Viele Mütter haben Angst bei der Ernährung ihres Säuglings etwas falsch zu machen. Die natürlichste Ernährungsform für den Start ins Leben ist die Muttermilch. Denn sie bringt alles mit, was der Nachwuchs braucht. Konkrete Richtlinien für die Dauer der Stillzeit gibt es jedoch nicht – es muss daher immer individuell auf Mutter und Kind abgestimmt werden, wie lange die Muttermilch Hauptbestandteil des kindlichen Speiseplans bleibt.
Oft stellt die Natur uns alles zur Verfügung, was wir zum Überleben brauchen – so auch bei der Muttermilch. Denn theoretisch können Mütter ihre Kinder über Monate hinweg ausschließlich mit ihrer Milch ernähren und ihnen darüber alle notwenigen Nährstoffe geben. In der Praxis werden die Kleinen häufig nicht so lange gestillt. Manchmal sorgen Schwierigkeiten beim Stillen – sowohl auf Seite der Mutter wie auch auf Seite des Kindes – für ein Abstillen und den Wechsel zur Beikost.
Die konkrete Dauer der Stillzeit lässt sich nicht festlegen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Säuglinge in den ersten sechs Lebensmonaten ausschließlich zu stillen. Anschließend können sie langsam auf Beikost umgestellt werden. Zusätzlich kann jedoch weiterhin Muttermilch gegeben werden. Individuelle Umstände können den Zeitraum der Stillzeit beeinflussen. Deshalb sollten Mütter sich keinen Druck machen oder sich gar mit anderen Frauen vergleichen.
Die Muttermilch ist ein wahres Wunderwerk: Denn ihre Zusammensetzung ist sehr komplex und ideal auf die Bedürfnisse des Säuglings angepasst. Außerdem hat sie immer die optimale Trinktemperatur.
Als Vormilch wird die erste Muttermilch bezeichnet. Oft trägt sie auch den Namen „Kolostrum“. Sie ist eher gelblich und etwas dicker als normale Milch. Sie ist besonders vitamin- und nährstoffreich, wodurch der Säugling schon mit kleinen Mengen ausreichend versorgt wird. Außerdem sind wertvolle Abwehrstoffe enthalten, die das Abwehrsystem des Babys aufbauen und es vor Infektionen schützen. Wichtig ist sie zudem, um das „Kindspech“ bzw. Mekonium – den ersten Stuhlgang des Kindes – voranzutreiben, da sie abführende Eigenschaften besitzt.
Wenige Tage nach der Geburt stellt der Körper die Milch automatisch durch das Milchbildungshormon Prolaktin auf die sogenannte „Übergangsmilch“ um. Dann setzt auch der Milcheinschuss ein, welcher durch den Saugreflex des Babys gefördert wird. Die Brüste schwellen an und können spannen. Oft geht der Milcheinschuss mit einer Erhöhung der Körpertemperatur einher, welche völlig normal ist. Kommt es zu Problemen beim Stillen, kann eine Stillberatung helfen. Auch Hebammen und Frauenärzt:innen können wertvolle Tipps geben.
Rund ein bis zwei Wochen nach der Geburt stellt der Körper auf die sogenannte „reife Muttermilch“ um. Doch auch diese verändert sich im Laufe der Stillzeit kontinuierlich: So nimmt der Gehalt an Eiweißen mit der Zeit ab, dafür kommen mehr Kohlenhydrate, Vitamine und Mineralstoffe hinzu. Der Gehalt der Muttermilch schwankt sogar während der Mahlzeit: Die erste Muttermilch ist dünnflüssig und leicht bläulich – sie dient vor allem der Durststillung. Später wird die Milch gelblicher und etwas dickflüssiger – der Fettgehalt ist nun höher und die Milch wirkt vor allem sättigend.
Doch die Muttermilch kann weitaus mehr als „nur“ den Durst stillen und sättigen: Studien zeigen, dass Kinder, die gestillt werden, im Säuglingsalter deutlich seltener an verschiedenen Infektionen erkranken. Dazu zählen neben Erkältungen auch Magen-Darm-Infekte oder Mittelohrentzündungen. Denn die Antikörper der Mutter gehen in die Muttermilch über und versorgen den Säugling so direkt mit. Gleichzeitig prägen die Stoffe das Immunsystem des Säuglings. Gestillte Kinder leiden außerdem seltener unter Allergien, Neurodermitis und Asthma.
Stillende Mütter müssen jedoch beachten, dass auch Schadstoffe oder Medikamente über die Muttermilch an den Säugling weitergegeben werden können. Daher sind Zigaretten und Alkohol in der Stillzeit tabu! Müssen wichtige Medikamente eingenommen werden, sollte der Arzt/die Ärztin über das Stillen informiert werden. Manchmal können auch Alternativen erwogen werden, die unschädlich für das Kind sind. Müssen Medikamente eingenommen werden, die dem Säugling schaden könnten, sollte die Muttermilch für diesen Zeitraum abgepumpt und weggeschüttet werden.
Einen essentiellen Beitrag zur Qualität der Muttermilch leistet auch die Ernährung der Mutter während der Stillzeit. Dabei ist besonders auf eine ausreichende Nährstoffversorgung zu achten. Von großer Bedeutung ist außerdem eine optimale Versorgung mit Folsäure, Jod und Vitamin D3.
APOTHEKE ADHOC Debatte