Der OTC-Switch zur „Pille danach“ steht bevor: Ab Mitte des Monats benötigen Frauen kein Rezept mehr, um ein Notfallkontrazeptivum zu bekommen – Beratung allerdings schon. Da diese künftig nicht mehr in den Arztpraxen erfolgt, sind die Apotheker doppelt gefragt. Eine gesonderte Vergütung dafür sieht der Gesetzgeber nicht vor. Das Gegenteil dürfte der Fall sein: Die Apotheker werden an den Präparaten EllaOne (Ulipristal) und PiDaNa (Levonorgestrel) eher weniger verdienen als heute.
Mit dem Preis von EllaOne ist HRA Pharma leicht nach unten gegangen, damit das Präparat für unter 30 Euro zu haben sein wird. Das Produkt wird ab dem 15. März mit 29,96 Euro statt 35,72 Euro in der Software gelistet sein. Noch günstiger wollte der Hersteller EllaOne nicht anbieten: Notfallkontrazeptiva sollten preislich nicht attraktiv sein, heißt es beim Hersteller.
Damit verdient die Apotheke künftig nur noch etwa 7,50 Euro an EllaOne, sofern sie sich an die Preisempfehlung hält. Heute werden inklusive des 3-prozentigen Aufschlags nach Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) 9,14 Euro pro Packung abgerechnet. Allerdings gilt dies nur für Selbstzahler – das betrifft etwa drei von vier Frauen.
Wird das Notfallkontrazeptivum von den Krankenkassen erstattet – was bei unter 20-Jährigen der Fall ist – muss noch der Kassenabschlag von 1,77 Euro abgezogen werden. Die Marge liegt damit schon heute bei 7,37 Euro, allerdings ohne die komplette Beratung. Die übernehmen derzeit die Ärzte, die im Rahmen der allgemeinen Beratungspauschale 11 Euro abrechnen können, sofern die Frau im entsprechenden Quartal nicht bereits vorstellig geworden ist. Teurer wird es derzeit, wenn die betroffenen Frauen in die Klinik gehen: Dem Vernehmen nach rechnen zahlreiche Krankenhäuser Beträge von bis zu 30 Euro für die Beratung als private Leistung ab.
Noch größer wird für die Apotheken der Unterschied bei PiDaNa sein. Der konkrete Listenpreis wird zwar erst nach dem OTC-Launch bekannt sein, aber schon heute ist das Produkt günstiger als EllaOne. Wegen der wegfallenden Fixpauschale wird die Differenz zwischen den beiden Präparaten größer sein.
An der Rx-Packung verdienen die Apotheken derzeit 8,71 Euro, denn der Preis für PiDaNa liegt heute bei 18,33 Euro. In diesem Bereich wird HRA Pharma sich auch nach dem OTC-Launch ungefähr bewegen. Damit dürften in der Apotheke bei gleichzeitig gestiegenem Einkaufspreis nur noch etwa 5 Euro pro Packung verbleiben.
Angesichts von 400.000 Packungen, die pro Jahr abgegeben werden, sind das alles keine dramatischen Zahlen. Auf der anderen Seite sparen die Kassen nach dem OTC-Launch die Beratung ein. Denn anders als Ärzte und Kliniken können die Apotheken ihre Beratungsleistung nach aktuellem Stand nicht gesondert abrechnen. Theoretisch könnten sie über den empfohlenen Abgabepreis gehen – in Zeiten von Apothekentests ist das aber unwahrscheinlich.
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