Exklusivvereinbarung

Noventi und Gehe finanzieren Apotheken

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Berlin -

Seit Dezember 2018 arbeiten Noventi und Gehe bereits in der Initiative Pro AvO zusammen. Jetzt kooperiert der Apothekendienstleister mit Gehe exklusiv auch bei der Finanzierung des Warenlagers. Noventi finanziert dabei für die Apotheke Wareneinkäufe bei Gehe und hat dazu ein spezielles System von Dienstleistungen und Beratung für alle beteiligten Partner durch ihren Bereich „Kundenmanagement Finance & Sonderprojekte“ entwickelt. Das neue Geschäftsmodell nennt sich FactoringPlus. „Noventi und Gehe kooperieren ab sofort im Rahmen eines neuen Modells zur finanziellen Stärkung der Apotheke“, heißt es in einer Firmenmitteilung.

Das Prinzip ziele zunächst auf die Einkaufsfinanzierung und sei für die Apotheke „leicht händelbar“: Die Apotheke platziert die Sammelrechnung von Gehe bei Noventi. Noventi übernimmt kurzfristig die Bezahlung. „Noventi und Gehe koordinieren dabei für die Apotheke alle notwendigen Prozesse, Beratung und Optimierung sind inklusive“, so die beiden Firmen. Noventi verfügt bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) über eine Lizenz für das Factoringeschäft, also die Abrechnung von Rezepten. Eine Banklizenz hat Noventi nach eigener Aussage nicht beantrag und sei auch nicht erforderlich. Denn die Leistung sei „reines „Factoring“ – und damit vollständig von der bestehenden BaFin-Erlaubnis gedeckt.

Nach Einschätzung von Branchenkennern ist die Finanzierung des Warenlagers von Apotheken durch den Großhandel durchaus üblich. Neu an der Kooperation Noventi/Gehe ist, daraus ein standardisiertes Produkt zu entwickeln. Normalerweise bietet der Großhandel den Apotheken unterschiedliche Zahlungsmodelle an in Abhängigkeit vom Rx- und OTC-Anteil und dem Anteil von Hochpreisern. Üblich sind beispielsweise „Dekadenmodelle“. Danach zahlen Apotheken ihre Großhandelsrechnungen alle 10 Tage. Eingeräumt werden auch Zahlungsziele bis zum 15. des Folgemonats, weil die Apothekenrechenzenten in der Regel am 15. Monats die Rezepte abrechnen. Wollen Apotheken die Skonti des Großhandels einstecken, müssen sie aber früher zahlen und daher Zwischenfinanzieren – aus der eigenen Liquidität, bei einer Bank oder beim Großhandel.

Die Konditionen der Banken hängen von der Bonität und Liquidität der einzelnen Apotheken ab. Das Angebot von Noventi/Gehe bietet möglicherweise Vorteile hinsichtlich der Flexibilität, Einfachheit und Bequemlichkeit. „Für Noventi erschließt sich mit dem Angebot FactoringPlus ein neues Geschäftsfeld, das Geldverleihen“, so ein Branchenkenner.

 

Laut Dietmar Becker, Mitglied der Geschäftsleitung Noventi HealthCare sind die „Nutznießer unserer Kooperation mit Gehe unsere gemeinsamen Kunden – die Apotheken“. Denn für die Apotheken ergebe sich dadurch ein ganz neuer Spielraum für längerfristige Liquidität, zum Beispiel für Investitionen und Projekte. Becker: „Darüber hinaus bieten sich weitere Vorteile für das Zusammenspiel der Apotheke mit ihrer Hausbank, wie das positive Echo auch aus Bankenkreisen auf das Konzept zeigt.“ Die Höhe der Beträge, die Apothekern zur Verfügung gestellt werden, hängt Becker zufolge von den üblichen Bonitäts-Themen ab, „denn selbstverständlich sind diese Fragen im Factoring-Geschäft bei uns die notwendige Standard-Voraussetzung“. Wofür der Apotheker das Geld dann einsetzt, bleibt ihm überlassen.

Holger Landauer, Geschäftsführer Finanzen & IT bei Gehe, kommentiert dazu: „Durch das neue Modell der Einkaufsfinanzierung können wir unseren gemeinsamen Kunden nicht nur ein auf seine Liquiditäts-Projekte hin abgestimmtes Zahlungsziel ermöglichen, sondern auch eine Finanzierungslösung, die optimal mit bestehenden Abrechnungs- und Einkaufsprozessen in der Apotheke verzahnt ist.“

Laut Becker haben Apotheken „Investitionsbedarf für größere Projekte“. Dafür reichten die normalen „Liquiditätsschübe aus üblichen vorfristigen Zahlungen von Rezeptabrechnungsgeldern oder Zahlungsmanagement“ aber nicht aus, insbesondere nicht für größere und länger laufende Projekte. „Wir haben uns umgesehen und in der Wirtschaft übliche Finanzierungsmodelle auf die Apothekenlandschaft adaptiert.“

Laut Becker handelt es sich im Grunde um eine Einkaufsfinanzierung, „die wir in Abstimmung mit dem Lieferanten realisieren“. Rechnungen über Büromaterial und ähnliche wird von Noventi nicht finanziert. Dadurch ergebe sich eine „wesentliche Verbesserung der Liquidität für die Apotheke“. Über die Details der Finanzierung soll informiere das Noventi Team „HealthFinance“. Becker: „Die Apotheke wird also rundum betreut.“

„Auch aus Sicht des Großhandels kennen wir das Thema der Liquidität unserer Kunden. Zumal wir ja auch im Tagesgeschäft mit der Apotheke die Zahlungsströme aus der Rezeptabrechnung mit den Zahlungszielen für die Lieferantenrechnungen synchronisieren. Um hier optimal für unsere Kunden agieren zu können, haben uns die Überlegungen der Kollegen von der Noventi sehr überzeugt“, so Landauer. Noventi und Gehe hätten gemeinsam die Möglichkeiten, „solch ein Projekt auf Dauer zu stemmen“. Angelegt ist die Kooperation zunächst auf ein Jahr. Laut Landauer sind die ersten zwei Apotheken-Inhaber bereits in den Prozess aufgenommen: „Das System funktioniert wie geplant, so dass wir jetzt den offiziellen Startschuss für unsere - operativen Teams geben.“

Noventi und Gehe wollen das Konzept auf der Expopharm in Düsseldorf im Detail präsentieren. Die Noventi Group ist nach eigen Angaben marktführend im digitalen Gesundheitsmarkt in Deutschland und mit über 20 Milliarden Euro Rezept-Abrechnungsvolumen Europas größtes Abrechnungsunternehmen im Gesundheitswesen.

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