Zweimal im Monat die gleiche Prozedur – am 1. und 15. des Monats gibt es eine Preisänderung. Weil die Daten bereits einige Tage zuvor in die Taxe eingespielt werden, haben Apotheker im Falle einer Preiserhöhung noch einmal die Chance, sich zu den alten Konditionen zu bevorraten. Soweit die Theorie, Hexal verfolgt eine andere Politik. „Hamsterkäufe“ sind in Holzkirchen nicht gern gesehen und daher nicht möglich.
Zum 1. März zieht Hexal bei zahlreichen OTC-Arzneimitteln die Preise an – teilweise drastisch. Betroffen sind unter anderem Ambrohexal Hustenlöser (Ambroxol) als Saft und Tabletten, das Antifungol-Portfolio (Clotrimazol), Pantederm N (Zinkoxid), die Schmerzmittel ASS + C, Paracetamol 500 und Diclac Schmerzgel (Diclofenac), sowie die pflanzlichen Präparate Felis 425 mg (Johanniskraut), Biofem (Mönchspfeffer) und Solvohexal. Auf der Liste sind aber auch OTC-Präparate der Marke Sandoz zu finden – beispielsweise Calcium mit und ohne Vitamin D, Ginkgo, Thrombareduct, Zink und Vitamin D.
Auch der Blockbuster ACC akut (Acetylcystein) soll im Einkauf teurer werden. Der Klassiker unter den Hustenlösern wird abhängig vom Präparat zwischen 9 und 12,5 Prozent mehr kosten. „Damit reagieren wir auf allgemeine Kostensteigerungen“, begründet eine Sprecherin die Entscheidung. Antifungol Lösung zu 20 ml wird etwa 18 Prozent teurer. Bei Solvohexal kommen etwa 10 Prozent dazu. Thrombareduct führt die Liste mit etwa 40 Prozent an.
Wer sich jetzt in den letzen verbliebenen Tagen vor der Preiserhöhung noch mit Direktware bevorraten will, wird bitter enttäuscht. In dem kurzen Zeitraum bis zum 1. März sind nur „realistische Mengen für einmalige kurzfristige Bestellungen“ möglich. So sollen eine gleichmäßige Verfügbarkeit gewährleistet und Lieferunfähigkeiten vermieden werden, begründet die Sprecherin die kurzzeitige „Kontingentierung“. Was „realistische Mengen“ sind, ließ sie offen. Für viele Apotheker ist das Vorgehen ein Unding, zahlreiche Kollegen machen ihrem Ärger offen Luft. Der einstige Partner vieler Pharmazeuten riskiert, seinen festen Platz in der Empfehlung zu verlieren.
Missverständnisse gibt es dem Vernehmen auch bei Biosan. Vor einigen Monaten hatte der Konzern drei Präparate mit Darmbakterien auf den Markt gebracht. Dem Vernehmen nach soll die Ware jetzt doch nicht wie versprochen nach Ablauf der Valuta von einem halben Jahr zurückgenommen werden, sondern entsprechend der geltenden Retourenregelung. Von Sonderregelungen will man bei Hexal nichts wissen.
„Für unsere neuen Biosan-Produkte gibt es ein verlängertes Zahlungsziel, jedoch keine gesonderten Vereinbarungen zur Rücknahme der Ware“, teilt Hexal mit. „Für Biosan gilt – wie für andere Hexal-Produkte auch – unsere Retourenreglung, die den Apotheken in einem Zeitraum von drei Monaten vor bis drei Monate nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums eine Rückgabe der nicht verkauften Produkte und eine Erstattung des Verkauspreises gewährleistet.“ Das bedeutet also, dass Biosan noch eine Weile in den Apotheken bleibt, zumal selbst die ersten ausgelieferten Packungen noch bis Oktober 2020 haltbar sind. Er habe sein Vertrauen in den Konzern verloren, sagt ein Apotheker, der für 300 Euro eingekauft hat. Er sieht sich genötigt, das Produkt zu verkaufen, um an sein Geld zu kommen. Doch auch das sei schwierig, da sich die Nachfrage trotz der versprochenen Kampagne in Grenzen halte. Eines versichert Hexal jedoch: „Für die Apotheken besteht somit unter Zugrundelegung dieser Regelung keinerlei wirtschaftliches Risiko, sollte die Ware nicht wie erwartet abverkauft werden können.“
Hexal ist laut Insight Health mit Erlösen von 315 Millionen Euro (Apothekenverkaufspreise, AVP) die Nummer 5 unter den OTC-Herstellern, hinter Bayer, GlaxoSmithKline, Ratiopharm und Sanofi. Allerdings kommt die Sparte kaum voran, der neue OTC-Chef Robert Trnovsek soll es nun richten. Vor allem der Launch von Solvohexal war ein teurer Flopp. Mometahexal war dagegen ein Erfolg, mit rund 14 Millionen Euro gehört das kortisonhaltige Nasenspray mittlerweile zu den stärkeren Marken. Führend ist ACC mit 64 Millionen Euro, gefolgt von Gingium mit 43 Millionen Euro – aber auch hier will Hexal die Direktkonditionen kürzen. Auf Ibuhexal entfielen zuletzt 30 Millionen Euro, auf Naratriptan und Orlistat je 4 Millionen Euro. Die andere Hälfte des Umsatzes entfällt auf kleine Marken.
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