Apotheker rechnet Honorar vor

Neue pDL: 120 Euro, sonst Selbstausbeutung

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Berlin -

Apotheken sollen drei weitere pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) anbieten. Wie genau die Präventionsmaßnahmen gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen vergütet werden sollen, steht noch nicht fest. Ein Inhaber rechnet vor.

Die im Referentenentwurf zum „Gesundes-Herz-Gesetz“ (GHG) geplante Einführung von weiteren pDL sei ein richtiger Ansatz, sagt Apotheker Norbert Peter. Der Inhaber der Burger Apotheke in Berlin betont jedoch, dass die Honorierung dafür „wertschätzend“ ausfallen müsse. „Liebe Abda, nicht unter Wert verkaufen“, sagt er. „Bitte nicht für die berühmten 0,50 Cent und dann wundern, dass keiner dafür die ohnehin knappen und wertvollen Personalressourcen einsetzt.“

Angestellte, die im Handverkauf tätig seien, müssten einen bestimmten Rohertrag erzielen, sonst gehe es in die „Selbstausbeutung und die Insolvenz“. Betriebswirtschaftlich müsse eine oder ein PTA in dieser Zeit im Handverkauf einen Rohertrag von 80 Euro pro Stunde erzielen, eine Approbierte oder ein Approbierter müsse auf 120 Euro pro Stunde kommen. „Die Zeiten von Quersubventionierung sind längst vorbei, wovon denn auch noch?“, fragt er. „Was nichts kostet, ist nichts wert. Und wer für Centbeträge arbeitet, schätzt seinen eigenen Wert für die Gesellschaft niedrig ein, das genau ist unser Problem.“

Für seine Schätzung hat der Apotheker die Personalkosten herangenommen und den Stundenlohn ermittelt. Davon zog er unter anderem Urlaubstage und auch Sonntage ab. Zudem zog er 40 Prozent ab, da auch die Angestellten im HV-Bereich, diesen Anteil ihrer Arbeitszeit im Backoffice etwa mit Bürokratieaufgaben verbringen würden.

Der Apotheker fordert, dass nach grober Schätzung der erste Teil der Dienstleistung – also Beratung und Messung von Risikofaktoren Diabetes und KHK – mit 55 Euro vergütet werden müsste. Für die Beratung und Messung von Risikofaktoren Rauchen und KHK müssten 45 Euro veranschlagt werden und die Beratung und Messungen zu Risikofaktoren zur Einschätzung des individuellen Erkrankungsrisikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Diabetes mellitus und weiteren Risikoerkrankungen inklusive Messungen sollten 120 Euro bringen.

Das sei auch eine Maßnahme, den Mindestlohn insbesondere für unsere hochqualifizierten Mitarbeiter in Apotheken entscheidend anheben zu können. Die Angestellten hätten es sich verdient. „Und bitte diesmal nicht die automatische Anpassung an den Inflations- und Gehaltsindex Deutschland vergessen.“ Die Abda sollte sich notfalls von Profis beraten lassen.

Er selbst wird in seiner Apotheke wieder verstärkt pDL anbieten, nachdem der Service zum Erliegen gekommen war. Denn eine Approbierte, die sich um die Dienstleistungen gekümmert hatte, habe gekündigt. „Sie ist in die Industrie gegangen, weil sie da doppelt so viel verdient. Das sind die jungen Apotheker, ich kann das verstehen.“ Jetzt wolle sich eine weitere Apothekerin um das Themenfeld kümmern und es ausbauen.

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