Bei den FFP2-Masken durften die Apotheken einspringen, bei den Laientests setzt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf Discounter. Er wird nicht müde zu betonen, welche Vorteile dieser Kanal hat – für den Preis, aber auch für die Verfügbarkeit. Er spricht von einer „neuen Qualität“.
Im Interview mit dem Deutschlandfunk räumte Spahn ein, dass die gerade zugelassenen Tests wahrscheinlich nicht „gleich übermorgen in allen Regalen in Deutschland“ verfügbar sein werden. „Das habe ich auch gestern im Bundestag sehr klar gesagt. Aber ich weiß anders herum auch, weil wir ja diesmal nicht auf Apotheken oder Drogerien beschränkt sind bei diesen Tests, sondern dass diese tatsächlich in allen Bereichen – im Einzelhandel, im Discounter, in der Drogerie – verfügbar sein werden. Das heißt, dass hier jetzt sehr hochvolumig Verträge geschlossen werden können.“
Spahn weiter: „Deswegen werden wir sicherlich in den nächsten Tagen – ich kann jetzt nicht sagen auf den Tag genau; das sind ja Verträge zwischen Hersteller und dem Handel – diese Tests sehen werden.“ Er habe gestern schon die erste Werbung für einen solchen Test als Bürger auf seinem privaten Mail-Account erhalten. „Deswegen, da bin ich sehr sicher, wird sich das jetzt im März verändern. Das ist eine neue Qualität.“
Warum keine Apothekenpflicht vorgesehen ist, um die Beratung zur korrekten Anwendung zu gewährleisten, hatte Spahn bereits in der vergangenen Woche mit Verweis auf die Packungsbeilage beantwortet: Bei den Laientests sei nicht nur die Qualität von Bedeutung, sondern auch, dass diese durch nicht geschulte Laien durchzuführen seien. Dies werde bei der Zulassung geprüft, sodass aus seiner Sicht offenbar keine besondere Beratung notwendig ist. Tests könnten auch im Einzelhandel und bei Discountern erhältlich sein. Beim Vertrieb gehe es um eine breite Verfügbarkeit, sagte Spahn. „Und im Zweifel sind sie auch günstiger, wenn sie tatsächlich in allen Bereichen des Handels angeboten werden.“
Dass Deutschland so spät dran ist, verteidigte Spahn im Inteview mit dem Deutschlandfunk erneut mit seiner Erwartung an die Qualität der Tests: „Ich habe mir das in Österreich angeschaut. Ich beschreibe das jetzt nur, das sind unterschiedliche Angänge. In Österreich bestätigen die Unternehmer schriftlich, dass mit ihren Tests die Qualität in Ordnung ist. Bei uns prüft die Behörde tatsächlich auch die Unterlagen der Unternehmen, schaut, ob die Gebrauchsanweisung eine ist, die auch jemand so verstehen kann, dass er den Test gut machen kann, und dass die Qualität des Tests durch Studien belegt ist, wie häufig also tatsächlich das Ergebnis stimmt und wie häufig es nicht stimmt.“
Dass die jetzt zugelassenen Tests „alle nahe an 100 Prozent dran“ sind, sei ihm wichtig. „Ein Test, der nur zu 60 oder 70 Prozent das richtige Ergebnis bringt, der kann auch viel Unheil anrichten, wenn er in falscher Sicherheit wiegt. Deswegen haben wir zwei unterschiedliche Herangehensweisen in beiden Ländern.“
Was seiner Meinung nach in Österreich bereits schief läuft, sagte er nicht. Stattdessen räumte er sogar selbst ein: „Nach Prüfung der Qualität werden jetzt auch die Selbsttests, die in Österreich eingesetzt werden, bei uns mehr und deutlich verfügbar werden und die können dann auch dort helfen.“
Befragt, warum Kanzlerin Angela Merkel (CDU) den von ihm genannten Termin für kostenlose Schnelltests in Apotheken, Arztpraxen und Testzentren gestoppt habe, sagte Spahn: „Wir hatten ja ein in sich rundes Konzept, das sich auch anlehnt an dem, was Österreich, was Dänemark machen.“ Den Bürgerinnen und Bürger wolle man „quasi einen Bürgertest“ anbieten, also die Möglichkeit, sich testen lassen zu können „in den Testzentren, in Apotheken, die sich als Testzentren sehen, bei Dienstleistern, die von den Gesundheitsämtern beauftragt werden“. Spahn: „Diese Infrastruktur ist ja an vielen Stellen schon da. Ich war mir mit Finanzminister Scholz einig auch über die Finanzierung, so dass wir innerhalb der Bundesregierung das auch gut abgestimmt hatten. Aber ja, es gab noch Fragen aus den Ländern, von Ministerpräsidenten, und daraufhin haben wir entschieden, es mit denen am 3. März noch zu besprechen.“
Welche Fragen das denn seien? „Es gibt einen Folgeschritt, der zu besprechen ist. Das eine ist ja, das Angebot zu machen, dass jeder nach eigener Einschätzung sich auch testen lassen kann, auch nach dem Bedarf, etwa zum Reisen.“ Quoten wie in Österreich oder Dänemark, wo sich laut Spahn etwa 2,5 Prozent der Bevölkerung am Tag testen lassen, seien „darstellbar, finanziell und organisatorisch“. Kopple man Tests aber an bestimmte Öffnungsschritte, etwa den Besuch von Veranstaltungen oder von Geschäften, sei der Bedarf aber deutlich höher. „Diese Debatte ist hinzugetreten in den letzten Tagen und macht dann noch mal, glaube ich, dann auch Sinn, das miteinander zu koppeln.“ Diese Debatte habe sich über das Wochenende entwickelt. „Manchmal geht es in der Politik schnell.“
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