Umgang mit den Impfstoffen Alexandra Negt, 26.01.2022 12:48 Uhr
Mit dem proteinbasierten Impfstoff von Novavax und der applikationsfertigen Formulierung von Comirnaty kommen zwei neue Vakzine dazu. Apotheken, die gegen Corona impfen wollen, müssen also neue Lagervorschriften, Dosierungen und Prozessanweisungen beachten. Hier ein Schnellüberblick über die einzelnen Impfstoffe.
Ab sofort stehen drei verschiedene Varianten Comirnaty zur Verfügung. Zwei Formulierungen sind für Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren, die dritte für Kinder zwischen 5 und 11 Jahren. Durch eine farbliche Kennzeichnung sollen Verwechslungen vermieden werden.
Lila Kappe – unverdünnt für Erwachsene
Comirnaty mit lila Kappe muss vor der Verabreichung verdünnt werden. Jedes Vial enthält nach der Zugabe von 1,8 ml isotonischer Kochsalzlösung sechs Impfdosen à 0,3 ml. Das Poolen aus verschiedenen Vials ist verboten. Es sollen Totvolumen-arme Spritzen-Kanülen-Kombinationen angewendet werden. Nach dem Auftauen ist das ungeöffnete Vial bis zu einem Monat im Kühlschrank haltbar. Stabilisiert ist das Konzentrat mit einem Phosphat-Puffer.
Graue Kappe – applikationsfertig für Erwachsene
Die bereits verdünnte Variante ist länger haltbar. Einmal aufgetaute Durchstechflaschen können – solange sie ungeöffnet sind – bis zu zehn Wochen bei 2°C bis 8°C Grad gelagert werden. Jedes Vial enthält weiterhin sechs Dosen à 0,3 ml. Im Gegensatz zu der ursprünglichen Comirnaty-Variante ist die bereits verdünnte Formulierung mit einem TRIS-Puffer stabilisiert. TRIS, also Trometamol, besitzt eine gute Pufferkapazität im pH-Bereich zwischen 7,2 und 9,0.
Orangene Kappe – für Kinder
Auch die Kinder-Variante ist mit einem TRIS-Puffer versehen. Der Impfstoff muss vor der Entnahme mit 1,3 ml isotonischer Kochsalzlösung verdünnt werden. Pro Durchstechflasche sind dann zehn Dosen à 0,2 ml enthalten. Ein ungeöffnetes Vial ist zehn Wochen im Kühlschrank haltbar. Mit dem Imfpstoff können Kinder ab 5 Jahren geimpft werden. Wie auch bei Erwachsenen müssen zwei Dosen im Abstand von drei Wochen gegeben werden. Pro Dosis sind 10 µg Tozinameran enthalten – ein Drittel der Erwachsenen-Dosis.
Rote Kappe – Moderna
Bei Spikevax (Moderna) muss darauf geachtet werden, welche Art von Impfung durchgeführt wird. Während es bei einer Erst- oder Zweitimpfung 0,5 ml (entsprechend 100 µg Wirkstoff) bedarf, wird die Booster-Impfung nur halb so hoch dosiert (0,25 ml entsprechend 50 µg Wirkstoff). Je Vial sind demnach 10 oder 20 Dosen enthalten. Spikevax wird aktuell in Deutschland nur noch für Menschen über 30 Jahren angewendet. Bei 2 °C bis 8°C ist die ungeöffnete Flasche 30 Tage lang haltbar.
Blaue Kappe – Janssen oder Nuvaxovid
Der zuletzt zugelassene Impfstoff Nuvaxovid unterscheidet sich zu den bisher am Markt befindlichen Vakzinen. Nuvaxovid wird oft als Totimpfstoff bezeichnet, dabei lässt sich das Vakzin eher den proteinbasierten Impfstoffen zuordnen. Mit einem klassischen Totimpfstoff – also einem Impfstoff mit abgetöteten „Vollvirus“ – lässt sich Nuvaxovid nicht gleichsetzen. Streng genommen gehören auch Vektor- und mRNA-Impfstoffe zu den Totimpfstoffen. Da sie im Körper die Spike-Protein-Produktion anregen, verhalten sie sich ähnlich wie Lebendimpfstoffe.
Die Wirkung von Nuvaxovid gegen Omikron wird aktuell angezweifelt. Diese These beruht auf dem Wissen, dass Omikron die humorale Immunantwort unterlaufen kann und es somit einer zytotoxischen Immunantwort bedarf. Diese bleibt jedoch bei dem proteinbasierten Vakzin aus – der Impfstoff von Novavax erzeugt nur eine humorale Immunantwort.
Der Vektorimpfstoff von Janssen weist mit 134 Tagen die längste Haltbarkeit im Kühlschrank auf. Pro Vial sind fünf Dosen à 0,5 ml enthalten. Eine Einmalimpfung mit dem Covid-19 Vaccine Janssen wird in Deutschland – abweichend von der Zulassung – nicht mehr als vollständige Grundimmunisierung anerkannt.
Übrigens: Da es sich bei allen Vakzinen um unkonservierte Produkte handelt, wird – aus mikrobiologischer Sicht – eine rasche Anwendung nach dem ersten Anstechen empfohlen. Stabil sind die meisten Impfstoffe länger, sodass eine Anwendung sechs bis zwölf Stunden nach dem Anstechen möglich ist.