Der billige Weihnachtsnotdienst Alexander Müller, 24.12.2014 08:29 Uhr
Weihnachtszeit ist Notdienstzeit. Während der Großteil der Republik die Feiertage genießt, müssen viele Apotheker hinter dem HV-Tisch stehen oder auf das Klingeln der Nachtdienstglocke warten. Immerhin bekommen sie dank der Notdienstpauschale eine Entschädigung. Kleiner Wermutstropfen: Ausgerechnet die Weihnachtsdienste werden unterdurchschnittlich bezahlt.
Die Höhe der Notdienstpauschale ändert sich von Quartal zu Quartal, da sie von zwei Faktoren abhängt. Die insgesamt zu verteilende Summe ergibt sich aus der Anzahl der abgegebenen Rx-Packungen – jeweils 16 Cent fließen in den Nacht- und Notdienstfonds (NNF). Nach Abzug der Verwaltungskosten wird der Betrag durch die Anzahl der bundesweit geleisteten Vollnotdienste geteilt. Dieser Wert ist die Notdienstpauschale, die jede Apotheke für jeden Dienst erhält.
Aktuell bekommen die Apotheker ihre Sondervergütung für das dritte Quartal ausgezahlt: 258,66 Euro für jeden Notdienst. Insgesamt wurden von Juli bis September 106.109 Dienste geleistet, die 27,4 Millionen Euro aus dem NNF entsprechend verteilt.
Wegen der vielen Feiertage im Dezember steigt die Zahl der Notdienste im letzten Quartal für gewöhnlich an: 108.243 waren es im vergangenen Jahr. Gleichzeitig war der Gesamtbetrag im Fonds Ende 2013 kleiner als in den drei darauf folgenden Quartalen. Der Rest ist einfache Mathematik: Kleinerer Dividend und größerer Divisor bedeuten einen kleineren Quotienten.
Die Notdienstpauschale für Ende 2013 betrug entsprechend „nur“ 252,75 Euro. In den folgenden Quartalen lag sie mit 268,35 und 265,55 Euro jeweils höher. Die Apotheker müssen sich wohl darauf einstellen, dass die Pauschale 2014 weiter sinkt und sie für das letzte Quartal weniger Entschädigung pro Nachtschicht bekommen.
Es gibt aber noch eine andere Kostenkomponente: Die ABDA hat wiederholt geäußert, die Politik habe ein Plus von 120 Millionen Euro jährlich zur Stärkung des Notdienstes versprochen. Im Sommer war der Deutsche Apothekerverband (DAV) nach internen Hochrechnungen von einer Gesamtsumme von 108 Millionen Euro ausgegangen. Vor diesem Hintergrund hatte DAV-Chef eine Erhöhung des Fixzuschlags von 16 auf 20 Cent gefordert.
Bislang wurden für 2014 – die jetzt ausstehende dritte Zahlung eingeschlossen – insgesamt knapp 83,3 Millionen Euro an die Apotheker ausgeschüttet. Sollte das letzte Quartal in etwa so laufen wie im Vorjahr, würden die Apotheker bei 110 Millionen Euro landen.
Bis zu den versprochenen 120 Millionen Euro fehlen aus dem letzten Quartal noch knapp 37 Millionen Euro. Dazu müssten die Apotheker rechnerisch noch 230 Millionen Rx-Packungen im letzten Quartal abgegeben haben – und dabei wären die Verwaltungskosten des NNF noch nicht einmal abgezogen.