Auch die Rohstofflieferanten spüren angesichts der Knappheit bei Schmerz- und Fiebersäften eine deutlich erhöhte Nachfrage nach Rezeptursubstanzen. Denn Apotheken und Großhändler wollen ihre Lager füllen. „Wir waren gefühlt über Nacht leer gekauft“, sagt Juliane Reinges, Geschäftsführerin von Caesar & Loretz (Caelo), bezogen auf Ibuprofen. Der Jahresbestand sei in zweieinhalb Wochen weg gewesen.
Im Markt gibt es seit längerem keine Paracetamol-Säfte mehr für Kinder. Auch Ibuprofen-Säfte sind nur noch schwer erhältlich. Daher steigen die ersten Apotheken auf Rezepturen um. „Bis gestern Nacht konnten wir noch Ibuprofen liefern“, sagt Reinges. In den nächsten fünf bis zehn Tagen soll die nächste Lieferung produziert und für die Abgabe an Apotheken und Großhändler fertiggestellt sein. Paracetamol sei noch genügend vorhanden.
„Unsere Hotlines laufen heiß“, sagt Reinges. Pro Tag gingen 200 Anrufe mehr von Kund:innen wegen der beiden Wirkstoffe ein. „Die Situation übersteigt den Abverkauf, den wir jemals mit so einem Produkt hatten.“ So eine Absatzsteigerung sei nicht planbar. Die Wirkstoffe seien auf dem Markt noch bestellbar. „Aber nicht in den Mengen, die wir uns wünschen“, so Reinges. Die Hersteller würden nur noch kontingentiert liefern.
Caelo weist auch darauf hin, dass weitere Inhaltsstoffe wie etwa Erdbeer- oder Orangenaromen für die Säfte mittlerweile nur schwer erhältlich seien. Bei den Packmitteln sehe es noch gut aus. „Es ist genügend vorhanden, wobei man angesichts der Energiekrise auch munkelt, dass Glasflaschen knapp werden könnten. Wir schauen gerade genau hin und passen unsere Bestellungen an“, sagt Reinges.
Der Engpass ist auch bei Fagron spüren: „Die Nachfrage nach den Rohstoffen Paracetamol und Ibuprofen ist in den letzten paar Wochen sehr stark gestiegen“, sagt Marketing-Managerin Jennifer Hahn. Ibuprofen gehöre generell nicht zum Sortiment. Bei Paracetamol seien noch mehrere Varianten und Packungsgrößen erhältlich. Auch die Suspensionsgrundlage SyrSpend SF PH4 sei noch ausreichend im Bestand. „Da die Nachfrage aber so schnell und immens hoch – das circa Sechsfache als normal – ist, können wir aktuell kein Paracetamol freies Pulver 250g liefern, doch die anderen Varianten sind noch vorhanden. Wir versuchen hier schnellstmöglich wieder lieferbar zu sein“, so die Apothekerin.
Auch bei Euro OTC Pharma in Bönen melden sich mehr Apotheken und fragen nach den beiden Wirkstoffen: „In den vergangenen Wochen ist die Nachfrage etwas mehr geworden“, sagt Vertriebsleiter Christoph Witzmann. „Es rufen Apotheken an und fragen, wie verfügbar Paracetamol und Ibuprofen sind.“ Das Unternehmen sei lieferfähig. Allerdings seien nicht alle Größen verfügbar.
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