Ärzte kennen es schon, jetzt sind die Apotheker dran: Sie werden im Internet benotet. Kunden geben ihre Meinung zu Beratungsumfang, Kundenservice und Freundlichkeit des Apothekenpersonals ab. Zwar haben engagierte Apotheker die Bewertung ihrer Kunden nicht zu befürchten, doch wie bei allen anonym ausgestellten Zeugnissen ist ein Missbrauch nicht auzuschließen.
Ein Anbieter ist das Gesundheitsportal Jameda. Seit Dezember 2008 sind dort - neben der Bewertungsfunktion für Ärzte - alle Apotheken in Deutschland zur Benotung freigegeben. „Die Bewertungsfunktion der Apotheken bei Jameda soll ein wertvolles System in Deutschland schaffen, welches Patient und Apotheker in einen engeren Dialog bringt“, sagte Markus Reif, Geschäftsführer von Jameda, gegenüber APOTHEKE ADHOC. Patienten würde durch das Benotungssystem die Auswahl einer Apotheke enorm erleichtert, so Reif.
Die Nutzer des Portals vergeben Schulnoten in den Pflichtfächern Beratung, Service, Freundlichkeit, Diskretion und Produktauswahl. Wer will, kann auch noch Preise, Parkmöglichkeiten oder Öffnungszeiten bewerten. Ein Kommentarfeld für Freitext lässt Raum für eigene Gedanken. Jameda behält sich allerdings vor, „Kommentare stichprobenartig vor der Veröffentlichung zu prüfen“.
Allein solche Mechanismen schützen jedoch nicht vor Kunden, die dem Apotheker - aus welchen Gründen auch immer - einen Denkzettel verpassen wollen: Freitextfelder bergen immer das Risiko der üblen Nachrede. Auf Anfrage teilte Jameda aber mit, dass bislang kein einziger diffamierender oder unzulässiger Kommentar abgegeben worden sei. Anders beim Konkurrenten Topmedic: Rund 5500 Kommentare konnten im Portal nicht freigegeben werden, weil sie Schmähungen enthielten.
In der Regel läuft die Anmeldung bei den Portalen anonym ab. Zur Registrierung benötigt man lediglich eine gültige E-Mail-Adresse. Mit mehreren Benutzerkonten lässt sich kinderleicht ein und derselbe Apotheker mehrfach bewerten. Die Relevanz solcher Bewertungsportale steht und fällt mit der Anzahl „echter“ Nutzer. Viel zu befürchten haben Apotheker wohl nicht: In puncto Kundenzufriedenheit schneiden sie in Umfragen regelmäßig gut ab. Acht von zehn Kunden bleiben deshalb ihrer Stammapotheke treu.
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