Apotheker Dr. Abdulnasser Almasalmeh, Inhaber der Rosen-Apotheke im niedersächsischen Springe, wurde dieser Tage von einer Retaxation überrascht. Im Januar war in seiner Apotheke Ozempic abgegeben worden; vergangene Woche erhielt er die Retaxation wegen „deutlich erkennbarer Fälschung“. Dem widerspricht der Inhaber vehement, zieht aber Konsequenzen aus der Beanstandung.
„Formal ist die Verordnung zu 100 Prozent korrekt“, findet der Inhaber. „Uns ist natürlich aufgefallen, dass das Rezept aus Berlin kommt. Das hat mich zuerst ein bisschen gewundert. Durchreisende sind bei uns aber nichts Ungewöhnliches.“ Immerhin ist Springe ein beliebter Urlaubsort. Das Apothekenteam googelte den Arzt, alle Angaben auf dem Rezept haben bis jetzt übereingestimmt. Zwar empfand der Inhaber die Dosierung als ungewöhnlich, „darüber hinaus war das für uns ein ganz normales Rezept“.
Nach der Belieferung im Januar kam dann in der vergangenen Woche die Retaxation. Als Begründung ist eine „deutlich erkennbare Fälschung“ angegeben. Dem widerspricht Almasalmeh. „Deutlich? Nein, das war für uns nicht deutlich zu erkennen.“ Den Fall hat der Apotheker an den Landesapothekeverband weitergeleitet und wartet aktuell auf eine Antwort.
Nachdem die Retax bei Almasalmeh eingegangen war, überprüfte er vergangene Ozempic-Verordnungen, um auf Nummer sicher zu gehen. Dabei fand er ein zweites, nahezu identisches Rezept. „Es ist genau so gedruckt, nur Name, Adresse und Arzt sind anders.“ Auch Arzt- und Betriebsstättennummer sind mit der ersten Fälschung identisch. „Das wird wahrscheinlich noch retaxiert“, schätzt der Apotheker.
Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass auf der Verordnung unterschiedliche Schriftarten verwendet wurden; offensichtlich wird dies vor allem, wenn man Name und Adresse des Patienten mit den Verordnungsszeilen vergleicht. Zukünftig wird das Apothekenteam mehr Zeit auf die Kontrolle solcher Rezepte verwenden müssen, erklärt Almasalmeh. „Uns bleibt nichts anderes übrig, als neben der gründlichen Kontrolle auch direkt beim Arzt anzurufen und zu fragen, ob er das Arzneimittel wirklich verordnet hat. Diese Zeit müssen wir investieren.“
Das bedeutet nicht nur längere Wartezeiten für die Kundinnen und Kunden, sondern auch einen höheren Arbeitsaufwand für das Team. „Wir sind ohnehin unterbesetzt. Ich bin heute zum Beispiel komplett alleine da, weil Kolleginnen entweder im Urlaub oder krank sind“, erklärt der Apotheker. Zukünftig plant er dennoch „mit sechs Augen anstatt mit vier“ auf zweifelhafte oder dubiose Verordnungen zu schauen.
APOTHEKE ADHOC Debatte