Die österreichische Regierung will mit einem Konjunkturpaket ihrer Volkswirtschaft unter die Arme greifen: Mit einer sogenannten Investitionsprämie will sie kleinen und mittelständischen Betrieben helfen, sich für die Zukunft zu wappnen, indem sie Anschaffungen bis 50 Millionen Euro subventioniert. Dabei lässt sie extra viel Geld für den Gesundheitssektor, den Umweltschutz und die Digitalisierung springen. Apotheker und Hersteller zeigen sich erfreut.
Eine Binse besagt ja, dass man im Negativen auch immer das Positive sehen muss: So hat die Covid19-Pandemie zwar zur größten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten geführt. Umgekehrt gibt die Krise manchen Regierungen aber auch die Möglichkeit, durch gezielte Unterstützung gestaltend in die Wirtschaft einzugreifen. Das versucht die konservativ-grüne Bundesregierung unter Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) nun mit ihrem am Montag vorgestellten Investitionsförderprogramm. Das sieht vor, dass Unternehmen Anschaffungen zwischen 5000 und 50 Millionen Euro auf Antrag mit einer Prämie fördern lassen können, die sich auf 7 Prozent der Investitionskosten beläuft, also mindestens 350 Euro beträgt.
Nach oben ist jedoch noch mehr Luft. Denn Kurz und sein Kabinett wollen mit der Prämie auch das Investitionsverhalten der Unternehmen lenken: Klimaschädliche Investitionen, beispielsweise in Öl und Gas, sind genauso ausgeschlossen wie Investitionen in unbebaute Grundstücke, in Finanzanlagen, Übernahmen oder in aktivierte Eigenleistungen. Dafür gibt es doppelt so viel Förderung für die, die es aus Sicht der Regierung verdienen: 14 Prozent beträgt die Förderung bei Unternehmen im Gesundheitswesen und Life Sciences, gleiches gilt für Investitionen in Digitalisierung und Umweltschutz – hier beträgt die Höchstfördersumme also 700.000 Euro. Beantragt werden kann ab sofort, für Investitionen ab dem 1. August auch rückwirkend und noch bis zum 28. Februar.
„Wir verdoppeln die Investitionsprämie auf 14 Prozent für die Bereiche Digitalisierung, Gesundheit und Ökologisierung und unterstützen so eine nachhaltige Entwicklung unseres Wirtschaftsstandorts“, erklärt dazu Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne). „Denn Investitionen zum Beispiel in den Klimaschutz rechnen sich doppelt: Sie schaffen Jobs und Betriebe der Zukunft – und sichern ein gutes Leben auf unserem Planeten. So können sich Unternehmen die doppelte Prämie abholen, wenn sie Erneuerbare Energieträger ausbauen, auf Effizienz oder Kreislaufwirtschaft setzen.“
In der Gesundheitsbranche kommen solche Ansagen gut an. „Gerade jetzt, in diesen herausfordernden Zeiten, sind Anreize höchst willkommen, die es für Unternehmen attraktiv machen, in Österreich zu investieren. Damit können neue Arbeitsplätze und für viele neue Perspektiven geschaffen und forciert werden“, sagt Philipp von Lattorf, Präsident des Herstellerverbandes Pharmig. Speziell die doppelte Fördersumme, die etwa für die Entwicklung und Herstellung von Medizinprodukten aufgewendet werden könne, könne zusätzlich auch den Forschungsstandort Österreich stärken.
Gerade dort gebe es nämlich großes Potenzial: „Die Mitgliedsunternehmen der Pharmig haben derzeit etwa 470 klinische Prüfungen am Laufen. Hier ist noch Luft nach oben“, so von Lattorf. „Wenn es nun seitens des Bundes zusätzliche Anreize gibt, in österreichische Standorte zu investieren, dann bin ich davon überzeugt, dass Österreich aus der momentanen Krise gestärkter hervorgehen wird als zahlreiche andere Länder“, hakt Generalsekretär Alexander Herzog nach. „Viele, die seit Monaten in Kurzarbeit sind oder gar ihre Arbeitsstelle verloren haben, brauchen wieder Perspektiven. Wir alle wollen, dass die derzeitige, sehr herausfordernde Situation keine oder zumindest nur geringe nachhaltig negative Auswirkungen auf den Wohlstand der österreichischen Bevölkerung hat. Die Investitionsprämie ist in diesem Sinne eine äußerst wichtige und begrüßenswerte Maßnahme.“
Profitieren können aber nicht nur die Hersteller, sondern auch Apotheken, die in den kommenden Monaten größere Investitionen planen. „Dass die österreichischen Apotheken die Investitionsprämie beantragen können, begrüßen wir ausdrücklich“, sagt Jürgen Rehak, Präsident des Österreichischen Apothekerverbands. Die Investitionsförderung sieht er auch als Anerkennung für die Leistungen seiner Branche in den zurückliegenden Monaten. „Die Apotheken haben in der ersten Phase der Coronakrise viel geleistet und bewiesen, dass sie bei der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung unverzichtbar sind“, so Rehak. „Eine finanzielle Unterstützung von Investitionen spiegelt diese Leistung wider. Und sie hilft den Betrieben dabei, sich in ihrem fordernden Umfeld zukunftsfit aufzustellen. Das hilft nicht nur den Apotheken sondern unserem gesamten Gesundheitssystem – denn nur die stationäre Apotheke kann die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung – auch im Krisenfall – garantieren.“
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