Apotheken, die Ozempic oder Tresiba als einzelne Packungen für Patient:innen bestellen wollen, haben es derzeit schwer. Beim Großhandel ist kaum Ware zu bekommen, bei Pharma Mall sind nur Bestellungen über fünf Packungen möglich. Um Betroffene versorgen zu können, müsste sich Julia Ludolf, Inhaberin der Franklin Apotheke in Mannheim, beispielsweise einen unnötigen Vorrat der Antidiabetika anlegen.
Ludolf bekam vor wenigen Tagen eine Verordnung über Ozempic 0,25 mg Injektionslösung in einem Fertigpen von einem ihrer Patienten vorgelegt. Die Apothekerin ärgert sich über den weiteren Ablauf: „Ich habe die einzelne Ozempic-Packung nicht über den Großhandel bestellen können, deswegen habe ich es über Pharma Mall probiert. Meine Bestellung wurde dann storniert, da die Mindestbestellmenge von fünf Packungen nicht erreicht war. Ich kann mir doch schlecht fünf Packungen Ozempic hinlegen, wenn ich nur eine brauche.“
Üblicherweise ist Ozempic in dieser Stärke als Anfangsdosis zur Behandlung des unzureichend kontrollierten Diabetes mellitus Typ 2 indiziert. Dabei stellt der Wirkstoff Semaglutid 0,25 mg keine Erhaltungsdosis dar und sollte nach vier Wochen auf 0,5 mg wöchentlich erhöht werden. Die Krux: Novo Nordisk beliefert den Großhandel immer montags. Zwar werde mehr Ware zur Verfügung gestellt, als im deutschen Markt benötigt werde, aufgrund der hohen Nachfrage sei dieses Kontingent aber schnell erschöpft, sodass Apotheken am besten gleich dienstags bis donnerstags bestellen sollten, so ein Sprecher. Ludolf hat andere Erfahrungen gemacht: „Ozempic ist über den Großhandel schlichtweg nicht lieferbar.“
Als Alternative bietet Novo Nordisk den Bezug über Pharma Mall an – dann aber nur im Rahmen eines monatlichen Kontingents von maximal fünf Packungen je PZN. Ludolf konnte aber nur exakt diese Menge bestellen, also weder mehr noch weniger Packungen. Andere Aufträge wurden gar nicht erst ausgelöst.
„Seit einigen Monaten gibt es bereits einen Ozempic-Lieferengpass. Seit zwei Wochen wird der Großhandel wieder mit entsprechender Ware beliefert. Damit die Kolleg:innen es schaffen, die Bestellungen zu bearbeiten, haben wir uns dazu entschlossen, die Ware zu kontingentieren und Bestellungen nur mit der Menge 5 pro Monat anzunehmen. Wir reagieren somit auf die Flut der Bestellungen, die im Moment eingehen.“
Weiterhin heißt es, dass Patient:innen, die beispielsweise auf Ozempic angewiesen seien, entweder eine Regelung mit dem behandelnden Arzt finden müssen oder die Ware von der Apotheke entsprechend vorbestellt werden müsse. In vielen Fällen gestaltet sich diese Vorgehensweise schwierig, da durchaus Wartezeiten von einer Woche für Betroffene entstehen können: Laut Novo Nordisk kann eine Auslieferung per Direktbezug bis zu fünf Werktage in Anspruch nehmen.
Die Regelung wird begründet mit den vielen Bestellungen von einzelnen Packungen. Diese könne man derzeit nicht bearbeiten, ohne dabei die Belieferung des Großhandels zu gefährden. Die Regelung zur Bestellung von Menge 5 sei aber zeitlich begrenzt, wobei laut Hersteller eine längere Dauer prognostiziert wird.
Bei Noweda bestätigt man die problematische Situation der Lieferbarkeit von Tresiba und Ozempic: „Novo Nordisk teilt dem Großhandel das Produkt (insgesamt 4 PZN) wöchentlich zu – es erfolgt immer in der letzten Woche eines Monats eine Meldung des Herstellers, welche Mengen des Produkts wir in den vier Wochen des darauffolgenden Monats erhalten werden. Die Mengen sind allerdings bei allen vier Tresiba-PZN geringer als die Nachfrage. Die letzte Zuteilung ist zum Beispiel bereits vollständig abverkauft, da der Bedarf bei unseren Kunden definitiv höher ist als die uns zugewiesene Menge. Insofern können wir nicht bestätigen, dass wir bedarfsgerecht beliefert werden, wohl aber, dass wir die Mengen erhalten, die uns seitens Novo Nordisk angekündigt wurden.“
Nicht nur Tresiba und Ozempic sind von Engpässen betroffen. Auch bei der Fiasp-Reihe und Victoza gibt es Lieferschwierigkeiten.
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