Notdienst und G7: Apothekerin verschanzt sich Carolin Ciulli, 27.06.2022 14:50 Uhr
Apotheken sind rund um die Uhr im Einsatz und Angestellte erleben mitunter ungewöhnliche Notdienste. In der Promenade-Apotheke in Garmisch-Partenkirchen bereitete sich Apothekerin Regina Bründl-Pasch auf einen besonderen Sonntagsdienst vor. Denn in der bayerischen Stadt waren mehrere Proteste wegen des G7-Treffens angekündigt.
Das Polizeiaufgebot in Garmisch-Partenkirchen ist aktuell hoch. Denn anlässlich des G7-Gipfels vom 26. bis 28. Juni in Elmau entstehe im ganzen Landkreis „ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis“, kündigte die Polizei an. „Dabei gilt es sowohl Vorkehrungen gegen terroristische Gefahren zu ergreifen, als auch unfriedlichen Begleitmaßnahmen jeglicher Art Rechnung zu tragen.“ Für Sonntag waren insgesamt acht Versammlungen im Zusammenhang mit dem G7-Gipfel angemeldet.
Auch in der Promenade-Apotheke verlief der Sonntagsnotdienst anders als sonst. Bründl-Pasch überlegte sich bereits zuvor, dass sie die Abläufe ändern werde. Aus Sorge um ihr Auto ließ sie sich diesmal zur Arbeit fahren, und parkte entsprechend nicht an der Apotheke. „Man bereitet sich wie die Polizei vor“, sagt sie. Außerdem war ihr klar, dass sie die Eingangstür nicht wie sonst geöffnet lassen würde.
Versorgung nur über Klappe
Gestern jedoch „verschanzte“ sie sich lieber in der Apotheke. „Ich habe die Tür zugemacht und nur über die Klappe versorgt“, sagt sie. An einem normalen Sonntagsnotdienst im Sommer sei dies nicht möglich, weil so viel Kundschaft komme – zwischen 150 und 200 könnten es zuweilen sein. Vor allem Urlauber:innen seien darunter. Insgesamt sei der gestrige Tag jedoch ruhig und ohne Vorkommnisse verlaufen, so die Apothekerin. „Demonstranten kamen keine.“ Die Versammlungen in Garmisch-Partenkirchen seien am Sonntag „weitgehend friedlich“ verlaufen, resümiert auch die Polizei.
Sommergrippe, Magen-Darm-Infekte, Kopfschmerzen
Allerdings war die Kundschaft dennoch anders als bei einem normalen Notdienst. „Wir hatten die Leute hier, die an dem Gipfel beteiligt waren – also Presse, Security und Polizei“, sagt die Apothekerin. Vor allem Polizist:innen hätten die Apotheke gebraucht. Sie fragten nach Hilfen gegen Beschwerden wegen Sommergrippe, Magen-Darm-Infekten, Kopfschmerzen oder Infektionen. „Es gab keine Probleme, ich habe alle versorgen können.“ Abgabeschwierigkeiten wegen Lieferengpässen habe es nicht gegeben.
Von der Apotheke aus konnte die Approbierte die Demonstrationen beobachten. Insgesamt war das Polizeiaufgebot jedoch übermächtig. „Es waren mehr Polizisten als Demonstranten“, sagt sie. „Der Notdienst war besonders, es war permanent etwas los auf der Straße, das ist sonst viel weniger“, sagt sie. In die Apotheken kamen jedoch weniger, auch weil der G7-Gipfel viele Reisende fern hielt. Insgesamt versorgte sie rund 90 Kund:innen.