Apotheker-Nebenjobs

Die besten zweiten Standbeine Alexander Müller, 13.03.2017 15:28 Uhr

Berlin - 

Obwohl sich die Geschäftszahlen der Apotheker in den vergangenen Jahren nicht so schlecht entwickelt haben, sehen viele Kollegen mit Sorge in die Zukunft. Wer nicht gleich ans Auswandern denkt, liebäugelt vielleicht mit einem zweiten Standbein. Werden die Räume neben der eigenen Offizin frei, bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, Kundenfrequenz und Einkommen zu steigern. Für einige davon gibt es sogar tatsächlich schon Vorbilder.

Der Klassiker ist das Reformhaus. Die Sortimente ergänzen sich gut, auch die Kundschaft. Die Alternative dazu ist die Drogerie mit dem weiteren Vorteil, dass sich der Inhaber nicht mehr darüber ärgern muss, dass dort apothekenexklusive Produkte angeboten werden. Ihm kann dann ja egal sein, hinter welchem Eingang er den Erkältungstee oder das Nahrungsergänzungsmittel verkauft. Wichtig bei diesen und allen folgenden Ideen: Die Raumeinheit der Apotheke muss gewahrt bleiben.

Für Apothekenleiter/innen mit alternativem Touch bietet sich als zweites Standbein ein Massagestudio an. Synergieeffekte: Das Team lässt sich für kleines Geld bei Laune halten. Alternative zur Alternative: In den Abendstunden kann die entsprechend weitergebildete Apothekerin Yoga-Kurse anbieten. Entspannter lässt sich kaum Geld verdienen. Wem das zu friedvoll ist, kann auch ein Kampfsportstudio gründen und dort selbst Retax-Aggressionen abbauen.

Sein Hobby zum Beruf machen und mit einem Fachgeschäft für Tauchzubehör Geld verdienen? Ein Apotheker hat das tatsächlich zwischen 2006 und 2008 versucht. Doch die Atemmasken verkauften sich auch nicht besser als Arzneimittel. Kommt aber vielleicht auch auf den Standort an. Die Apotheke lag im Rheinland. Wie immer entscheiden Lage, Lage und Lage über den Erfolg.

Für den Fall, dass nebenan eine größere Fläche frei wird, bietet sich vielleicht ein privates Kino an. Die Margen auf Popcorn und Eiskonfekt sollen legendär sein. Und die weniger ernsten Fälle im Notdienst kann man gleich in die Spätvorstellung weiterleiten. Die Werbeplätze im Vorprogramm lassen sich wiederum gut an OTC-Hersteller verkaufen, mit gutem Willen könnte man auch die ABDA-Spots laufen lassen.

Der Botendienst ist für die allermeisten Apotheken ein unumgänglicher Kundenservice. Warum nicht gleich für andere Händler ausfahren? Wer bei der Instandhaltung der eigenen Flotte Geld sparen will, kann nebenan eine eigene Werkstatt öffnen – Autotheke. Während die Kunden auf die Reparatur oder den Reifenwechsel warten, können sie in der Apotheke shoppen. Vor allem die apothekenfaulen Männer bekommt man so leichter in die Offizin.

Apotheken müssen sich oft mit Fleischern, Bäckern vergleichen lassen – scheint mit der Grundversorgung zu tun zu haben. Also könnte der Landpharmazeut auch gleich alle Dienstleistungen unter einem Dach vereinen: Brötchen, Wurst und Aspirin – One-Stop-Shopping auf Basisniveau.

Eine Bäckerei lässt sich auch zu einem Bistro ausbauen, alternativ gibt es das Apotheken-Café mit ausgesuchten Teesorten. Wer tagsüber dafür keine Vakanzen hat, kann auf die Variante Bar oder Billardsalon setzen. Das Flair funktioniert offensichtlich: Es wurden schon verlassene Apotheken entsprechend umgewidmet, und „Zur Apotheke“ ist sowieso ein beliebter Kneipenname.

Je nach Lage können sich Geschäfte lohnen, die nicht direkt etwas mit Apotheke zu tun haben. Mit Blick auf die Innenstädte scheint es einen großen Bedarf an Handyläden und Nagelstudios zu geben. Von Golfausstattern sollten Apotheker dagegen die Finger lassen, wollen sie nicht unnötig fiesen Klischees neue Nahrung geben.

Vom Onlinehandel stark bedroht, scheint es trotzdem noch relativ großen Bedarf an Fachberatung in einem Reisebüro zu geben. Da dieses Grundmuster Apothekern mit Abstrichen vertraut ist und sie selbst kaum Zeit zum Verreisen haben, können sie im eigenen Reisebüro zumindest in Katalogen blättern. Aber Vorsicht: Kundenreisen sind kein apothekenübliches Angebot.

Currywurst, extrascharf oder nicht, Pommes dazu, mit Ketchup oder Majo – fertig. Die eigene Imbissbude besticht den Inhaber mit erfrischender Schlichtheit des Angebots. Eine handelsübliche Pizzeria hat dagegen eine Sortimentstiefe, die es mit der Lauer-Taxe aufnehmen kann. Beide Zweitgeschäfte wirken sich günstig aus: Ein guter Umsatz hier erhöht den Absatz an Magenmitteln nebenan.

Eine Apotheke in Baden-Württemberg hat die Fläche eines ehemaligen Schleckers übernommen und verkauft dort heute Drogerieartikel und Schreibwaren. Die Apotheke als Komplettversorger kann nur von einem Pharmazeuten geführt werden.

Auch Apotheker haben ausgefallene Hobbys: Und ein Puppentheater kann nicht nur Familien als neue Apothekenkunden erschließen, sondern erfüllt auch therapeutische Zwecke. Der tägliche Wahnsinn am HV-Tisch und Ärger mit den Krankenkassen lassen sich herrlich in der nächsten Inszenierung verarbeiten.

Sonnenstudios sind zwar ein bisschen in Verruf geraten, aber die Auswirkungen auf das Kosmetiknebensortiment dürfen nicht unterschätzt werden. Lässt sich gegebenenfalls mit dem Reisebüro kombinieren – Stichwort: vorbräunen aus Sicherheitserwägungen.

Eltern sind gute Kunden. Und wenn kein Kinderarzt in der Nähe verordnet, kann sich ein Kindergarten als Alternative anbieten. So mancher Inhaber wird in Erinnerung an die jüngste Teambesprechung das Gefühl haben, dieser Herausforderung gewachsen zu sein.