Pyrazinamid und Isoniazid

Nach zwei Absagen: Apotheke stellt Spezial-Rezeptur für Baby her

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Berlin -

Rezepturen sind ein wichtiger Teil der Apotheke – in der Brunnen Apotheke Edenkoben werden pro Woche etwa 20 Stück hergestellt. Mitunter ist die Herstellung kniffelig – so wie kürzlich bei der Rezeptur für ein Baby. Eine Mutter kam mit einem Spezial-Rezept zu Philipp Seibel in die Offizin. Nachdem ihr bei zwei Apotheken nicht geholfen werden konnte, investierten der Inhaber und sein Team fast einen ganzen Tag und konnten die Lösungen letztlich abgeben.

Die Mutter kam mit ihrer acht Monate alten Tochter in die Apotheke zu Seibel. Das Baby habe sich in einer Klinik mit Tuberkulose angesteckt und ihr wurden unter anderem eine Pyrazinamid- und Isoniazid-Rezeptur sowie ein Fertigarzneimittel verordnet. „Sie war keine Stammkundin und kam hilfesuchend zu uns“, sagt der Apotheker. Sie teilte ihm mit, dass sie bereits von zwei Apotheken weggeschickt worden sei, weil diese die Rezepturen nicht zeitnah hätten anfertigen können. „Doch das Baby sollte die Medikamente am gleichen Tag einnehmen.“

Rezeptur als Teamleistung

Für den dreifachen Vater war klar, dass er die Frau nicht vertrösten kann. „Dass das Baby Tuberkulose hat, ist schlimm genug. Wir haben uns etwas Zeit erbeten“, sagt er. Auch wenn die Rezeptur nicht alltäglich gewesen sei, nahm er das Rezept entgegen. Sein angestellter Apotheker, Timo Natter, begann mit der Recherche und suchte in der pädiatrischen Fachliteratur nach Hilfestellungen. „Es war eine Teamleistung mitten in der Urlaubszeit, Herr Natter war mit Telefonaten mit der Klinik und der Herstellung beschäftigt und der Rest hat das Tagesgeschäft übernommen“, freut sich der Inhaber.

Letztlich konnten der Mutter noch am gleichen Tag die Lösungen gegeben werden. Mittlerweile sei das Rezeptur-Team „richtig fit“, sagt Seibel. Die Rezepturen für das Kind seien bereits ein zweites Mal hergestellt worden. Zudem hätten sich zwei Angestellte in einer Rezeptur-Fortbildung weitergebildet. Aus wirtschaftlicher Sicht sei sie „eher ein Desaster“ gewesen, sagt Seibel und betont jedoch: „Die Rezeptur ist eine Daseinsberechtigung der Apotheke.“ Ökonomisch betrachtet mache sie aber eher wenig Sinn.

2021 knapp 6 Millionen Standardrezepturen

Wie in der Brunnen Apotheke Edenkoben werden Rezepturen am häufigsten für Kinder gefertigt: Apotheken stellten im vergangenen Jahr laut Abda-Zahlen für 115.000 GKV-Versicherte unter 15 Jahren Rezepturen her. Insgesamt gab es 2021 rund 12 Millionen Rezepturen, davon entfielen knapp 6 Millionen auf Standardrezepturen. Dahinter rangieren Zubereitungen für die Substitutionstherapie, Zytostatika-Zubereitungen sowie individuell hergestellte parenterale Lösungen. Den kleinsten Anteil machen Cannabis-Zubereitungen aus.

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