Die Wirtschaftlichkeit spielt bei der Verordnung von Arzneimitteln eine entscheidende Rolle. Weil für die Akutbehandlung von Muskelverspannungen in der Regel eine Methocarbamol-Therapie von weniger als fünf Tagen ausreichend ist, informiert die Barmer über die Wirtschaftlichkeit von Ortoton forte zu zwölf Stück. Apotheken sollen das Warenlager entsprechend bestücken.
Methocarbamol ist zur symptomatischen Behandlung schmerzhafter Muskelverspannungen, insbesondere des unteren Rückenbereiches, zugelassen. Zur Akuttherapie steht mit der Packung zu zwölf Filmtabletten Ortoton forte laut Barmer eine ausreichende Packungsgröße zur Verfügung. Denn: Die Akuttherapie mit Methocarbamol bei Muskelverspannungen und -schmerzen dauere häufig weniger als fünf Tage – das bestätigten interne Verordnungsanalysen. Demnach würden nach der Verschreibung der 12er-Packung „ganz überwiegend“ keine weiteren Muskelrelaxantien mehr verschrieben und benötigt. Zudem bestätige eine Studie, dass bei 68 Prozent der Patient:innen bereits nach drei Tagen eine Schmerzreduktion von mehr als 50 Prozent gegenüber der Baseline erreicht werde.
Die Studie untersuchte Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit einer 72-Stunden-Kurzzeittherapie mit Methocarbamol bei Patient:innen mit akuten Schmerzen im unteren Rücken. Dafür wurden Daten 359 Patient:innen von denen 177 eine Monotherapie mit Methocarbamol und 182 ein Placebo erhielten, betrachtet. Nach der Behandlung mit Methocarbamol erreichte ein signifikant höherer Prozentsatz der Patient:innen den primären Endpunkt. Biometrische Analysen bestätigten die Überlegenheit des Arzneistoffs gegenüber Placebo.
Das Fazit der Forschenden: Die 72-stündige Kurzzeitbehandlung mit Methocarbamol erwies sich als überlegen wirksam im Vergleich zu Placebo. Zudem waren die Behandlungsergebnisse, die durch die intravenöse Gabe des Wirkstoffes erzielt wurden, signifikant höher als die Ergebnisse nach oraler Gabe.
Daher ist aus Sicht der Barmer die Starterpackung „Ortoton forte 1500“ zu zwölf Filmtabletten „eine sinnvolle und wirtschaftliche therapeutische Option“. Die Menge genügt bei dreimal täglicher Einnahme von je einer Filmtablette für einen Zeitraum von vier Tagen.
Die Barmer hat für die Packungsgröße zusätzlich einen Rabattvertrag geschlossen und die für die Verordnung relevanten Ärzt:innen entsprechend informiert. In dem Zusammenhang habe die Kasse eine „dringende Bitte“ erhalten: Es sollten auch die versorgenden Apotheken informiert werden, „damit im akuten Versorgungsfall die Akutpackung zur sofortigen Abgabe zur Verfügung steht“. Kurzum: Apotheken sollen das Warenlager mit der Starterpackung bestücken, um lieferfähig zu sein.
Die Packung zu zwölf Stück ist keinem Normbereich zugeordnet. Im Allgemeinen gelten laut Packungsgrößenverordnung für Muskelrelaxantien als abgeteilte orale Darreichungsform folgende Normbereiche:
Zudem ist Recordati der einzige Hersteller, der Methocarbamol in einer oralen Darreichungsform zu zwölf Stück im Markt hat. Rabattverträge wurden nicht nur mit der Barmer, sondern unter anderem auch mit verschiedenen BKKen und IKKen geschlossen.
Methocarbamol ist ein zentral wirksames Myotonologikum mit sedierenden und anxiolytischen Eigenschaften. Das Muskelrelaxans hemmt die polysynaptische Reflexleitung im Rückenmark und den subkortikalen Zentren. Tonus und Kontraktilität der Skelettmuskulatur sowie Motilität der glatten Muskulatur werden bei therapeutischer Dosierung nicht beeinträchtigt. Erwachsene sollten die Tageshöchstdosis von 7500 mg Methocarbamol nicht überschreiten. Der Wirkstoff wird rasch und vollständig resorbiert und ist bereits nach zehn Minuten im Blut nachweisbar. Nach 30 bis 60 Minuten ist bereits der maximale Wirkstoffspiegel erreicht. Seit Februar 2018 hat Recordati Ortoton in doppelter Wirkstärke zu 1500 mg Ortoton als Forte-Formulierung auf dem Markt.
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