Viele Jahre war Anja Schmidt in der Moorbusch-Apotheke in Cremlingen angestellt. Als ihr Chef aus Altersgründen aufhören musste, beschloss sie seine Nachfolge anzutreten. Die Pharmazeutin verhindert damit die Schließung von gleich zwei Landapotheken.
In der kleinen Apotheke in Mascherode war in den vergangenen Tagen viel los. Aufsteller und einzelne Regale flogen raus, einige ältere Produkte wurden kurzerhand entsorgt. „Die Sicht- und Freiwahl sollen übersichtlicher und moderner werden“, erklärt Anja Schmidt. Zum 1. Februar hat sie hat die Apotheke übernommen und damit die Schließung der kleinen Landapotheke am Rande Braunschweigs verhindert.
Ihr ehemaliger Chef, Dr. Armin Landeck, hat bereits Anfang 2016 beschlossen, in Rente zu gehen und machte sich auf die Suche nach einem Nachfolger für seine zwei Apotheken in Mascherode und in Cremlingen. „Eines Tages hat er mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, die Apotheken zu übernehmen“, erinnert sich Schmidt.
Die Apothekerin arbeitete bereits seit 2006 für Landeck, zunächst in einer Apotheke in Königslutter, die allerdings später verkauft wurde. Kurz zuvor ist Schmidt in Elternzeit gegangen. Fünf Jahre hat die Pharmazeutin pausiert und zwei Kinder bekommen. Nach der langen Pause stieg sie in der Cremlinger Moorbusch-Apotheke mit 15 Wochenstunden wieder ein.
Diesen Stundenumfang habe sie allerdings nicht lange halten können. „Dann wurden zwei Kolleginnen kurz nacheinander schwanger, so dass sich die Stundenzahl jedes Mal etwas erhöht hat“, erzählt Schmidt. Gleichzeitig habe sich ihr Chef aus gesundheitlichen Gründen immer mehr aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. Nach und nach hat die Apothekerin immer mehr leitende Aufgaben übernommen.
Als ihr Chef ihr das Angebot machte, hat die Apothekerin zwar eine Weile überlegt, konnte aber am Ende nicht ablehnen. Zwar sei sie lange überzeugt gewesen, als Angestellte Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren zu können. „Ich habe allerdings zuletzt so viel Herzblut und Zeit in die Moorbusch-Apotheke investiert“, berichtet Schmidt. „Ich konnte mir nicht vorstellen, sie jemand anderem zu überlassen“. Zumal man nie weiß, ob man zum neuen Chef ein so gutes Arbeitsverhältnis aufbauen kann. Auch die Sorge, die weitreichende Befugnisse, über die Apothekerin lange Zeit verfügte, könnten wieder beschnitten werden, habe eine Rolle in ihren Überlegungen gespielt.
Da Landeck aber beide Apotheken nur im Doppelpack verkaufen wollte, übernahm Schmidt auch die Apotheke in Mascherode. „Eine hätte auch gereicht“, schmunzelt sie. „Allerdings hätte mein Chef die kleine Apotheke ohne die Moorbusch-Apotheke in Cremlingen mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht verkaufen können“.
Zwei Apotheken auf einmal zu übernehmen, empfindet die Pharmazeutin als eine große Herausforderung. Zumal ihr Chef aus gesundheitlichen Gründen keine ausführliche Übergabe und Einarbeitung machen konnte. „Ich muss mir gerade sehr viel selbst erarbeiten“, gibt sie zu. „Nur dank den beiden tollen Teams in den Apotheken funktioniert es ganz gut“. Ihren Mitarbeiterinnen mache es nichts aus, dass ihre Kollegin nun ihre Chefin ist. Man duze sich im Team und begegne sich auf Augenhöhe. Daran habe sich auch durch ihren Rollenwechsel nichts geändert.
Beide Apotheken sollen in Zukunft das charakteristische Logo mit dem Graureiher führen, das die Apothekerin mithilfe von zwei Designerinnen gestaltet hat. „Viele Kunden haben gar nicht gewusst, dass die beiden Apotheken zusammengehören“, erklärt Schmidt. Das soll sich ändern. Schon bald soll es auch eine Webseite für beide Apotheken und damit auch die Möglichkeit, Medikamente online vorzubestellen, geben.
Während in der kleinen Apotheke in Mascherode laut Schmidt noch Modernisierungsbedarf besteht, ist die Moorbusch-Apotheke bereits modern ausgestattet. So werde dort mit einem Kommissionierer gearbeitet. Das Labor ist mit einem Infrarot-Spektrometriegerät zur sicheren Substanzprüfung ausgestattet. Auch das Kassensystem habe man kürzlich gewechselt.
Das System soll nun auch in der Apotheke in Mascherode installiert werden. „Dann sind beide Apotheke besser miteinander vernetzt“, hofft Schmidt, die an zwei Vormittagen in der Woche in der kleinen Apotheke vor Ort sein will.
Die neue Chefin hat sich außerdem vorgenommen, mehr Schulungen für ihre Mitarbeiterinnen zu ermöglichen. So soll es spezielle Aus- und Weiterbildungen geben, die sich an den Interessen des Personals orientieren. „Eine Mitarbeiterin kennt sich beispielsweise bereits gut im Bereich der Tierarzneimittel aus“, berichtet Schmidt. „Das können wir mit einer Fortbildung unterstützen, zumal unsere Kunden häufiger nach Medikamenten für ihre Vierbeiner fragen“.
Auch das das Angebot der Apotheken soll mit der Zeit überarbeitet und modernisiert werden. Bereits jetzt hat Schmidt neben den Nahrungsergänzungsmitteln von „pure encapsulations“ die Pflegeserie von Caudalie neu ins Sortiment aufgenommen. Der größte Wunsch der Pharmazeutin: In beiden Apotheken sollen sich sowohl ihre Kunden als auch ihre Mitarbeiterinnen wohl fühlen.
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