Mitbewerber will in Rewe-Markt

Nächstes E-Rezept-Terminal: Rezepte einlösen im Rathaus

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Berlin -

In der Gemeinde Kamp-Bornhofen in Rheinland-Pfalz gibt es seit November keine Apotheke mehr. Um die pharmazeutische Versorgung vor Ort weiter zu gewährleisten, öffnet Ortsbürgermeister Frank Kalkofen sein Rathaus. Dort soll ein E-Rezept-Terminal montiert werden. Außerdem gibt es Gespräche, im 500 Meter entfernten Rewe-Markt ebenfalls einen Bestellautomaten zu installieren. E-Rezepte können bereits in Brandenburg in einem Supermarkt eingelöst werden.

Apotheker Mohamed Eldokhmaisy schloss seine Marien-Apotheke in Kamp-Bornhofen, weil er keine neue Filialleitung finden konnte. Erst im vergangenen Sommer übernahm er den Betrieb, seit 2020 ist er selbstständig, seine Hauptapotheke ist in Koblenz. Alle Bemühungen, geeignetes Personal zu bekommen, verliefen jedoch ins Leere.

Im Rathaus befindet sich nicht nur ein Flösser- und Schiffermuseum, sondern auch eine Postservicestelle und eine Touristeninformation. Foto: Ilhan Balta - adobe.stock.com

Apotheker bringt E-Rezept-Terminal ins Spiel

Von der Schließung erfuhr auch Apotheker Joachim Palm aus Koblenz. Der Inhaber schlug vor, ein Terminal für die Einlösung von E-Rezepten und die Bestellung von OTC-Arzneimitteln aufzustellen, wie Kalkofen sagt. „Er hat Fotos gezeigt und gesagt, dass er so ein Gerät besorgt.“ Die Patientinnen und Patienten der Allgemeinarztpraxis könnten dann direkt in das Rathaus kommen, um ihre Rezepte einzulösen.

Die Idee, das Terminal im Rathaus aufzustellen, gefällt dem Bürgermeister. Denn dort befindet sich nicht nur ein Flösser- und Schiffermuseum, sondern auch eine Postservicestelle und eine Touristeninformation. Kalkofen betont, dass ein E-Rezept-Terminal im Rathaus ein niederschwelliges Angebot für die Bürgerinnen und Bürger sei. „Wir haben sechs Tage die Woche geöffnet.“ Arzneimittel könnten demnach von 9 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr bestellt werden. Mittwochs und samstags schließt das Rathaus am Nachmittag.

Medikamente, die vor 14 Uhr bestellt werden, würden am gleichen Tag geliefert, sagt er. Palm sei ein „Apotheker-Profi“, so der Bürgermeister. Die Lieferung übernimmt Palm selbst. Ihm gehören vier Apotheken: Die Palmpharma Apotheke im Globus, im Gewerbepark, im Löhr Center und im Forum. Zum Verbund gehört auch die Palmpharma Apotheke im Globus in Zell/Mosel, die von seiner Tochter geführt wird.

Der Inhaber betreibt auch einen Online-Shop und verfügt damit über die für das E-Rezept-Terminal erforderliche Versandhandelserlaubnis. Damit ist – anders als bei Rezeptsammelstellen – keine Genehmigung der Apothekerkammer nötig. Palm selbst will sich nicht zu den Plänen äußern.

Zusätzlich zu E-Rezepten können auch OTC-Präparate oder Freiwahlprodukte bestellt werden. Palm liefert die Ware über seinen Versandhandel aus.Foto: APOTHEKE ADHOC

Rathaus als Ausnahme

Der Apotheker bestellte das Terminal bei Pharmagest Germany; das Unternehmen gehört zur französischen Equasens-Gruppe. Die Genossenschaft hatte vor einigen Monaten das Softwarehaus ADV gekauft und will demnächst mit einem eigenen Warenwirtschaftssystem auf den deutschen Markt kommen.

Das Terminal werde Inhaberinnen und Inhabern eigentlich explizit für den Aufbau in der Offizin angeboten. „Das Schnellerfassungsterminal unterstützt die Vor-Ort-Apotheken angesichts von Personal- und Zeitmangel“, sagt Geschäftsführer Rupert Sierp. Kundinnen und Kunden können sich dort über Produkte informieren, OTC- und Freiwahlpräparate auswählen und ihre Versichertenkarte einlesen. Im Fall von Kamp-Bornhofen habe der Apotheker die Dringlichkeit der Versorgungslage dargestellt.

Für Palm macht das Unternehmen eine Ausnahme. Der Apotheker hatte das Angebot auf der Expopharm gesehen und sich an den Hersteller gerichtet. Das Thema sei heikel, da der Markt gerade in einem Umbruch und „feinfühlig“ sei. Wichtig war dem Hersteller, dass das Terminal eben nicht in einem Supermarkt im Mass Market montiert werde: „Es steht im Rathaus auf neutralem Boden.“

Technisch sei dies eine Herausforderung, etwa wegen der Anbindung an die Konnektoren. Zudem laufe die Versorgung der Kundinnen und Kunden mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln über eine Vor-Ort-Apotheke. „Das ist uns sehr wichtig.“

Pharmagest-Geschäftsführer Rupert Sierp betont, dass es sich bei der Aufstellung des Terminals im Rathaus um eine Ausnahme handele. Eigentlich seien die Geräte für die Offizin vorgesehen.Foto: APOTHEKE ADHOC

Zweites Terminal im Rewe

In etwa zwei Wochen soll das Terminal in Kamp-Bornhofen ankommen und installiert werden. Gleichzeitig gibt es im Ort Gespräche darüber, im Rewe ebenfalls ein Bestellterminal eines anderen Anbieters aufzustellen. Apotheker Eldokhmaisy, der zwischenzeitlich die Westerwald-Apotheke in Selters als Filiale übernommen hat, ist mit dem Marktleiter in Kontakt: „Der Apotheker will sich kommende Woche vorstellen“, sagt Tim Ax. „Ich bin auf jeden Fall offen dafür.“

Damit sind die E-Terminals auf dem Vormarsch. Das erste seiner Art wurde in Brandenburg in Betrieb genommen. Im Marktkauf-Center in Prenzlau können Kundinnen und Kunden seit Anfang September ihre Medikamente per Apothekenterminal bestellen. Betreiber ist die Grüne Apotheke, die Technik kommt von BetterApo, zusätzlich wurde einen Router von ADG verbaut.

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