Die bisher strikt vorgeschriebenen Regelungen zu Öffnungszeiten der Apotheken werden in immer mehr Bundesländern gelockert. Damit sollen Inhaber:innen flexibler auf die Gegebenheiten vor Ort reagieren können. Viele Apotheken nutzen für frühere Schließungen vor allem den Mittwochnachmittag – auch, um die im Alltagsgeschäft angefallene Bürokratie abzuarbeiten. Doch wie steht es in Bezug auf die Flexibilisierung der Öffnungszeiten eigentlich um die Center-Apotheken?
Seit Anfang August gibt es in Nordhrein-Westfalen neue Regeln zur Befreiung von der ständigen Dienstbereitschaft der Apotheken. Künftig gilt: Montags bis freitags an vier Tagen pro Woche gilt eine tägliche Mindestöffnungszeit von sechs Stunden zwischen 8 Uhr und 20 Uhr. An einem weiteren Tag muss mindestens drei Stunden geöffnet sein. Genaue Uhrzeiten sind nicht mehr vorgeschrieben. Grundsätzlich kann frei gewählt werden, wann die Apotheke in diesem Zeitraum öffnet. An Samstagen entfällt die Pflicht zur Öffnung. An Notdienstbereitschaften ändert sich nichts.
Mit der Flexibilisierung sollen die Apotheken ihre Öffnungszeiten dem tatsächlichen Bedarf anpassen können und das knapper werdende Fachpersonal gezielter einsetzen. Damit soll auch drohenden Schließungen entgegengewirkt werden. Einige ländliche Apotheken nehmen die Verkürzung der Öffnungszeiten gern an.
Center-Apotheken haben es wiederum schwerer, wenn es um die flexible Gestaltung der Öffnungszeiten geht. In der Apothekerschaft ist man geteilter Meinung: „Die Mietverträge in den Centern enthalten je nach Passus sogenannte Kernöffnungszeiten. Diese richten sich auch nach den Öffnungszeiten des Centers“, so Yvonne Scheibner, Inhaberin der Apotheke im Globus in Castrop-Rauxel.
„Die Kernöffnungszeit sind bei uns demnach elf Stunden, wir haben folglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet“, so die Inhaberin. Die letzten beiden Stunden am Abend wären dabei für die Kund:innen sehr attraktiv: „Die Leute kommen von der Arbeit, erledigen ihre Einkäufe und lösen ihre Rezepte ein. In der Zeit von 18 bis 20 Uhr ist bei uns nochmal so richtig was los. Ich würde daher meine Öffnungszeiten nicht verkürzen wollen“, so die Apothekerin. „Aber ich denke, das limitiert sich irgendwann selbst mit dem fehlenden Fachpersonal. Glücklicherweise ist bei uns die Personalsituation aktuell noch gut. Sollten wir mal ein Problem bekommen und die Öffnungszeiten mit unserer Personaldecke nicht mehr abbilden können, so bin ich mir sicher, das Centermanagement wäre einsichtig und würde eine Verkürzung der Kernzeiten gewähren“, so die Inhaberin.
Etwas anders sieht es in einer Center-Apotheke in Brandenburg aus: „Es ist ein Teufelskreis, der sich hier vor Ort abspielt. Viele Geschäfte schließen trotz Vereinbarungen zu Kernöffnungszeiten schon 18 Uhr. Dementsprechend fehlt es an Kundschaft, das ist für uns natürlich nicht so gut“, so der Inhaber.
Seit der Coronapandemie habe das Center sowieso schon abgebaut und mehrere Geschäfte ganz verloren. „Eigentlich wollen wir nicht früher schließen, aber es würde natürlich auch Personalkosten sparen. Zudem sind uns offiziell rein vom Vertraglichen her auch die Hände gebunden“, so der Apotheker.
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