Von der Notdienstpauschale sollen vor allem Landapotheken profitieren. Für einzelne Apotheken in ganz abgelegenen Gebieten oder auf Inseln kann sich das richtig lohnen: Sie leisten jeden Tag Notdienst und könnten damit knapp 78.000 Euro pro Jahr aus dem Fonds erhalten – auf Basis des aktuellen Betrags. Forderungen nach einer Deckelung des Betrags weist der Deutsche Apothekerverband (DAV) jedoch zurück. Eine Neiddebatte solle es nicht geben.
Honoriert werden per Gesetz alle Volldienste von 20 Uhr bis 6 Uhr. Apotheker Lutz Neumcke auf Helgoland leistet jedes Jahr 365 solcher Dienste – seine Insel-Apotheke ist die einzige auf der Nordseeinsel. Die erste Notdienstpauschale für die Monate August und September wird voraussichtlich 213 Euro betragen – macht knapp 13.000 Euro für Neumcke.
In Schleswig-Holstein gibt es daher jetzt Überlegungen, die maximale Summe zu begrenzen: „Wir wissen, dass die Dienste kaum in Anspruch genommen werden“, so Frank Jaschkowski, Geschäftsführer der Apothekerkammer. „Es geht nicht um Neid. Es geht darum, was angemessen und was unangemessen ist“, betont Jaschkowski. Die vielen Teildienste im Land würden beispielsweise überhaupt nicht vergütet – sie sollen aber mit der Umstellung des Notdienstes auch abgeschafft werden.
Beim DAV lehnt man solche Gedankenspiele ab: „Diese Diskussion gab es bei uns nicht“, sagt Karl-Heinz Resch, der im Apothekerhaus für den Fonds verantwortlich ist. „Wenn die Apotheken ordentliche Volldienste im Sinne der gesetzlichen Definition leisten, steht ihnen die Pauschale auch zu. Ich sehe nicht, wozu es hier eine Neiddebatte geben sollte“, so Resch. Der DAV werde jedenfalls nicht eingreifen und diese Dienste anders bewerten als andere.
Auch Apotheker Neumcke fände eine Kürzung ungerecht: „Dann müsste man auch den Notdienst deckeln“, findet der Apotheker. Das Argument, es kämen nur selten Patienten, lässt Neumcke nicht gelten: Eine Großstadtapotheke verdiene im Nachtdienst immerhin Geld, manchmal sogar mehr als am Tag. „Diese Apotheken erhalten den vollen Betrag, und diejenigen, die nicht einmal Geld verdienen, wollen sie kappen“, kritisiert der Apotheker.
Seinen Nachtdienst betrachtet er dennoch eher als „Bereitschaftsdienst“: Neumcke wohnt direkt über der Apotheke, die Türklingel ist mit seinem Handy verbunden. Mit der Kammer hat er vereinbart, dass er innerhalb von zwei Stunden in seiner Apotheke sein muss. Ohnehin seien es die Helgoländer gewohnt, kurz zu warten oder noch einmal vorbeizukommen.
Jaschkowski vergleicht die Situation dagegen mit der ehemaligen Arzneimittelpreisverordnung: Damals habe es für sehr teure Arzneimittel ein sehr hohes Honorar gegeben – und das System sei geändert worden. Auch für den Notdienst müsse „eine vernünftige Lösung“ gefunden werden. Die Frage, ob und wo der Betrag gedeckelt werde, müsse politisch beantwortet werden.
Auch in Niedersachsen gibt es einzelne Apotheken, die jeden Tag Dienst leisten. Kammerpräsidentin Magdalene Linz zufolge hat es aber bislang keine Überlegungen gegeben, die Pauschale zu deckeln. „Im Gegenteil: Die, die die höchste Last haben, bekommen auch am meisten Geld“, so Linz. Genau so sei die Pauschale gedacht.
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