Die Großhändler ziehen die Konditionen an. Nachdem Sanacorp und Phoenix ihren Kunden schon Kürzungen angekündigt haben, ist aktuell die Noweda unterwegs. Die Genossenschaft verlangt von manchen Mitgliedern einen pauschalen „Servicebeitrag“, der allerdings offenbar in der Höhe variiert und auch nicht flächendeckend eingeführt wird.
Die Noweda beklagt in einem Schreiben an Kunden, das APOTHEKE ADHOC vorliegt, die seit Jahren rückläufige Spanne des Großhandels. „Ein Ende dieser Entwicklung ist derzeit auch nicht erkennbar.“ Die Alternative zu Konditionskürzungen wären „Einschnitte im Leistungsbereich“, die aber laut Noweda unmittelbare, nicht hinnehmbare Auswirkungen auf die Patienten und die Wettbewerbsfähigkeit der Apotheke hätten.
Weiter heißt es: „Um dies zu verhindern, sehen wir uns leider gezwungen, Ihnen ab 1. März 2018 einen Servicebeitrag in Höhe von 250 Euro zu berechnen.“ In einem ansonsten nahezu identischen Schreiben der Tochterfirma Spangropharm ist von einem „Servicebeitrag/Tourenbeitrag“ von 130 Euro die Rede. Und einem dritten Apotheker wurde ein Abzug von 199 Euro in Aussicht gestellt.
Auf Nachfrage heißt es von der Noweda: „Einen pauschalen Servicebeitrag in Höhe von 250 Euro gibt es bei uns nicht. Unsere Niederlassungen werden dezentral geführt und entscheiden jeweils selbst, welche Maßnahmen sie im Rahmen der jeweiligen Geschäftsbeziehungen umsetzen wollen.“
Ein Grund für die fallende Spanne im Großhandel ist laut Noweda der stetig steigende Anteil höherpreisiger Artikel. Diese haben seit der Honorarumstellung eine unattraktivere Marge. Dieses Problem wird dem Essener Großhändler zufolge verschärft durch eine „zunehmende Entmischung des Sortiments im niedripreisigen Bereich durch ein kontinuierlich steigendes Direktgeschäft“. Auch die Konkurrenten monieren regelmäßig, dass die Apotheker günstige Schnelldreher verstärkt direkt bei den Herstellern bestellen und so die Mischkalkulation der Großhändler gefährden.
Doch es ist nicht nur die „Spannenerosion“, die laut Noweda die eigene Ertragssituation belasten. Hinzu kämen „permanent steigende gesetzliche Anforderungen wie GDP-Guidelines und Securpharm“. Tatsächlich haben die Großhändler in die Umrüstung ihrer Flotten investiert, um die Arzneimittel temperaturgeführt ausliefern zu können – eine Pflicht, die dem Versandhandel nicht auferlegt wird. Beim Securpharm-System zur Erhöhung der Arzneimittelsicherheit sollen alle Packungen kontrollieren, die von Apotheken retourniert oder von anderen Großhändlern geliefert werden.
Die Noweda beklagt – wie der Wettbewerb regelmäßig auch – die Rabattschlacht im Markt. Es sei mittlerweile „ein ökonomisches Ungleichgewicht durch erhöhte Rabatte im Markt entstanden“, beklagt der Großhändler. Dieses sei mit zusätzlichen Kostensenkungsprogrammen und weiteren Einschnitten in der Handelsspanne nicht mehr zu kompensieren, ohne dass die Leistungsfähigkeit der Niederlassungen darunter leide. Das will die Noweda unbedingt vermeiden.
Wie regelmäßig zu Jahresbeginn stutzen auch andere Großhändler parallel ihre Konditionen – oder kündigen das zumindest an. Branchenprimus Phoenix hat gegenüber Apotheken angedroht, man werde ab März „unter Berücksichtigung unserer Spanne das derzeitige Rabattniveau reduzieren“. Die Aktion scheint ebenfalls nicht flächendeckend zu sein, das Schreiben ist aber in verschiedenen Vertriebsregionen aufgetaucht. Im Prinzip geht es wieder um den Handelsspannenausgleich, der bei Phoenix Konditionssicherungsausgleich (KSA) heißt.
Die Argumentation von Phoenix: Die eigene Marge sei seit Längerem unter Druck – „durch die Zunahme des Direktgeschäfts, verbunden mit einem kontinuierlichen Spannenabfall bei der Mehrzahl der Arzneimittel“. In Schreiben an die Kunden beklagt der Branchenprimus noch, dass im vergangenen Jahr aus der Marktentwicklung heraus zusätzlich ein ökonomisches Ungleichgewicht entstanden sei, das „keine ausreichende Ertragslage“ sicherstelle.
Um mit wenig Aufwand viel Umsatz zu generieren, versucht Phoenix Brancheninsidern zufolge parallel, größere Apotheken zu locken. Von Wechselprämien im fünfstelligen Bereich ist die Rede. Die Bedingung ist dem Vernehmen nach allerdings auch hier ein Handelsspannenausgleich.
Auch Alliance Healthcare Deutschland (AHD) hat bereits angekündigt, im März mit den Kunden über die Konditionen sprechen zu wollen. Die Sanacorp hatte schon Anfang Februar Konditionenkürzungen vorgenommen. Die Basisspanne – die Grundlage für den Handelsspannenausgleich – für das gesamte verschreibungspflichtige Sortiment ohne Hochpreiser wurde von 6,14 auf 6,33 Prozent erhöht. „In der Vergangenheit hat Sanacorp innerhalb ihrer sehr transparenten Konditionsgestaltung eine Basisspanne zu Grunde gelegt, die 0,19 Prozentpunkte unterhalb der unserer Mitbewerber lag“, erklärte ein Sprecher.
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