Normgrößen-Chaos: „Ewiges Abfragen bringt PC zum Absturz“ Sandra Piontek, 20.03.2024 15:37 Uhr
Eine Inhaberin aus Bayern ärgert sich über die Zuteilung von Normgrößen für mehrere Packungsgrößen. Für sie macht das oft keinen Sinn: „Für mich ist diese Sache nicht hinnehmbar. Ein absolutes No-Go ist die Einteilung beispielsweise bei Inflectra“, so die Apothekerin. In der vergangenen Woche habe die Abfrage zu einem E-Rezept mit einem Computerabsturz geendet.
Während es bei Pantoprazol egal sei, ob die N3-Packung entweder 98 oder 100 Stück beinhaltet, müsse man bei Antibiotika definitiv auf die Therapielänge achten, so die Apothekerin. „Rabattpartner beinhalten manchmal zu wenig Tabletten, man muss immer aufpassen, dass dies im Stress nicht durchrutscht. Hinzu kommt dann noch der Mehraufwand wegen der Dokumentation.“ Einen Austausch müsse man immer begründen.
Ein absolutes No-Go ist in ihren Augen die Einteilung bei Inflectra (Infliximab). „Sind 400 mg verordnet, erscheinen zunächst logischerweise sämtliche preisgünstigeren Importe mit 200 und 300 mg“, so die Inhaberin. „Beide Stärken sind wie 400 mg auch in der N1 erhältlich.“ Das Problem: „All diese Stärken ploppen dann unter den Bezeichnungen Remsima und Inflectra auf“, berichtet sie. Was folge, sei endloses Klicken bis die Stärke à 400 mg erscheine, „und dann muss man noch einen lieferfähigen Import finden“, ärgert sie sich.
Wie ein Depp am Bildschirm
Mehr noch: „Das Prozedere muss durchgespielt werden, während der Patient vor einem steht und man wie ein Depp zehn Minuten am Bildschirm klickt und das passende Medikament sucht“, so die Apothekerin. Die Suche sei manchmal schier endlos, denn: „Für Inflectra sind es 111 Alternativen, die unter N1 subsumiert sind, und alle müssen auf Lieferfähigkeit geprüft werden, bevor man eine PZN in die Kasse übernehmen kann.“
Zu allem Überfluss fehle dann bei den Importen oftmals der notwendige Filter, um das Medikament korrekt anzuwenden: „Die Apotheke muss dann entweder auf eigene Kosten den Filter dazulegen, oder aber der Patient braucht ein Hilfsmittel-Rezept extra“, so die Inhaberin. „Dieses würden Ärzte aber nicht ausstellen, da der Filter beim Original ursprünglich inklusive ist“, so die Apothekerin.
Das Problem: „Ich kann im Vorhinein nicht sehen, ob der Filter bei einem Import auch enthalten ist“, so die Apothekerin. Ohne Filter können Patient:innen aber das Medikamnet nicht anwenden. Deswegen habe sie nun eine Vereinbarung mit der Sprechstundenhilfe getroffen: „Die Filter werden in der Arztpraxis vorrätig gehalten, sind diese aus, dann bekommen wir ein Hilfsmittel-Rezept.“
Um Unannehmlichkeiten zu umgehen, habe sie ebenfalls Filter auf Lager gelegt. Was noch hinzukommt, sind die unterschiedlichen Bezeichnungen, die beim Patienten zu Verunsicherungen führen. „Nicht alle Patienten haben dafür Verständnis, dass ihr Medikament plötzlich anders heißt“, so die Pharmazeutin.
Höllisch viel zu beachten
„Bei uns ist jeder genervt, wenn so ein Rezept kommt, weil es so höllisch viel zu beachten gibt“, so die Inhaberin. Man sei ewig damit beschäftigt. „Letzte Woche wurde solch eine Verordnung per E-Rezept bei uns eingereicht. Bei der ganzen Abfragerei hat sich schlussendlich der Rechner aufgehangen“, so die Apothekerin. „Im Anschluss daran ließ sich das Rezept nicht mehr bearbeiten.“
Nach ewigem Hin und Her wurde doch ein Weg gefunden: „Über ein kleines Hintertürchen und mit Suchfilter konnten wir das Rezept zumindest aus dem Nirwana wieder in die Kasse laden. Wir haben es tatsächlich zur Abrechnung gebracht. Ich hoffe jetzt nur, dass auch alle Daten übertragen wurden und wir das Geld bekommen“, so die Apothekerin.