Noweda warnt vor falschen Beratern Alexander Müller, 06.10.2017 15:29 Uhr
Viele Apotheker klagen darüber, dass sie bei den Einkaufskonditionen nicht mehr richtig durchblicken oder die Abrechnung des Großhändlers nicht im Detail nachvollziehen können. Daher kommen immer mehr Inhaber zu dem Schluss, sich professionelle Hilfe zu holen. Die Kontrolleure sind bei den Großhändlern freilich nicht immer gern gesehen. Die Noweda warnt ihre Mitglieder vor vermeintlich unabhängigen Beratern, die verdeckt für die Konkurrenz tätig sind.
Bei der Noweda kennt man die Dienstleister, „die aus dem vermeintlichen Konditionendschungel die beste Lösung für die jeweilige Apotheke ermitteln“ oder das zumindest versprechen. Ob davon in erster Linie immer die Apotheke profitiere oder eher der Berater, sei aber schwer zu sagen. Denn keineswegs sei jeder Berater ist unabhängig, warnt die Genossenschaft.
Die Apotheker sollten sich in jedem Fall schriftlich bestätigen lassen, dass der Berater vollkommen unabhängig agiere „und nicht etwa eng mit bestimmten Großhändlern zusammenarbeitet, um bei einem Wechsel des Erstlieferanten direkt von Ihrer Entscheidung zu profitieren“, schreibt die Noweda. Und überhaupt: Unzufriedene Kunden möchten doch bitte zuerst ihren Gebietsleiter ansprechen, rät der Großhändler.
Wie viele solcher Berater sich im Markt tummeln, ist schwer zu schätzen. Oft handelt es sich um ehemalige Großhandelsmitarbeiter mit entsprechendem Fachwissen, die regional begrenzt Apotheken einsammeln. Steht ein Berater im Ruf, nicht unabhängig zu arbeiten, lehnt der Außendienst der Großhändler zuweilen eine Zusammenarbeit kategorisch ab. Der Apotheker muss sich dann allein an den Verhandlungstisch setzen, sein Berater agiert und prüft im Hintergrund.
Oft ist der Steuerberater erster Ansprechpartner des Apothekers bei der Rechnungsprüfung. Auch Branchenprimus Treuhand Hannover bietet dies an. Nach Unternehmensangaben nehmen mehrere hundert Apotheken den Service in Anspruch – Tendenz steigend. Bezahlt wird pauschal pro Prüfung, dabei gibt es Mengenrabatte. Die Treuhand verhandelt allerdings nie selbst mit den Großhändlern. Dem Apotheker soll mit der hergestellten Transparenz der Rücken gestärkt werden.
Steuerberater Nelson Cremers geht noch einen Schritt weiter. Über die Firma Aposolut bietet er Apotheken quasi einen Komplettservice an: von der Verhandlung über die Konditionen, regelmäßige Rechnungskontrollen bis hin zum Nachforderungsmanagement. Das Angebot steht allen Apotheken offen, nicht nur Mandanten der Kanzlei Cremers & Partner. Aposolut hat Cremers 2010 zusammen mit Apotheker Alexander Hesse gegründet.
Die Einkaufskonditionen werden sicherlich in vielen Apotheken auf die Tagesordnung rücken. Denn der Bundesgerichtshof (BGH) hat mit seinem Urteil im Skonto-Streit die Karten im Rabattpoker neu gemischt: Den Karlsruher Richtern zufolge steht auch die Packungspauschale von 70 Cent grundsätzlich für Verhandlungen zur Verfügung.