Daniela Naumburger ist Inhaberin der Nordbahnhof-Apotheke in Stuttgart. Sie ist mit Tipps und Tricks rund um das Thema Gesundheit und wichtigen Infos bei der Arzneimittelabgabe auch aktiv auf Instagram unterwegs. In einer Story ließ sie ihre Follower jetzt teilhaben, wie sich die Apothekerin durch eine ewig lange Defekteliste klickt. „Ich habe das Gefühl, dass abends noch was geht beim Großhandel“, untertitelte sie ihren Post.
Mehrmals am Tag versucht sie ihr Glück beim Großhändler, Medikamente zu bestellen. Für einen größeren Vorrat reicht es schon länger nicht. Sie nimmt eben, was sie kriegen kann. Naumburger hat keine Online-Vernetzung mit anderen Apotheken, wo sie direkt nachschauen könnte, wer noch wo ein benötigtes Medikament am Lager hat, um im Akutfall einem Patienten oder einer Patientin weiterhelfen zu können. Der Großhandel ist momentan ihre einzige Chance.
Früh am Morgen und spät abends bestehen laut Naumburger noch die besten Erfolgsaussichten, wenn dies auch keine im wirklichen Sinne seien. Sie sortiert vor ihrer Anfrage beim Großhandel die Liste soweit möglich nach Medikation und Darreichungsform. Bei der Masse an Defekten würde das Computersystem beim Großhandel ansonsten aussteigen. Etwa für einhundert nicht lieferbare Medikamente macht sie regelmäßig die Abfrage. Manchmal hat sie Glück und für zehn oder gar zwanzig Zeilen erleuchtet ein grüner Haken. Nicht immer ist sie dann schnell genug und bekommt diese auch tatsächlich geliefert. Heute wurden ein paar Flaschen Erkältungssirup für die Nacht und Novaminsulfon-Tabletten mitgeschickt. Na immerhin.
Die Apothekerin versucht mitunter, Alternativen in der aktuellen Situation der Arzneimittelknappheit zu schaffen. „Ich kann und möchte die Patient:innen nicht mit: ´Das haben wir gerade nicht, weil nicht lieferbar´ wegschicken. Das hilft denen ja nicht“, weiß Naumburger. Also wird beispielsweise ein wirksames Spray, dass zufällig gerade lieferbar ist, statt dem üblichen Saft bei Husten empfohlen. Oder erstmal eine Kochsalzlösung angeboten, um der verstopften Nase Linderung zu verschaffen. In Verbindung mit ein paar Tropfen ätherischem Öl im Raum stellt dies mitunter eine gute Ausweichmöglichkeit dar. „Kund:innen kommen logischerweise mit der Erwartung in die Apotheken, dass ihnen geholfen wird“, so die Apothekerin. Und dieser täglich gerecht zu werden, das versucht Naumburgers Team der Nordbahnhof-Apotheke, auch wenn das gewünschte Präparat heute nicht zur Verfügung steht.
Die Apothekerin beginne aktuell mit der Herstellung von Fieberzäpfchen für Babys. Bislang sei sie nicht an den Wirkstoff gekommen. Doch sie hat sich online über Beiträge von Kollegin:innen über das Verfahren aus Paracetamol-Zäpfchen der 1000er Stärke informiert. Diese gebe es aktuell noch und die Herstellung funktioniert gut. Leider sei es allerdings bereits schwierig an Stanniolpapier für die Primärverpackung zu kommen. Naumburger setzt ausweichend auf eine hygienische Einweggießform, die mit einem Aufreißschlitz zur Entnahme versehen sind.
APOTHEKE ADHOC Debatte