Omega-3: Apotheker wollen Herkunft wissen Patrick Hollstein, 20.05.2016 12:34 Uhr
Omega-3-Produkte sind en vogue – mit entsprechenden Konsequenzen für Meere und Fischbestände. Die Apothekenmitarbeiter würden ihren Kunden gerne nachhaltig produzierte Marken empfehlen und wünschen sich mehr Informationen von den Herstellern.
91,3 Millionen Tonnen Fisch werden pro Jahr weltweit gefangen, davon landen 14 Millionen Tonnen nicht auf dem Tisch, sondern in der industriellen Produktion von sogenannten „Fischnebenprodukten“. Das an Vitaminen und Omega-3-Fettsäuren reiche Fischöl kommt in Nahrungsergänzungsmitteln, Medikamenten, Streichfetten und Säuglings-Milchpulver zum Einsatz, um nur die wichtigsten Bereiche zu nennen.
Dass es wichtig ist, den Schutz der Fischbestände im Auge zu behalten, ist den meisten Verbrauchern inzwischen bewusst: Neun von zehn Konsumenten legen Wert auf die verantwortungsvolle Bewirtschaftung der Meere; jeder vierte greift gezielt zu Fischprodukten mit dem blauen MSC-Siegel.
Auch die Apothekenmitarbeiter würden den nachhaltigen Fischfang unterstützen: Bei einer APOSCOPE-Umfrage im Auftrag des Marine Stewardship Council (MSC) gaben 79 Prozent der Befragten an, sie würden ihren Kunden vorrangig Produkte mit Nachhaltigkeitssiegel empfehlen. 16 Prozent waren unentschieden, 5 Prozent halten nichts davon.
Doch noch fehlt es an den Voraussetzungen: Dass ein ausreichendes Bewusstsein für die Notwendigkeit der Verwendung von Fischöl aus nachhaltigem Fischfang vorhanden ist, glauben nur 11 Prozent der Befragten. 58 Prozent gaben an, dass bei Omega-3-Produkten kaum an die Problematik der weltweiten Überfischung gedacht werde. 31 Prozent waren unentschlossen.
Bei den Herstellern sehen die Apotheker und PTA Nachholbedarf: 46 Prozent gaben an, nicht über die Herkunft der Fischöle informiert zu werden. 26 Prozent erhalten entsprechende Informationen nach eigenen Angaben nur auf konkrete Nachfrage, 20 Prozent fühlen sich teilweise und nur 1 Prozent ausreichend informiert.
Entsprechend kommen auch kaum Informationen in der Apotheke darüber an, dass Fischöl aus zertifizierter, nachhaltiger Fischerei den Erhalt der natürlichen Fischbestände unterstützt:Auch hier fühlen sich nur 17 Prozent der Apotheker und PTA ausreichend oder zumindest in Teilen ausreichend informiert.
„Wir wünschen uns ein größeres Nachhaltigkeitsbewusstsein in diesem Sektor. Auf Seiten der Hersteller, aber auch auf Seiten der Händler und Verbraucher, muss das Bewusstsein für die Herkunft von Zutaten und Inhaltsstoffen – die als solche häufig ja gar nicht konkret wahrgenommen werden – geschärft werden“, betont Camiel Derichs, Europadirektor des MSC. Er verweist darauf, dass jedes vierte Nahrungsergänzungsmittel in der Apotheke verkauft wird.
Der MSC (Marine Stewardship Council) ist die weltweit größte und anerkannteste Organisation zur Zertifizierung nachhaltigen Fischfangs. Seit 2000 vergibt sie ihr blaues Nachhaltigkeitssiegel weltweit an verantwortungsvolle Fischereien, die sich dem Erhalt der Fischbestände und des marinen Ökosystems verpflichten. Die Organisation ist gemeinnützig und finanziert sich über Spenden und Lizenzgebühren aus der Nutzung des MSC-Siegels.
APOSCOPE ist das Expertenpanel von APOTHEKE ADHOC mit Apothekeninhabern, angestellte Approbierten und PTA aus der gesamten Bundesrepublik. An der Umfrage im Auftrag des MSC nahmen 303 Apothekenmitarbeiter teil.