Bioresonanztherapie

NDR warnt vor Abzocke in Apotheken APOTHEKE ADHOC, 16.04.2019 11:59 Uhr

Berlin - 

Das Team von NDR Markt hat Bioresonanz-Therapien bei Ärzten und Apotheken untersucht. Das Ergebnis ist eindeutig: „Abzocke mit dubiosen Bioresonanzgeräten, wie manche Ärzte und Apotheker Kasse machen“, wird der Bericht eingeleitet. Nach den Tests solle man „teure Tabletten“ kaufen.

Mit dem Slogan „Gesundheit ist messbar“ werben laut NDR Apotheken „und sogar Arztpraxen“. Ohne Blutentnahme solle ein Bioresonanzgerät „angeblich messen“, was dem Körper fehlt. In dem „einfachen Verfahren“ müssten Kunden nur eine Minute lang einen Sensorstab in der Hand halten. Auf einem Bildschirm könne verfolgt werden, wie ein Programm „vorgebe“, nach und nach Organe und Körperfunktionen zu scannen.

Mit versteckter Kamera trifft sich der Autor in einer Apotheke, um den Test durchzuführen. Ein Selbstversuch. Genutzt wird ein Gerät des Marktführers Bioscan. Zunächst werden Daten zu Alter, Größe und Gewicht in das Programm eingetragen. Die Apothekenmitarbeiterin wird zitiert: „Wir messen mit dem Bioscan in den Zellen. Das heißt, wir können so Krankheiten im Frühstadium entdecken.“ Noch bevor es in einer ärztlichen Untersuchung sichtbar sei.

Die Ergebnisse zeigen einen Vitamin- und Zinkmangel. Die Angestellte empfiehlt entsprechende Produkte und die richtige Einnahme. Der Test kostet in der Apotheke 30 Euro. Im Verkaufsraum werden Nahrungsergänzungsmittel im Wert von 145 Euro verkauft. „Die Kasse klingelt.“ Über die umstrittene Messmethode habe niemand aufgeklärt. Auf Nachfrage habe der Apotheker im Anschluss erklärt, er setze die Bioscan-Methode mit zum größten Teil sehr positiven Rückmeldungen ein. Sie sei schulmedizinisch nicht anerkannt, räumt er ein.

Die Präparate werden im Anschluss vom Mediziner Dr. Matthias Riedl begutachtet. Die Auswahl sei „die totale Willkür“, sagt er. Zu dem Multivitaminpräparat mit ausreichend Vitamin C komme noch einmal ein Vitamin C-Superpräparat hinzu. „Das erschließt sich mir gar nicht. Das ist extrem dubios.“ Die Auswahl sei „absolut nicht empfehlenswert“ und „medizinisch unsinnig“.

NDR geht in eine weitere Apotheke. Der Autor hat Verstärkung dabei: Eine Medizinstudentin soll die Beratung während der Messung beurteilen. In dem Betrieb wird laut NDR ein Gerät von Med-X-Vitalscan eingesetzt. Das Prinzip sei das gleiche. Die Apothekerin stellt dem Bericht zufolge mehrere Mängel wie Eisen fest. Die Messung kostet wieder rund 30 Euro, zudem gibt es 10 Euro Rabatt für den Einkauf. Insgesamt zahlt der Autor rund 130 Euro.

Der Reporter will das Ergebnis der Bioresonanzanalysen mit einer Blutabnahme überprüfen lassen. Der Eisenspiegel ist laut Riedl völlig normal. Eine zusätzliche Eingabe von Eisen sei medizinisch falsch und „kriminell“ sowie „Geschäftemacherei“. Das System gaukele eine Messung vor, um dann Produkte verkaufen zu können, so der Mediziner. „Für Apotheken ein lukratives Geschäftsmodell“, heißt es in dem Bericht.

Auch Ärzte machten mit. Eine getestete Medizinerin empfiehlt einen Abovertrag für Produkte einer bestimmten Firma. Sportwissenschaftler Daniel Pugge wertet die Daten aus und kommt zu dem Ergebnis, dass keine Informationen übertragen würden, die eine Messung rechtfertigten. Dann testet NDR mit einem eigenen Gerät. Das Team schließt eine Autoglühlampe an, und auch dort wird ein Vitaminmangel gemessen. Immerhin ist der Prostatawert okay. Die Hersteller wollten sich laut NDR nicht zu den Tests äußern.