Ellerau ist eine Gemeinde im Süden Schleswig-Holsteins. Sie liegt nahe bei Quickborn nördlich von Hamburg und gehört zum Kreis Segeberg. Ellerau hat gut 6000 Einwohner und zwei Apotheken – aber keine Post mehr. Das soll sich ab dem 2. Juli wieder ändern. Dann wird Apothekerin Dr. Kathrin Bihl in der Apotheke zur Erle eine Postfiliale eröffnen. In Extra-Räumen versteht sich, mit eigenem Eingang und eigenem Personal. Jetzt wird umgebaut.
Seit Januar hat die frühere Postfiliale in Ellerau geschlossen. Seitdem gibt es in der norddeutschen Gemeinde nur eine Interimslösung: Zwei Stunden pro Tag hat eine Poststelle geöffnet. „Damit kommen die Leute nicht klar“, berichtet Apothekerin Bihl. Erst recht nicht, wenn die Interimslösung auch verschwindet. „Für ältere Menschen mit Rollator ist es nicht möglich, mit einem Paket mit dem Bus in den Nachbarort zu fahren“, so Bihl.
Nach kurzer Zeit war so die Idee geboren, in der Apotheke zur Erle eine Postfiliale zu gründen. Auch der Vermieter war daran interessiert und zieht jetzt beim Umbau der Apotheke mit. In den bisherigen Räumen wird umgebaut. In den Räumen der Apotheke entsteht ein separater Bereich mit eigenem Eingang, berichtet Bihl.
Die Apotheke zur Erle liegt im Zentrum von Ellerau in einem Geschäftsviertel: Nebenan gibt es einen Aldi-Supermarkt, Edeka, das Rathaus, einen Friseur, einen Bäcker und auch Ärzte. „Ich stamme aus Ellerau und auch eine Postfiliale gehört hierhin“, sagt Apothekerin Bihl. Da kein anderer Gewerbetreibender sich für die Post interessierte, griff Bihl zu. Sie will am 2. Juli die Postfiliale mit zwei bis drei Mitarbeitern eröffnen.
Das wirtschaftliche Risiko ist überschaubar. „Die Miete trage ich sowieso“, so Bihl. Der Rest ist Provisionsgeschäft. Die Deutsche Post zahlt einen Grundbetrag, daneben erhält Bihl von jeder verkauften Briefmarke und allen anderen Dienstleistungen eine Provision. Damit hofft sie die Personalkosten decken zu können: „Post ist eigentlich kein Geschäft“. Aber eine Belebung ihres Apothekengeschäfts erhofft sich Bihl von der Postfiliale schon. Wichtig sei, für Kundenfrequenz im kleinen Geschäftsviertel von Ellerau zu sorgen.
Bihl stammt selbst aus Ellerau, und hat nach dem Pharmaziestudium seit 2010 in der Apotheke zur Erle als angestellte Apothekerin gearbeitet. Im Mai hat Bihl die Apotheke übernommen. Als Vorbild gilt Bihl die „Posthorn Apotheke“ in Kremperheide, ebenfalls in Schleswig-Holstein. Die trägt nicht nur die „Post“ und das gelbe Posthorn im Namen, dort gibt es seit nun 20 Jahren eine Postfiliale in einem Nebenraum mit separatem Eingang.
Zuständig für die Einhaltung der Regeln und Gesetzes ist in Schleswig-Holstein das Landesamt für soziale Dienste. Nach Auskunft der Apothekerkammer des Landes ist die „Nebentätigkeit“ Postfiliale anmeldepflichtig und muss genehmigt werden. Diese dürfe die Leitung einer Apotheke nicht gefährden. In Deutschland gab es immer mal wieder Ärger wegen in Apotheken betriebenen Paketshops. Die Deutsche Post darf sich nicht mehr direkt in der Offizin präsentieren. Der Konzern hatte eine Unterlassungserklärung unterzeichnet, dass er wegen einer möglichen Kooperation nicht mehr auf Apotheken zugehen werde. Gebe es Annahmestellen, dürften sich diese laut Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) nur in einem baulich von der Apotheke getrennten Raum befinden, sagte eine Sprecherin. Auch die Paketdienstleister GLS und Hermes hatten Shop-in-Shop-Lösungen in Apotheken betrieben.
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