Tilidin und Zolpidem

Notdienst: Falsche Zava-Anrufe nerven Apotheker:innen

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Berlin -

Gefälschte Rezepte sind für Apotheken ein Ärgernis. Oft kommen die angeblichen Verordnungen am Mittwochnachmittag oder kurz vor der Schließung, um Nachfragen in der Praxis zu erschweren. Im gestrigen Sonntagsnotdienst riefen in mehreren Apotheken angebliche Zava-Nutzer:innen an und wollten ein Privatrezept einlösen. Die Inhaber:innen vermuten dahinter eine Masche von Kriminellen. Der Telemedizin-Anbieter distanziert sich von den Anrufen.

Sonntagsnotdienst: 21.33 Uhr in der Kaisen Apotheken in Bremen: Inhaberin Dr. Susan Plietker freut sich über eine ruhige Schicht, als das Telefon klingelt. Eine Frau ist am Apparat, fragt nach Tilidin und verweist auf ein Rezept, das ihr angeblich von Zava ausgestellt wurde. „Die Frage, ob ihr ein Rezept vorliegt, bejahte sie und ich habe ihr gesagt, dass sie mir die PZN vorlesen soll. Dann hat sie gleich aufgelegt“, sagt die Apothekerin.

Neues Ärgernis im Apotheken-Notdienst

Kurz darauf meldete sich wieder eine Frau per Telefon und gab sich erneut als Zava-Nutzerin aus. Diesmal wollte man ihr ein Rezept über Zolpidem ankündigen. Um 22.39 Uhr dann der nächste Anruf, wieder ein vermeintlicher Zava-Nutzer: Der Mann sei aber gar nicht mehr zu Wort gekommen, sagt die Apothekerin. „Da bin ich gleich explodiert. Ich habe gesagt, dass mir die App bekannt ist und dass es nervt.“ Damit war das Gespräch für die Approbierte beendet. Im Notdienst mit solchen Anrufen gestört zu werden, sei sehr ärgerlich. „Das geht gar nicht, man wird schon genug gestört.“

Etwa um 22 Uhr ging auch in einer anderen Apotheke ein ähnlicher Anruf ein: Gefragt wurde ebenfalls nach Zolpidem. „Das ist ein Klassiker“, sagt Uwe Hansmann. Die Anruferin habe wissen wollen, ob er die digitalen Rezepte der Zava-App beliefern könne. „Ich habe gesagt, dass ich nicht verifizieren kann, ob das rechtlich in Ordnung ist“, sagt der Inhaber der Alten Apotheke in Lilienthal. „Es scheint eine neue Masche zu sein, um an Drogenersatzprodukte ranzukommen.“

Die Apotheke werde dabei in die Ecke gedrängt, sagt Hansmann. Letztlich habe die Frau nur angekündigt, ein Zava-Rezept per WhatsApp schicken zu wollen. Kurz darauf habe ein Mann angerufen, der die App erklären wollte. „Ich finde das sehr bedenklich und würde gerne wissen, wie diese Rezepte rechtlich im Notdienst geregelt sind.“ Auch Plietker spricht von einer „Grauzone“. Sie informierte bereits die Apothekerkammer über die Anrufe und teilte die Mobilnummern mit.

„Tagsüber würde ich bei ‚normalen‘ Rezepten beispielsweise Bluthochdruckmittel abgeben. Aber nicht Zolpidem im Notdienst“, sagt sie. Die Anrufe von gestern Abend seien jedoch von Kriminellen ausgegangen. „Die probieren es, das ist auf jeden Fall gefälscht.“ Generell kämen Zava-Verordnungen eher selten vor – wenn überhaupt einmal pro Monat. Auch bei Hansmann gehen reguläre Zava-Rezepte über gesund.de ein, die gekennzeichnet und verifizierbar seien.

Zava schließt Zusammenhang aus

Zava verweist auf Anfrage darauf, dass diese Wirkstoffe von den Online-Ärzt:innen nicht verordnet würden. Zava biete als Telemedizin-Plattform keine eigenen Sprechstunden an, in denen solche Tabletten verschrieben würden, so eine Unternehmenssprecherin. Auch sie vermutet, dass dahinter falsche Anfragen stehen. Die Apotheke werde nur ein Medikament abgeben, wenn ein gültiges – verifiziertes – Rezept vorliege. „Es scheint mir sehr merkwürdig, dass Apotheker diese Art der Anrufe von Zava-Patienten bekommen. Zava-Rezepte werden (mehrheitlich digital) direkt von dem behandelnden Arzt an die von dem Patienten gewählte Apotheke übermittelt.“

Das bedeutet, dass der Patient eine Apotheke auswähle, an die das Rezept geschickt werden solle. „Es gibt also keinen Grund für den Patienten, die Apotheke anzurufen, das Rezept hat die Apotheke schon.“ Das Rezept zeige alle nötigen Informationen, die ein Rezept haben soll: Neben den verschriebenen Medikamenten zeigt es klar sichtbar unter anderem den Namen des Patienten sowie den Namen und die Adresse des behandelnden Arztes inklusive Signatur.

Ferndiagnosen und -behandlungen per Internet sind unter bestimmten Bedingungen zulässige Formen der Patientenbetreuung. Online-Arztbesuche nahmen zuletzt stark zu und in Apotheken gehen immer mehr E-Rezepte ein. Auch der Telemedizin-Anbieter Zava wächst und teilte unlängst mit, im vergangenen Jahr 250.000 Privatrezepte ausgestellt zu haben. Die Abwicklung der E-Rezepte von Zava übernimmt Noventi.

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