Nachtdienstgedanken

„Ich stehe zum Spaß hier!“ Sarah Sonntag, 17.09.2017 08:56 Uhr

Apotheke statt Expopharm: Auch dieses Jahr konnte ich nicht zur Messe. Grafik: Claus Ernst
Düsseldorf - 

Stille in der Apotheke, Trubel auf der Expoparty. Während ich für Ordnung im Ordnerregal sorge, ist meine Fantaschale Max schon längst am Schlafen – zumindest bis das Telefon laut klingelt.

„Haben Sie heute Notdienst?“. Immer wieder die gleiche Frage. Ich rufe ja auch nicht bei einem Notfall nachts bei der Polizei an und frage, ob sie da sind. Sie sind 24 Stunden da, so wie wir Apotheker auch. Nächstes Mal werde ich sagen, dass ich sonst nichts zu tun habe und zum Spaß hier stehe.

Der Anruf rüttelte Max aus seinem Schlaf: „Was wollte der Kunde?“ „Was wohl? Er wollte nur wissen, ob ich da bin.“ Ich werde es nie verstehen, aber inzwischen habe ich es auch nicht vor, es zu verstehen. Dieser Kunde wird entweder gar nicht oder erst in zwei Stunden kommen. Nach all den Jahren Nachtdienst kann ich das heraus hören. Ich mache mir einen leckeren Tee und schalte den Fernseher an.

Es ist kurz nach 21 Uhr, als der erste Kunde reinkommt. Ein junger Herr, der beruflich in der Stadt ist, braucht was gegen seine Kopfschmerzen. Schnell kommen wir ins Gespräch. Er erzählt mir, dass er wegen der Expopharm hier sei. „Es gibt spannende Vorträge“, berichtet er.

Der Deutsche Apothekertag unterstütze die Idee, eine Apothekerpflicht für alle Kliniken einzuführen. „Der Antrag wurde mit großer Mehrheit angenommen“, so der Herr im blauen Anzug. Ich finde es an sich gut, denn unsere Ausbildung qualifiziert uns in jedem Fall dafür – ohne wenn und aber. Ich habe die Klinische Pharmazie im Studium immer sehr genossen, es hat mir sehr viel Spaß gemacht.

„Und woher sollen jetzt diese Apotheker herkommen“, fragt mich Max mit geweiteten Augen. Manchmal stelle ich mir auch diese Frage, denn ich brauche ja selbst welche für meine Apotheke. Hätte ich wenigstens einen weiteren Approbierten als Unterstützung, könnte ich dieses Jahr die Messe besuchen. Leider ist dem nicht so, so dass ich auch dieses Jahr nicht zur ersehnten Messe kann. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt, vielleicht finde ich mich nächstes Jahr in München wieder.

In der Zwischenzeit sehe ich mich in den sozialen Netzen um und sehe fröhliche Kollegen auf Fotos und Videos. Gerne wäre ich dabei gewesen. Ein Fotoautomat, der direkt mit Facebook verbunden ist – das gab es vorher noch nie auf der Expopharm! Ich vertröste mich mich mit einem Gute-Laune-Tee, bis auch schon der nächste Kunde die Notdienstglocke betätigt.