Notdienst: Überbürokratisierung und wenig Notfälle Carolin Ciulli, 04.07.2024 12:58 Uhr
In Hessen gibt es seit Jahresbeginn keine festen Notdienstkreise mehr. Die Neuregelung wird von vielen Inhaberinnen und Inhabern befürwortet, da sie dadurch weniger oft eingeteilt sind. Allerdings kommt es weiter zu undurchdachten Konstellationen – gerade an den Landesgrenzen.
Die Hubertus Apotheke in Limburg an der Lahn und die Amtsapotheke in Diez liegen keine fünf Kilometer auseinander. Sie werden von Adolf Wuth beziehungsweise von Christian Wuth betrieben. Die beiden Pharmazeuten sind Brüder und konnten über die Einteilung ihres jüngsten Notdienstes nur den Kopf schütteln. Denn die Kammern in Hessen und Rheinland-Pfalz teilten beide gleichzeitig ein.
Kurzer Abstand gemeldet
Die Kammern achteten nicht auf die Dienste der Nachbarländer, so Adolf Wuth. „Da kommen solche Dinge raus, dass man in kürzestem Abstand Dienst hat. Sonst können sie auch mal 30 Kilometer fahren.“ Es handele sich um eine „Überbürokratisierung der Kammern“. Er habe diese Konstellation an die Kammer gemeldet.
In den Zahlen hätten sich die eng nebeneinander liegenden Dienstorte leicht niedergeschlagen. Es sei „etwas weniger los“ gewesen, so Wuth. „Ich hatte bis Mitternacht gut zu tun. Die Nacht war dann entspannt.“ Viele Kundinnen und Kunden seien mit E-Rezepten von Bereitschaftspraxen gekommen. Der Apotheker stellte zuletzt vermehrt fest, dass es sich dabei nicht immer um Notfälle handelt: „Die Leute nutzen den Notarzt, weil sie keinen Termin beim Hausarzt bekommen.“
Apotheke in achter Generation
Die Brüder versorgten die Kundinnen und Kunden mit ihren Jubiläums-T-Shirts. Denn die Amtsapotheke feiert 350. Bestehen. Sie wird in achter Generation geführt. „Die 9. Generation steht schon in den Startlöchern“, sagt Wuth, dessen Tochter derzeit im Praktischen Jahr ist. Sein Neffe ist bereits Approbierter. Am kommenden Samstag wird das Jubiläum beim Altstadtfest mit einem Tag der offenen Tür gefeiert.
Im Vergleich zum vergangenen Donnerstag, an dem die Mehrheit der hessischen Apotheken wegen der Protestaktion geschlossen hatten, sei es eher ruhig gewesen. Denn an diesem Tag hatte seine Apotheke Notdienst und deshalb geöffnet. Die Kundenzahlen hätten sich im Vergleich zu einem regulären Dienst vervierfacht, sagt Wuth. „Das ist ja klar, denn überall in der Stadt war es ein normaler Tag und die Ärzte hatten offen.“