Der neue CEO von Phoenix, Sven Seidel, glaubt, dass die Digitalisierung eine Chance für die Apotheke vor Ort ist. Der Branchenprimus will den Kunden dabei als Partner zur Seite stehen. Seidel lässt keinen Zweifel daran, auf welcher Seite er steht.
Er persönlich sei der Überzeugung, dass die Digitalisierung eine Chance für den stationären Handel ist – also auch für die Vor-Ort-Apotheken: „Man darf Digitalisierung nicht mit E-Commerce und Versandhandel gleichsetzen. Vielmehr ermöglicht die Digitalisierung einen neuen kundenzentrierten Ansatz“, so Seidel, der im November von Otto zu Phoenix gekommen war. Phoenix sei gut aufgestellt und verfüge mit ADG und „Deine Apotheke“ über Leistungsangebote, um Partner für die Digitalisierung zu werden. „Wir wollen unsere Dienstleistungspalette für die Apotheken weiter ausbauen“, so Seidel.
Dass er sich durch und durch als Dienstleister für seine Kunden sieht, wird immer wieder deutlich: Für Phoenix hat er sich nach den ersten sechs Monaten im Amt die beiden Schwerpunkte Effizienz und Leistung auf die Fahne geschrieben: Was Einzel-, Groß- und Versandhandel gemeinsam hätten, sei die Notwendigkeit, immer für die Kunden da und besser als der Wettbewerb zu sein. So gesehen ändere auch die geplante Fusion von Gehe und Alliance Healthcare Deutschland (AHD) nichts: „Wir müssen tagtäglich die beste Leistung bringen“, so Seidel. Weitere mögliche Konzentrationsprozesse im deutschen Großhandel lasse man daher auf sich zukommen.
Wie groß der Umsatzanteil am Ende sein wird, den Apotheken über Plattformen oder Apps generieren, darauf will Seidel sich nicht festlegen: Im Vergleich zum stationären Handel sei der Katalog-Versandhandel natürlich deutlich stärker von der Digitalisierung getroffen worden, berichtete Seidel von seinem früheren Arbeitgeber. Die „Abmischung“, wie viel Umsatz über welche Kanäle generiert werde, sei sektorenspezifisch und nur schwer vorauszusagen.
Für ihn sei aber klar, dass die Apotheke vor Ort der „Dreh- und Angelpunkt für die Gesundheitsversorgung“ bleiben werde. Gerade in den vergangenen acht Wochen hätten die Apotheken gezeigt, welche Bedeutung sie – nicht nur in Corona-Zeiten – haben: „Sie sind wohnortnah, gut vernetzt und als Experten in Gesundheitsfragen absolut notwendig, um Medikamente zu den Menschen vor Ort zu bringen.“ Von Phoenix gebe es daher ein ganz klares Commitment: „Wir werden die Vor-Ort-Apotheke noch vertrauensvoller und noch intensiver unterstützen.“
Als wichtigstes Leistungsangebot dabei sieht er „Deine Apotheke“: Man habe die App stark ausgebaut; 50.000 Bestellungen gingen monatlich über sie in den Apotheken ein, mit einer Nutzungsrate von 35 Prozent sei es die mit Abstand beliebteste Apotheken-App in Deutschland. Mehr als 4000 Apotheken machten mit, auch dank der Kooperation mit Payback, bei der 1600 Apotheken angeschlossen seien.
Nun verfolge man einen Multichannel-Ansatz und habe die Kooperation Livplus in „Deine Apotheke“ überführt. Damit gibt es nun Einkaufsvorteile, im Sommer komme die erste Kundenzeitschrift für Frauen kostenlos in 5000 Apotheken. „Deine Apotheke“ ist laut Seidel ein „ganz starkes Signal für die Bedeutung der Vor-Ort-Apotheke für die Gesundheitsversorgung“.
Gerade in Deutschland sei man in einer sehr guten Ausgangssituation, um Trends zu begleiten und Innovationen zu entwickeln. Corona habe zwar hohe Unsicherheit bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung gebracht, angesichts der hohen Nachfrage nach Gesundheitsleistungen gehe man aber nach wie vor von einem moderaten Wachstum der Pharmamärkte aus.
Im Ende Januar abgelaufenen Geschäftsjahr steigerte Phoenix den Umsatz um 5,9 Prozent auf 27,3 Milliarden Euro. In Deutschland legten die Erlöse um 3,6 Prozent auf 9,2 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich stand ein Überschuss von 44 Millionen Euro.
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