Eine „Corona-Party“ in der Apotheke, das klang geradezu abwegig. Und doch gab es Berichte aus Düsseldorf, nach denen das Ordnungsamt eine nicht genehmigte Zusammenkunft mehrerer Personen in der Offizin aufgelöst hat. Jetzt meldet sich die Inhaberin zu Wort: Es habe nie eine Party in ihrer Apotheke gegeben – und das wisse das Ordnungsamt auch.
Am Freitag hatte die Stadt berichtet, dass es am Vorabend im Stadtteil Friedrichstadt gegen 20 Uhr Beschwerden von Nachbarn gegeben habe. Als die Einsatzkräfte eintrafen, hätten sie acht Menschen erwischt, die in der Apotheke ohne Masken feierten. „Die Party wurde aufgelöst und entsprechende Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet“, so die Stadt.
Merkwürdig war, dass keine der Apotheken in der Gegend auf Nachfrage etwas über eine solche Party wissen wollte. Am Samstag meldete sich dann die Inhaberin bei der Redaktion von APOTHEKE ADHOC, immer noch sichtlich aufgewühlt. Es habe keine Party gegeben, versichert sie. Viel zu ernst nehme sie ihren Beruf, als sie die Gesundheit von Mitarbeitern oder Kunden leichtfertig aufs Spiel setze.
Was aber war dann geschehen? Seit längerem mache sie in den sozialen Medien auf die Leistungen der Apotheke vor Ort aufmerksam. Zielgruppe sind vor allem Jugendliche, die sie gerade in Zeiten des Lockdowns zu Gesundheitsthemen informieren wolle. Am Donnerstagabend habe sie gemeinsam mit vier weiteren Personen einen kurzen Clip zum Thema Aspartam in Kaugummis gedreht – ein Thema, das sich mit Mundschutzmasken nur schwer inszenieren lasse. Die Mitarbeiter hätten jeweils ein solches Kaugummi gekaut und eine Packung in der Hand gehalten. Dazu hätten sie einen sogenannten „Tik-Toc“-Tanz aufgeführt.
Dennoch seien alle Vorsichtsmaßnahmen eingehalten worden: Alle Beteiligten hätten vorab einen Selbsttest durchgeführt und durchgehend den Mindestabstand eingehalten. Sie nehme die Schutzmaßnahmen und Auflagen genauso ernst wie alle anderen Kollegen, stellt die Apothekerin klar. Der Dreh nach Feierabend sei alles andere als eine Party mit Lärm, Alkohol und ausgelassener Stimmung gewesen.
Das Vorgehen des Ordnungsamts hat sie irritiert. Erst hätten die Mitarbeiter laut an die Scheibe geklopft, dann hätten sie sogar Arbeitsverträge als Nachweis verlangt. Gerade weil die Sache eigentlich eindeutig gewesen sei und sie auch bei der Aufklärung der Sache kooperiere, kann sie die Öffentlichmachung durch die Stadt nicht verstehen. Wider besseren Wissens habe man sie an den Pranger gestellt – Beschwerden aus der Nachbarschaft etwa könne es gar nicht gegeben haben, da im Einkaufszentrum, in dem sich die Apotheke befindet, nach Feierabend niemand mehr unterwegs sei.
Das Ordnungsamt hat ein Verfahren eingeleitet, zunächst können sich die Beteiligten zur Sache äußern. Der Inhaberin droht eine Geldstrafe von 500 Euro, den Gästen 250 Euro. Ihr Anwalt verweist auf die eingehaltenen Schutzmaßnahmen, die auch in anderem Zusammenhang bei Dreharbeiten zulässig seien.
Was sie besonders ärgert, ist der Schaden für den gesamten Berufsstand. Sie sei mit Leib und Seele Apothekerin und habe mit der Aktion eigentlich etwas Gutes tun wollen. Auf Anraten ihrer Anwälte will sie vorerst anonym bleiben, sobald wie möglich aber auch mit ihrem Namen zur Aufklärung beitragen.
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