Drei Betriebe aus Schieflage holen

Nach Insolvenz: Ex-Inhaberin kauft Apotheken zurück

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Berlin -

Eigentlich wollte Petra Verhoeven mit dem Verkauf von drei ihrer vier Apotheken in Stralsund etwas kürzer treten. Vor einem Jahr gab die 61-Jährige die Betriebe an einen ehemaligen Mitarbeiter ab. Doch dieser meldete jetzt Insolvenz an. Die frühere Chefin überlegte nicht lange und kaufte die Apotheken jetzt zurück. Seit April führt Verhoeven nach einem Jahr Pause also wieder die Korallen-, die Sund- und die Bernstein-Apotheke.

Erst im Februar 2023 hatte Verhoeven ihren Verbund an Clemens Ruchel abgegeben. Doch dieser musste Insolvenz anmelden. Der Insolvenzverwalter beklagte, dass die Zahlungsunfähigkeit spät öffentlich gemacht wurde. Die fast 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhielten zwei Monate keinen Lohn. Eine Betriebsweiterführung in Selbstverwaltung kam für Ruchel nicht in Frage.

Verhoeven verfolgte die Entwicklung ihrer früheren Apotheken und konnte irgendwann nicht mehr länger zusehen. Sie nahm Kontakt mit dem Insolvenzverwalter auf. „Man konnte gut mit ihm arbeiten“, sagt sie. Da die Apotheken gut liefen und nicht der Grund für die Insolvenz gewesen seien, kaufte sie sie kurzerhand zurück. „Wir werden jetzt nochmal zeigen, dass sie wirtschaftlich sind“, betont sie.

Schieflage wegen schlechter Führung

Die Apotheken seien in die Schieflage geraten, weil nicht gut gewirtschaftet worden sei. Investitionen seien nicht in verkaufsfördernde Projekte getätigt worden. „Er hat sich nicht richtig gekümmert und Missmanagement betrieben.“ Der Kontakt zu den Arztpraxen oder Pflegeheimen sei etwa nicht gepflegt worden. „Ich werde jetzt wieder eine Runde machen und den Ärzten erklären, dass wir wieder zurück sind.“

Personal steht zum Verbund

In der Krisenzeit hätten sechs Angestellte gekündigt. Der Rest des Teams hielt zum Verbund und macht jetzt mit Verhoeven weiter. „Das Personal hat gekämpft. Wir bringen die Apotheken jetzt wieder in ruhiges Fahrwasser“, sagt sie. Gestern seien die Computersysteme umgestellt worden. Der Vorteil des Verbunds sei, dass es dadurch im Einzugsgebiet keine Mitbewerber gebe und man sich intern austauschen könne. Auch die Kundschaft schätze, dass die Apotheken zusammengehörten.

Verhoeven gründete 1992 die Bernstein-Apotheke und 2006 die Korallen-Apotheike. 2012 übernahm sie die Sund-Apotheke. Die Hansa-Apotheke, die nicht zum Verkauf gehört hat, übernahm sie 2020. Perspektivisch will die Apothekerin die drei Betriebe wieder verkaufen. „Dafür brauche ich aber vernünftige Zahlen. Wir müssen jetzt erstmal abwarten und für stabile Umsätze sorgen.“ Darin sieht sie kein Problem, denn die Apotheken liefen gut. Irgendwann stehe dann wieder ein Verkauf an.

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