Die einzige Apotheke im oberpfälzischen Hohenwarth stand knapp einen Monat leer. Jetzt wagt eine Apothekerin aus dem benachbarten Kneipp-Heilbad Bad Kötzting die Übernahme. Am Montag ist Eröffnung. Startschuss: 8 Uhr.
„Wir freuen uns, Sie bei uns begrüßen zu dürfen“, steht auf der Website. Wochenlang wurde umgebaut. „Es ist eine kleine Apotheke und sie war bei der Übernahme nicht besonders gepflegt. Der Vorgänger ging in Rente, er hat das Unternehmen einfach auslaufen lassen“, sagt Stefanie Henke. In Bad Kötzting betreibt sie die Sonnen-Apotheke mit mehr als 25 Mitarbeitern.
„Wir haben die Johannes-Apotheke nicht gefunden, sie hat uns gefunden“, sagt sie lächelnd. „So ist das auf dem Land, man kennt sich, alles ist viel kleiner als in der Stadt.“ Ein Arzt aus dem Haus hatte schon vor drei Jahren angefragt, ob Interesse bestehe. Danach fragte der Apotheker, der in den Ruhestand gehen wollte.
Die Lage ist perfekt, direkt über der Johannes-Apotheke gibt es eine Gemeinschaftspraxis. „Hier praktizieren insgesamt vier Ärzte“, sagt Henke, „ohne sie hätten wir die Entscheidung nicht gewagt. So eine Chance bekommt man vermutlich nur einmal. Hätten wir es nicht gemacht, hätten wir uns vermutlich irgendwann geärgert.“
Beherzt griffen sie und ihr Ehemann Henrik, ein Ingenieur und erfahrener Projektmanager, zu. Ebenso beherzt schritten sie ans Werk. „Uns war von Anfang an klar, dass wir viel Arbeit hineinstecken müssen. Bis auf die Ziehschränke haben wir alles rausgeworfen. Die Möbel waren über 30 Jahre alt, dunkle Stücke, wie man sie heute einfach nicht mehr mag.“
Neue Decke, neuer Teppichboden, neue Möbel. Viele Stunden Arbeit, viel Energie war vonnöten. Die künftigen Kunden machten immer wieder Mut. „Viele Hohenwarther schauten herein und sagten, dass sie sich auf uns freuen.“ Knapp 1900 Einwohner sind es, die jetzt einige Zeit ohne Apotheke auskommen mussten. Die Vorfreude spornte das Duo und seine Handwerker an. Und als auch noch zufällig eine Apothekerin ihre Bewerbung schickte, wo doch der Fachkräftemangel so drückend ist, waren Team und Glück komplett. Die Apothekerin übernimmt die Filialleitung. „Wir starten mit fünf Mitarbeitern“, sagt die 41-Jährige.
Sie freut sich, dass sie nach Stationen in Berlin (Studium) und Stuttgart, wo sie als Apothekerin arbeitete, wieder zurück in der Heimat ist. „2008 habe ich die Apotheke meiner Eltern in Bad Kötzting übernommen. Für meine Familie mit drei Kindern ist das Leben auf dem Land einfach toll.“
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