Apotheker-Satire

Mit Schnurz-Egal gegen die Rabattverträge Alexander Müller, 25.09.2012 14:11 Uhr

Berlin - 

Apotheker Jochen Meyer hält nichts von dem Rabattwahnsinn der Krankenkassen: Immer neue Ausschreibungen zu immer mehr Wirkstoffen. Aus seiner Sicht verursachen die Kassen mit dieser Politik langfristig höhere Ausgaben. Als Protestaktion hat er deshalb selbst ein „Rabattarzneimittel“ entworfen: Schnurz-Egal, Hauptsache billig.

Der Beipackzettel fasst auf eine sachlich-freche Art die Kritik der Apotheker an den Rabattverträgen zusammen. Das Anwendungsgebiet etwa ist „nur zur kurzfristigen Senkung der Arzneimittelausgaben der Krankenkassen“. Der Wirkstoff in Schnurz-Egal sei austauschbar, Zusätze zur Salzform würden wahlweise verwendet und seien grundsätzlich zu ignorieren, heißt es. Auch Hilfsstoffe würden nach Belieben verwendet.

Die Patienten sollen sich von der wechselnden Darreichungsform nicht irritieren lassen, ebenso wenig von den wechselnden Indikationen. „Der Gesetzgeber hat dafür Sorge getragen, dass Schnurz-Egal für mindestens ein gleiches Anwendungsgebiet zugelassen ist, Hauptsache billig“. Als Nebenwirkung taucht in der Packungsbeilage „Desorientierung bis hin zu aggressiven verbalen Reaktionen gegenüber behandelndem Arzt und insbesondere dem Apotheker“ auf.



Meyer kennt die Probleme aus der Praxis, weil er regelmäßig in der Apotheke seiner Eltern aushilft. Bei der Umsetzung des Projekts hat ihm eine Werbeagentur geholfen, für die Meyer freiberuflich arbeitet. Bei dem Pharmahersteller Dr. Pfleger ist der Apotheker außerdem im Marketing aktiv. „Im Dreieck dieser Tätigkeit ist die Idee zu Schnurz-Egal entstanden“, berichtet Meyer. Verantwortlich dafür zeichnet er aber allein.

Zwei Wochen nach dem Start seiner Internetseite sei der Zuspruch enorm, freut sich der Apotheker. Die Reaktionen der Kollegen seien überaus positiv. Schnurz-Egal gibt es aber nicht nur im Internet: Die aufwändig gestaltete Packung wird in der Apotheke seiner Eltern auch schon mal an Kunden abgegeben, die die Rabattverträge selbst kritisch hinterfragen. Jedem Patienten könne man so etwas aber natürlich nicht in die Hand drücken, ohne Verwirrung zu stiften, weiß Meyer.

Vollkommen neu ist die Idee einer „Protestmarke“ übrigens nicht: Der Generikakonzern Stada hatte im Sommer 2009 eine Discountlinie mit dem klangvollen Namen Billixpharma aufgelegt. Obwohl die Präparate für kurze Zeit sogar in der Software gelistet waren, ist Stada mit dem Projekt nie wirklich durchgestartet.