen. Es hat inklusive Gespräch, Erfassung, Bearbeitung und Auswertung viel länger gedauert“, so die Apothekerin.

Im Endeffekt habe es sich zwar für die Patientin gelohnt, aber für die Apotheke nicht. Denn: „Ich habe von den 19 Arzneimitteln fünf identifiziert, die für das Schwitzen verantwortlich sein könnten. Sie wird das nun mit dem Arzt besprechen.“

Auch wenn es Zeit sparen würde: „Eine reine Softwareauswertung kommt für mich nicht in Frage“, so die Pharmazeutin. „Ich schaue genauer hin. Für einen Analyse per KI braucht es keinen Apotheker, das könnte dann, salopp gesagt, auch meine Praktikantin machen. Das ist aber nicht Sinn der Sache“, so die Inhaberin.

„Bei so vielen Arzneimitteln ist die pDL unterfinanziert. Dabei haben es gerade die Patienten mit so vielen Arzneimitteln nötig, und wir Apotheken könnten auch nachhaltig für die GKV wirken. Denn vielleicht kann die ein oder andere Tablette eingespart werden, wenn wir als Fachpersonal allumfassend auf die Medikationspläne der Patienten schauen“, so die Inhaberin.

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