Apothekerin Annette Luchten Osterkamp hat sich über die Empfehlung des brandenburgischen Gesundheitsministeriums geärgert, Ärztinnen und Ärzte mögen bei Engpässen auf den Versandhandel ausweichen. „Wir können hier nicht einfach untergehen und uns alles gefallen lassen“, sagt die Inhaberin der Anger Apotheke in Düsseldorf. Sie schrieb einen Brief an Ministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) und verlangte eine Erklärung, warum ihr Haus Patiententinnen und Patienten auffordert, bei ausländischen kapitalgesteuerten Großkonzernen zu bestellen.
Luchten Osterkamp musste ihrer Wut Luft machen, als sie las, dass das Gesundheitsministerium in Potsdam bezüglich einer Lieferunfähigkeit eines Osteoporosemedikaments auf ausländische Versandapotheken verwies. Sie schrieb im Namen des kompletten Teams an Nonnemacher: „Nach meiner Recherche können auch die Versandapotheken keine Anforderung beliefern“, stellte sie zu Beginn klar und listete im Anhang ihre Online-Recherche.
„Mit Erstaunen haben meine Mitarbeiterinnen und ich Ihre Aussage daher zur Kenntnis genommen. Nicht die deutschen Apotheker:innen sind für die schlechte Liefersituation der Medikamente verantwortlich, sondern ihr Kabinettskollege Professor Dr. Lauterbach“, heißt es weiter. Der Bundesgesundheitsminister habe bereits auf seine Fehler öffentlich hingewiesen, dass man es in der Arzneimittelversorgung mit der „Ökonomisierung übertrieben“ habe.
Es sei erstaunlich, dass diverse Engpässe nicht auf der Seite des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gelistet seien. Die Rabattpartner der Krankenkassen würden diese offenbar nicht übermitteln oder das BfArM die Meldungen nicht verarbeiten.
Dann kritisiert Luchten Osterkamp die fehlende politische Unterstützung für die Apotheken. In der schwierigen Corona-Zeit mit all ihren Herausforderungen seien die Apotheken noch „heftig beklatscht“ worden. Die mangelnde Wertschätzung spiegele sich allerdings in dem seit Jahren nicht angepassten Honorar wider. „Wir kennen keinen anderen Berufsstand, der in diesen Zeiten keinen Inflationsausgleich erhält, sondern im Gegensatz zu jeder anderen Berufsgruppe das Honorar noch reduziert bekommt. Effizienzreserven scheinen nur für unseren Berufsstand zu gelten. Im Bereich des öffentlichen Dienstes bekommen alle Mitarbeitenden eine Anpassung ihrer Gehälter, ebenso die Politiker:innen.“
Die Inhaberin moniert, dass in einem Berufsfeld mit einer so hohen Frauenquote nicht mehr Unterstützung seitens Nonnemachers Parteikolleg:innen wie Außenministerin Annalena Baerbock kämen. „Nicht nur, dass der Apothekenalltag mit den Lieferengpässen, Ausfällen beim E-Rezept und der Gematik immer schwieriger wird, müssen wir nun auch noch zur Kenntnis nehmen, dass Politiker:innen die Patienten:innen auffordern, bei ausländischen kapitalgesteuerten Großkonzernen zu bestellen. Das verärgert uns sehr. Wir bitten um eine Stellungnahme.“ Nach dem Schreiben der E-Mail habe sich das komplette Team „befreit“ gefühlt.
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