Die Eichwald Apotheke zieht um Maria Hendrischke, 12.06.2016 08:19 Uhr
„Das war ein Lebensprojekt“, sagt Apothekerin Daniela Kolb. Gemeint ist der Umzug ihrer Eichwald Apotheke am vergangenen Wochenende. Zwar wurde die Apotheke im Speckgürtel von Frankfurt am Main um nur knapp 200 Meter verlegt. Aber die Apothekerin kaufte dafür ein Grundstück, riss ein Haus ab und investierte in einen Neubau.
Kolb hatte die Eichwald Apotheke in Maintal-Bischofsheim 2011 als Filiale ihrer Löwen-Apotheke übernommen. Die Geschäftsräume waren zuletzt Ende der 1980er Jahre erneuert worden – entsprechend wenig modern und eng sei es gewesen. „Die Apotheke befand sich seit den 1960er Jahren in dem Gebäude. Das Labor war noch im Erstzustand.“
Trotzdem hatte Kolb lange nicht an einen Umzug gedacht. Sie wollte zunächst lediglich modernisieren: „Ich hatte mich mit Barrierefreiheit von Apotheken beschäftigt“, berichtet sie. Die hessische Aufsichtsbehörde, das Regierungspräsidium, lege darauf großen Wert. Kolb ersetzte die schwergängige Eingangstür gegen eine elektronische und dachte über den Kauf einer Rampe nach. „Doch insgesamt war das keine zufriedenstellende Lösung für mich“, sagt sie.
Um Ostern 2014 herum entdeckte Kolb auf dem Weg nach Hause ein Grundstück mit einem abrissreifen Altbau, das zum Verkauf stand. Sie diskutierte mit ihrer Familie – die Eltern Apotheker, die Schwester PTA: Lohnt sich diese Investition?
Ja, entschied Kolb und kaufte gemeinsam mit ihrem Mann das Grundstück im Mai 2014. Genau ein Jahr später wurden der Altbau und eine dazugehörige Scheune abgerissen, im Juni 2015 war bereits Baubeginn für das neue Apothekengebäude. „Wegen des milden Winters ging es mit den Arbeiten schnell voran“, berichtet Kolb.
Nicht alles sei glatt gelaufen; Handwerkertermine hätten sich verschoben und kleine Vermessungsfehler für Kopfzerbrechen gesorgt. Doch Anfang Juni konnte Kolb die neuen Räume an der Schäfergasse 25 beziehen. Die Zeit drängte allerdings auch: „Mein Mietvertrag in der Waldstraße 1 läuft Ende Juni aus.“
Der neue Standort sei besser, da sich die Apotheke nun direkt an der Hauptstraße und nicht mehr in einer Seitengasse befinde. Im Neubau ist nicht nur Platz für die Apotheke. In eine zweite Gewerbefläche ist eine Anwaltskanzlei eingezogen. „Natürlich hatte ich gehofft, einen Arzt zu finden – aber unsere Gegend gilt als überversorgt“, sagt sie. Zudem befinden sich vier Wohnungen im Haus, die alle bereits vermietet werden konnten.
Kolb beschäftigte für die Inneneinrichtung der neuen Offizin bewusst keinen Apothekeneinrichter. „Ich wollte keine 0815-Apotheke“, erklärt sie. Ihr Innenarchitekt entwirft sonst für Banken; für ihn sei es eine Herausforderung gewesen. „Ich habe viele eigene Ideen eingebracht“, sagt Kolb. Zugleich habe sie sich in engem Kontakt mit dem Regierungspräsidium befunden. Kolb ist zudem „überzeugte Linda-Apothekerin“ – die Logos der Kooperation finden sich mehrfach in der Offizin.
„Ich wollte eine Apotheke, die modern ist und in der man sich wohlfühlt“, erklärt Kolb. Daher hat sie einen Rowa angeschafft, frei stehende Beratungsplätze statt eines HV-Tischs im Block und ein großes Beratungszimmer eingebaut. So seien diskretere Kundengespräche möglich. Kolb sieht schon jetzt Unterschiede: „Die Kunden halten sich länger bei uns auf.“ Auf eine digitale Sichtwahl habe sie vorerst verzichtet: „Das passt im Zentrum von Frankfurt, aber nicht zu meiner Kundschaft.“ Wie viel sie in den Umzug insgesamt investiert hat, möchte sie nicht sagen. „Ich hoffe aber, dass es sich rentiert.“
Ihre sieben Mitarbeiter von dem Umzug und der Modernisierung zu überzeugen, war am Anfang nicht ganz einfach. „Die erste Reaktion war Skepsis“, gibt Kolb zu. Doch inzwischen ist sie sich sicher, dass sich alle über die neuen Räume und den Rowa freuen. „Ich habe mit dem Automaten keine Arbeitsplätze ersetzt, sondern will den Mitarbeitern mehr Zeit für die Kunden geben“, so Kolb.
Als am vergangenen Wochenende das Sortiment umgezogen wurde, haben alle Mitarbeiter geholfen. „So findet jeder gleich 'seine' Waren wieder“, so Kolb. Auch Bekannte hätten Kisten mit Arzneimitteln und Kosmetik geschleppt. „Am Samstagabend gab es eine Grillparty und zwischendurch reichlich Kaffee- und Eispausen“, erzählt die Apothekerin. Für den Wochenendeinsatz erhalten die Angestellten einen Freizeitausgleich. Am Montag konnte die Eichwald Apotheke komplett eingeräumt am neuen Standort eröffnen.
Abgesehen vom Sortiment hat Kolb nur wenig aus der alten Apotheke mitgenommen. „Einen Kühlschrank, den Tresor, das Notdienstbett, zwei Einbauschränke und drei Monitore“, zählt sie auf. Die übrige Einrichtung will sie an den kommenden Wochenenden bis Ende Juni ausräumen – und entsorgen. „Dafür findet sich kein Käufer mehr“, sagt sie.
Am kommenden Mittwochnachmittag will Kolb für ihre Geschäftspartner, Kollegen und Ärzte im Ort eine kleine Einweihungsfeier geben. Noch ist nicht alle Arbeit in der neuen Apotheke getan. Der Schreiner müsse noch einmal kommen und einige Abnahmen stünden an. „Aber in zwei bis drei Monaten sollte alles geschafft sein – und dann blicken wir bestimmt alle stolz auf das Geschaffte zurück“, schließt Kolb.