Öffnungszeiten

Weil der Chef mittags schläft!

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Berlin -

Kein Haarschnitt am Montag, kein Hustensaft am Mittwochnachmittag – früher gab es so manche Besonderheiten bei den Öffnungszeiten im Einzelhandel. Das hat sich in den vergangenen Jahren drastisch geändert, aktuell wird darüber diskutiert, den Sonntag freizugeben. Die Apotheken konnten sich dem Trend zu immer längeren Öffnungszeiten nicht vollkommen entziehen, haben aber auch nicht jede Erweiterung in den Abend mitgemacht, wie eine Umfrage von APOSCOPE aus der Reihe ACAlert im Auftrag von ACA Müller ADAG Pharma zeigt.

Gar nicht so wenige Apotheken gönnen sich beispielsweise noch eine Mittagspause: 21,5 Prozent der Befragten haben unter der Woche mittags oder sogar halbtags geschlossen. Das heißt im Umkehrschluss allerdings auch, dass fast vier von fünf Apotheken mittlerweile durchgängig geöffnet haben – vor 20 Jahren wäre das noch undenkbar gewesen.

Bei den Schließzeiten unter Woche zeigt sich das im Einzelhandel typische Gefälle zwischen Stadt und Land. Während auf dem Dorf 44,4 Prozent mittags schließen, sind es in Innenstadtlagen nur 4,6 Prozent. Dazwischen liegen Apotheken in Kleinstädten (31,8 Prozent), Stadtrandlagen (15,2 Prozent) oder Ärztehäusern (4,6 Prozent).

Bei den Apotheken, die mittags schließen, ist eine Pause von anderthalb Stunden am typischsten (43,9 Prozent). Noch länger, nämlich volle zwei Stunden, schließen 28,8 Prozent der Kollegen in dieser Teilgruppe. 18,2 Prozent schließen für eine Stunde, eine Minderheit von 1,5 Prozent gönnt sich eine ausgedehnte Siesta von 2,5 Stunden. Der Mittwoch ist auch heute noch ein besonderer Tag. Immerhin 36,4 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Apotheken mittwochnachmittags geschlossen hat.

Die Apotheker sind nicht etwa faul – sie haben verschiedene Gründe für ihre Schließzeiten unter der Woche: In 38,5 Prozent der Fälle sind die geschlossenen Arztpraxen ausschlaggebend. Vermutlich daraus folgend ist auch der Bedarf bei den Kunden nicht besonders groß (30,8 Prozent). Entsprechend gehen auch 15,4 Prozent davon aus, dass eine durchgehende Öffnung nicht wirtschaftlich sei.

7,7 Prozent gaben als Grund einfach an, die Apotheke liege ländlich, dies umfasst vermutlich viele der anderen Punkte. In ebenso vielen Fällen ist es der Inhaber, der nicht auf seine Mittagspause verzichten möchte. Das dürfte allerdings vor allem in kleinen Apotheken mit wenig Personal relevant sein. Im Freitextfeld gab einer der Befragten an, die Kunden der Dorfapotheke würden bei der Bedarf sowieso privat klingeln…

Auf der anderen Seite sehen die durchgehend geöffneten Apotheken durchaus Bedarf auf Kundenseite. 35,5 Prozent gaben das als Grund für ihre Öffnungszeiten ein. Fast ebenso oft ist es demnach das direkte Umfeld, das ebenfalls geöffnet hat (32,3 Prozent). Ob damit nur Konkurrenten oder andere Gewerbe insgesamt gemeint sind, geht aus der Umfrage nicht hervor.

Aber was machen die Apotheker eigentlich, wenn sie mittags hinter sich abschließen? Wenig überraschend: 91 Prozent der Inhaber und 82 Prozent der Angestellten essen zu Mittag. Doch während letztere öfter Besorgungen erledigen (62 Prozent) als ihre Chefs (55 Prozent), legt sich fast jeder zweite von diesen tatsächlich hin und schläft (46 Prozent). Unter den Angestellten ist der Mittagsschlaf weniger verbreitet (35 Prozent). Lesen, Tätigkeiten im Backoffice, Sport und Weiterbildung zählen zu den weiteren Aktivitäten in der Mittagspause.

Zwar geht der Trend auch in Apotheken insgesamt in Richtung längerer Öffnungszeiten, allerdings sehr zurückhaltend – und teilweise sogar mit gegenläufiger Bewegung. Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass die Öffnungszeiten sich in ihrer Apotheke in den vergangenen Jahren überhaupt nicht verändert haben. Länger geöffnet haben 18,2 Prozent der Apotheken. Auf der anderen Seite haben auch 9,4 Prozent der Apotheken ihre Öffnungszeiten verkürzt. Interessant: In Center-Apotheken überwiegt der Anteil mit neuerdings kürzeren Öffnungszeiten.

An der Umfrage von APOSCOPE aus der Reihe ACAlert nahmen im Juni 307 Apotheker und PTA teil. Die Befragung wurde von dem Importeur ACA Müller ADAG Pharma in Auftrag gegeben.

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