Mit rund 1500 Einwohnern ist Dabel eine übersichtliche Gemeinde. Der Ort liegt idyllisch in der Mecklenburgischen Seenplatte. Heute Morgen gab es jedoch Unruhe. Vor der Arztpraxis wurde gegen den geplanten Neubau der Straße und gegen die Reduzierung der Parkplätze protestiert. Auch die Apotheke schloss sich an. Inhaberin Grit Kamphausen befürchtet Geschäftseinbußen wegen des Neubaus.
Statt hinter dem HV-Tisch stand Kamphausen heute Morgen mit gegenüber vor der Arztpraxis. Sie schloss ihre Betrieb zwischen 8 und 9 Uhr – Notfälle wären natürlich versorgt worden. Aufgerufen zu dem Warnstreik hatte das Medizinische Versorgungszentrum Dr. Brandt. Die Heilberufler fürchten angesichts des geplanten Neubaus der Straße Einschnitte. „Die 13 vorhandenen Parkplätze werden wegrationalisiert und sechs neue ‚Parktaschen‘ gebaut“, sagt die Apothekerin.
Das Praxisteam fragte in der Apotheke an, ob sie sich dem Protest anschließen wolle. „Das war eine spontane Aktion“, so die Inhaberin, die den Standort vor 25 Jahren übernahm. Die Organisatoren legten mit Flatterband auf dem Boden aus, wie viel Fläche sie durch die neue Straße verlieren werden. Zudem wurden Plakate aufgehängt. Darauf stand beispielsweise: „Stoppt teuren Neubau für günstige Sanierung“. Manche Patienten reagierten positiv auf den „Warnstreik“, andere murrten und versuchten ihr Glück bei einem anderen Arzt, so Kamphausen.
Das Apothekengebäude wurde von den Ärzten errichtet. Kamphausen und die Mediziner haben einen guten kollegialen Kontakt. Sie befürchten, dass die Patienten wegbleiben, wenn sie nicht mehr direkt vor der Praxis parken können. „Das erzeugt viel Frust“, so die Apothekerin. „Wir sind nicht gegen eine neue Straße, wir wollen aber einen überfahrbaren Gehweg und auch nicht auf Parkplätze verzichten.“ Die Straße müsse den Gegebenheiten vor Ort angepasst werden und nicht umgekehrt.
Zurückgehende Kundenzahlen wie in anderen ländlichen Regionen kennt die Apothekerin nicht. „Die Gemeinde sollte froh über die Infrastruktur mit Arztpraxis, Blumen- und Einkaufsladen sein.“ Andere Orte hätten einen Ärztemangel. In die Praxis in Dabel kämen täglich rund 200 Kunden. „Morgens um 8 Uhr stehen hier 25 Autos“, so die Apothekerin. „Wir haben gut laufende Geschäfte. Bei uns brummt der Bär.“ Auch samstags werde eine Sprechstunde angeboten. „Manche Patienten fahren teilweise 50 Kilometer.“
Bei dem Streit geht es auch darum, dass die Parkplätze vor der 1991 errichteten Arztpraxis teils auf Gemeindegrund errichtet worden sind. „Das waren die wilden 90er. Damals hat man darauf nicht so geachtet, da wir hier nur Ackerfläche.“ Am Mittwoch soll über die Zukunft der Straße entschieden werden. Bürgermeister Herbert Rohde versteht den „Tumult“ nicht. Er betont, dass sich die Gemeinde derzeit noch in der „Phase der Abwägung“ befinde.
Der Protest heute morgen sei „unfair“, so der Bürgermeister. „Wir schaffen 47 neue Parkplätze in unmittelbarer Nähe.“ Die geplanten Parkflächen lägen maximal 200 Meter von Apotheke und Praxis entfernt. „Das ist doch zumutbar.“ Zur Kritik, dass vor dem Ärztehaus kein Behindertenparkplatz vorgesehen sei, sagt er: „Darüber werden wir nachdenken. Wir werden die vorgetragenen Einwände nochmals prüfen.“
APOTHEKE ADHOC Debatte