Pharmahersteller

MSD kontert AfD-Wahlplakat

, Uhr
Berlin -

In Bayern wird am 14. Oktober ein neuer Landtag gewählt. Wie üblich haben die Parteien in Städten, Dörfern und an viel befahrenen Straßen zahlreiche Wahlplakate aufgehängt. Vor dem Deutschlandsitz des Pharmakonzerns MSD Sharp & Dohme hat die rechtspopulistische Partei AfD ein Poster an einen Laternenmast gehängt. Der Hersteller konterte kurzentschlossen mit einem eigenen Plakat.

Als MSD-Kommunikationschef Christoph Habereder in der vergangenen Woche von der Bahn zum Unternehmenssitz in Haar lief, fiel ihm das Wahlplakat der AfD direkt am Firmengelände auf. Darauf steht: „Hol dir dein Land zurück. Die AfD hält, was die CSU verspricht“ – einer von rund 20 streitbaren Slogans der Partei. „Wir haben Kollegen aus vielen verschiedenen Ländern. Das konnten wir nicht unkommentiert lassen“, sagt er.

Im Führungsteam wurde daraufhin besprochen, wie man mit der Wahlwerbung umgehen soll. Die Wahl fiel auf ein eigenes Plakat. Direkt neben dem AfD-Plakat steht seit etwa einer Woche eine Stellungnahme des Herstellers. Unter der Überschrift „#Vielfaltistbesser“ steht: „Von Heilsversprechen allein ist noch niemand gesund geworden. Darum arbeiten wir weltweit mit Menschen aus mehr als 140 Ländern an ihrer Gesundheit.“

Ein Foto des Plakats – im Hintergrund das verschwommene AfD-Plakat – twitterte das Unternehmen mit dem Spruch: „Also, wir haben ja in mehr als 125 Unternehmensjahren mit Vielfalt sehr gute Erfahrungen gemacht.“ Der Tweed erhielt viel Zuspruch. „Tolle Aktion“, schrieb eine Nutzerin. „Klare Ansage – gut so! Ich wünsche mir mehr Unternehmen, die Flagge zeigen“, eine andere. Ein Twitter-Nutzer lobte die „klare Haltung“ und verwies auf die ZDF-Nachrichtensatire „heute-show“ für Tipps zum Umgang mit Hass und Hetze.

Das Wahlplakat war laut Habereder der Auslöser für die spontane Aktion. Die Haltung von MSD zur Vielfalt werde jedoch nicht an einer Partei festgemacht. „Uns geht es darum zu zeigen, dass MSD das Thema Vielfalt hoch auf der Agenda hat. MSD ist bunt. Vielfalt ist besser, das ist unsere Erfahrung.“ Zuspruch erhält MSD auch von Mitarbeitern: „Danke Kollegen. Deshalb mag ich es, hier zu arbeiten.“

Mit den Wahlslogans auf den AfD-Postern muss man leben, solange die Sprüche etwa nicht die Menschenwürde oder Persönlichkeitsrechte verletzen. Meinungsäußerungen sind erlaubt. Das Aufstellen von Plakaten während Wahlkampfzeiten fällt in den Schutzbereich der Parteifreiheit. Verfassungsrechtlich haben politischen Parteien die Aufgabe, bei der politischen Willensbildung des Volkes mitzuwirken. Sie können diesen Auftrag nur dann wirksam wahrnehmen, wenn sie nicht nur intern, sondern auch nach außen sichtbar werden.

Laut Infratest Dimap im Auftrag von ARD-DeutschlandTrend erhält die CSU aktuell 33 Prozent der Stimmen. Zweitstärkste Partei wären die Grünen. Wenn am Sonntag Landtagswahl wäre, kämen SPD und Freie Wähler auf 11 Prozent, die AfD auf 10 Prozent und die FDP 6 Prozent.

MSD beschäftigt in Deutschland an sieben Standorten rund 2100 Mitarbeiter, weltweit sind es rund 69.000. Hierzulande wird ein Umsatz von rund 1,7 Milliarden Euro erwirtschaftet. Deutschland ist laut Unternehmensangaben einer der wichtigsten Standorte für Forschung und Entwicklung. Für das Deutschlandgeschäft ist Dr. Susanne Fiedler verantwortlich.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Krebspatient holt Rezept wieder ab
Jaypirca: Lilly lässt Apotheker hängen
Neues Gebäude für Antikörper-Wirkstoff-Konjugate
Söder: Spatenstich bei Daiichi Sankyo
Mehr aus Ressort
ApoRetro – Der satirische Wochenrückblick
ePA: e(inreichen) P(apier) A(potheke)
Gesetz zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken
OTC-Rezept: Kasse zahlt Botendienst nicht
Kein Bewusstsein für Leistung vorhanden
Notdienst: Apotheker für 50 Prozent Luxus-Aufschlag

APOTHEKE ADHOC Debatte