In Hessen wurde der Notdienst durch die Landesapothekerkammer (LAK) neu geregelt. Einige Inhaber:innen können sich über einen fast halbierten Turnus freuen, andere jedoch müssen demnächst öfter in den Bereitschaftsdienst. So auch Lukas Frigger, Inhaber der Akazien-Apotheke in Bad Arolsen. Er findet die Neuregelung trotzdem „einen Schritt in die richtige Richtung“, es müsse jedoch „noch deutlich nachgeschärft werden.“
Frigger wird im kommenden Jahr drei Notdienste mehr leisten müssen: „Ich finde schon, dass die Neuregelung in die richtige Richtung geht, auch wenn es für uns erstmal anstrengender wird. Aber es wird viele Kollegen und Kolleginnen deutlich entlasten“, so der Inhaber. Teilweise mussten Inhaber:innen an die 180 Notdienste ableisten. „Gerade für diese Kolleg:innen freue ich mich.“ Trotzdem wäre es angebracht, die Regelung nochmal deutlich nachzuschärfen: „Eine länderübergreifende Regelung wäre für die Koordination besser. Teilweise haben gerade an den Ländergrenzen drei Apotheken Notdienst, die sehr dicht beieinander liegen“, so Frigger.
Dr. Christian Gerninghaus, der in Nordhessen einen Filialverbund betreibt, wird von der Neuregelung profitieren. Mit der Sonnen-Apotheke in Schlitz, der Wartenberg-Apotheke im gleichnamigen Ort und der Rathaus-Apotheke in Homberg kommt der Inhaber auf insgesamt 135 Notdienste in diesem Jahr. Ein Drittel davon übernimmt er selbst, den Rest stemmen seine Angestellten. Mit dem neuen Turnus ist er 2024 „nur noch“ 85 Mal eingeteilt: „Es sind immer noch viele Dienste, aber natürlich ist die Entlastung da, und es stellt für uns einen Fortschritt dar.“
Auch er gibt die teilweise undurchdachten Konstellationen an den Ländergrenzen zu bedenken: „Eine bundesweite Regelung wäre sehr wünschenswert. Das würde die Grenzen der Länder, an denen Apotheken sehr dicht beieinander Notdienst haben, deutlich entschärfen.“ Erstmal sei er aber sehr zufrieden im Hinblick auf das kommende Jahr. Auch vor dem Hintergrund der Lieferengpässe sieht er den kommenden Notdiensten nicht mehr ganz so angespannt entgegen: „Es war mit sehr viel Mühe verbunden, beispielsweise Antibiotika zu bestellen, um Patient:innen demnächst gut versorgen zu können“, so der Inhaber.
„Es geht nur noch über das Direktgeschäft, der Großhandel kann im Moment nicht dazu beitragen, dass wir ein vernünftiges Warenlager haben“, so Gerninghaus. Das sei ein Verlustgeschäft für die Apotheke: „Direktbestellungen laufen oft mit Mindestbestellmengen, so müssen statt drei Flaschen dann ganze Gebinde bestellt werden. Für die Apotheke ist das ganze Engpass-Thema eine wirtschaftliche Katastrophe. Die Situation ist alles andere als eine Versorgungsstabilität, die für ein Industrieland angemessen wäre“, so Gerninghaus.
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