Die Apothekerkammer Niedersachsen führt einen groß angelegten Apothekentest durch. Mindestens 10 Prozent der Mitglieder sollen in den kommenden Wochen und Monaten von Testkäufern besucht werden. Dazu hat die Kammer eine externe Firma beauftragt, die sich auf Mystery Shopping spezialisiert hat.
Die Testkäufer haben von der Kammer konkrete Vorgaben und ein sehr klares Szenario bekommen. Da keine pharmazeutisch geschulten Mitarbeiter aus der Geschäftsstelle in die Apotheken geschickt werden, soll explizit nicht die Qualität der Beratung untersucht werden. Es geht um Grundsätzliches: Überprüft wird etwa, ob die Apotheke eine aktives Beratungsangebot unterbreitet oder nicht.
Zunächst sollen 50 Apotheken getestet werden. Danach erfolgt eine erste Auswertung, damit der Test gegebenenfalls angepasst werden kann. Möglicherweise werden erste Ergebnisse schon bei der Vorstandssitzung im Dezember präsentiert werden.
Anschließend sollen weitere 150 Apotheken besucht werden. Damit wären dann rund 10 Prozent der niedersächsischen Apotheken getestet. Nach einer erneuten Auswertung will die Kammerspitze entscheiden, ob der Test auf alle Apotheken des Bundeslandes ausgeweitet werden soll.
Die Apotheken im Kammerbezirk wurden über den Testlauf informiert: „Eine Voruntersuchung der Kammer zur Beratungsqualität in öffentlichen Apotheken und von Versandapotheken hat die den Berufsstand immer wieder belastenden schlechten Ergebnisse von Stiftung Warentest und auch der enttäuschenden Ergebnisse der BAK-Beratungschecks leider bestätigt“, heißt es in einem Rundschreiben. In der Hälfte der Fälle sei nicht beraten worden.
Die Kammervorstand sehe sich deshalb veranlasst, eigene Beratungstest auf Grundlage der Vorgaben der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) durchzuführen, heißt es weiter. Schneidet eine Apotheke schlecht ab, soll sie zunächst „über ihre Verpflichtung zur Qualitätssicherung belehrt“ werden. „Bei wiederholten Pflichtverletzungen werden auch berufsrechtliche Maßnahmen geprüft“, kündigt der Vorstand an.
Kammerpräsidentin Magdalene Linz hat die Mitglieder persönlich darauf hingewiesen, dass die Tests ab Dezember beginnen werden. „Apotheken, die in dem Beratungstest gewissermaßen durchfallen, werden wiederholt überprüft“, so Linz. Nachdem 200 Apotheken geprüft worden sind, soll das Verfahren evaluiert und gegebenenfalls nachjustiert werden.
Linz erklärt, dass es ihr bei den Tests darum geht, die Apotheken zu unterstützen. Diese könnten die Inhaber für die Abläufe im Betrieb sensibilisieren und dabei helfen, Arbeitsprozesse zu verbessern. „Schließlich geht es um Ihre Kernleistung: Kann der Berufsstand mit dieser nicht überzeugen, sind grundlegende Strukturen, wie das Apothekenmonopol gefährdet“, schreibt Linz an die Mitglieder.
Laut Kammerpräsidentin Magdalene Linz haben die Mitglieder überwiegend positiv auf diese Ankündigung reagiert. Es habe nur vereinzelt negative Kommentare gegeben, was sie überrascht und für die Mitarbeiter im Haus gefreut habe, sagt Linz.
Der Kammerpräsidentin zufolge haben die Mitglieder überwiegend positiv auf diese Ankündigung reagiert. Es habe nur vereinzelt negative Kommentare gegeben, was sie überrascht und für die Mitarbeiter im Haus gefreut habe, sagt Linz.
Die Kammerpräsidentin ist grundsätzlich angetan von der Idee, Testergebnisse auch öffentlich zu machen. Den offenen Umgang der bayerischen Landesapothekerkammer mit den mäßigen Ergebnissen bei einem groß angelegten Rezepturtest sieht sie positiv. Wie die Niedersachsen nach ihrem Test verfahren werden, hat der Vorstand aber noch nicht entschieden.
Bei der Beratung genauer hinsehen wollen künftig auch die Pharmazieräte: Im Sinne einer kontinuierlichen Verbesserung der Arzneimittelversorgung werde dieser Bereich künftig im Rahmen der Revision verstärkt überwacht, heißt es in einer Resolution der Arbeitsgemeinschaft der Pharmazieräte Deutschlands (APD).
Linz findet es prinzipiell positiv, dass sich die Pharmazieräte auf diesen Bereich konzentrieren wollen. Einige ließen sich schon schon heute die Vorgaben aus dem Qualitätsmanagement zeigen und überprüften die Umsetzung. Allerdings werde dies aktuell nicht einheitlich gehandhabt. Bei den Dienstbesprechungen mit den Pharmazieräten werde man auch auf dieses Thema zurückkommen. Mit den Tests der Kammer kollidiere das nicht. „Es wäre nur schön zu wissen, was oder wie kontrolliert wird“, so Linz.
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