„Nachvollziehbarkeit ist möglich“

Impfstoff für Arztpraxen: Spahn setzt auf Apotheken-EDV

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Wer kriegt was? Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will die Verteilung des Impfstoffs an die Praxen steuern, hat aber offenbar keine genaue Vorstellung, wie das gehen soll.Foto: shutterstock.com/Marc Bruxelle
Berlin -

Ein Chaos wie regelmäßig beim Grippeimpfstoff will Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bei der Auslieferung der Corona-Impfstoffe vermeiden. Seit Wochen spricht er davon, dass es ein Konzept der Steuerung geben wird, sodass keine Praxis leer ausgehen wird. Doch noch immer kann er keine Angaben machen, wie das konkret aussehen soll. Im Gegenteil.

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Laut Spahn ist es wichtig, dass Bund und Länder zur routinemäßigen Impfung in den Praxen ein einheitliches Vorgehen vereinbaren. In den ersten Aprilwochen werde es angesichts des Mangels an Impfstoff wohl nur beginnen mit einer Impfsprechstunde pro Woche. Alleine für 50.000 Hausarztpraxen könne gar nicht ausreichend Impfstoff zur Verfügung stehen. „Deshalb ist Erwartungsmanagement hier sehr wichtig. Wir werden im April beginnen können mit dem Impfen in Praxen, aber zunächst nur in kleiner Zahl.“ Der entscheidende Unterschied zu den bereits laufenden Modellvorhaben sei die Distribution über Großhandel und Apotheken.

Wie also soll die Auslieferung zentral gesteuert werden – und wer wird am Ende die Dosen für die jeweilige Apotheke oder Praxis zuteilen? Dazu gibt es nach wie vor keine Details: „Die Apotheken zeigen mit ihren Warenwirtschaftssystemen, das kennen sie ja aus anderen Bereichen auch, die Nachvollziehbarkeit, wo welche Produkte gerade sind, das ist ja möglich“, so Spahn auf die Nachfrage. Noch am Wochenende habe er dazu selbst Gespräche mit Großhandel und Apotheken geführt, die Kollegen im Haus seien ohnehin in permanentem Austausch.

Am Anfang werde man damit arbeiten müssen, dass Arztpraxen eine maximale Zahl bestellen können. „Es kann ja nachher nicht so sein, dass die eine Praxis vielleicht etwas schneller 1000 Dosen bestellt, und die andere dann etwas später und dann vielleicht nichts mehr kriegt. Sondern man wird das steuern und austarieren müssen, zwischen den Arztpraxen und Regionen natürlich, wie das beim Pneumokokken-Impfstoff, der ja leider auch knapp ist, in ganz anderen Größenordnungen auch heute schon passiert.“

Eine weitere Herausforderung werde das Auseinzeln sein: Der Impfstoff komme in Paketen und müsse unter den besonderen Bedingungen des Impfstoffs – beispielsweise entsprechender Temperatur – gehandhabt werden. „Aber das können eben auch Großhandel und Apotheken. Da habe ich großes Vertrauen.“

Die Apotheker:innen selbst hätten gerne endlich konkrete Informationen, stehen aber der Sache selbst aufgeschlossen gegenüber: Dass die Apotheken ab April in die Auslieferung des Impfstoffs an die Arztpraxen eingebunden werden sollen, finden laut aktueller aposcope-Umfrage 82 Prozent gut, unter den Inhaber:innen sind es sogar 95 Prozent. Vor allem PTA fänden es besser, wenn der Impfstoff zentral verteilt würde (53 Prozent; Inhaber:innen: 20 Prozent). Mehr als die Hälfte der Befragten ist der Ansicht, dass Apotheken nicht nur den Impfstoff liefern sollten, sondern dass sie den Praxen auch beim Zubehör und der Aufbereitung helfen sollten (52 Prozent).

Die Belieferung der Praxen erfolgt – so steht es im Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) – über die Apotheken, die wiederum beim Großhandel bestellen. Dieser erhält seine Lieferung direkt aus dem Zentrallager des Bundes oder vom Hersteller. Die Kosten des Großhandels und der Apotheken werden durch Festzuschläge gedeckt, die der Bund trägt. Details dazu sind noch nicht bekannt.

Damit nicht – wie gelegentlich beim Grippeimpfstoff – ein heilloses Chaos entsteht, hat das BMG mit den Verbänden der Vertragsärzte, der Apotheker und des Großhandels ein Konzept vereinbart, dass eine möglichst gleichmäßige, bevölkerungsbezogene Verteilung der Impfstoffmenge über das Bundesgebiet sicherstellen soll. „Dazu gehört neben der notwendigen Transparenz und Nachvollziehbarkeit über den gesamten Distributionsweg mittels eines Warenwirtschaftssystems anfangs auch eine Obergrenze für die Bestellmenge je Arztpraxis“, heißt es im GMK-Beschluss.

Noch nicht geklärt ist, wie das Impfzubehör in die Praxen kommt. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hatte sich gewünscht, dass Spritzen & Co. zusammen mit dem Impfstoff geliefert werden. Doch das ist laut GMK nicht so einfach: Zwar sei nach Angaben der Hersteller ausreichend Material vorhanden, allerdings vielfach durch Reservierungen der Länder gebunden. „Dies erschwert die Bestellungen des Großhandels, um die Arztpraxen zeitgleich mit den Impfstoffen auch mit dem Impfzubehör ausstatten zu können.“

 

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