Apothekenkooperation

Mit dem Truck auf Kunden-Akquise

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Unter dem Namen „360° Apotheken“ ist seit heute eine neue Apothekenkooperation auf dem Markt. Die einzelnen Bausteine - gemeinsamer Einkauf, betriebswirtschaftliche Prüfung, Dach- und Eigenmarke - sind hinlänglich bekannt, sollen aber nur die Basis für einen größeren Wurf sein: Als erster Verbund will „360°“ über Aktionen die Mitgliedsapotheken beim Endverbraucher als Gesundheitszentren etablieren und ihnen so langfristige Wettbewerbsvorteile verschaffen.

Hinter dem Konzept stehen verschiedene Steuerberater der Koblenzer Kanzlei „Dr. Schmidt und Partner“, die mit einem dreiköpfigen Team neuen Wind in den Dienstleistungsmarkt für Apotheken bringen wollen.

„Apotheker können deutlich mehr, als lediglich Medikamente auf Rezept abzugeben“, argumentiert Vorstandschef Rüdiger Ott. „Sie sind hoch qualifiziert und für jedermann schnell erreichbar - ein großes Potenzial für die lokale Gesundheitsversorgung, das bislang viel zu wenig genutzt wurde. Wir werden das ändern.“

Die Rollen sind bei „360°“ klar verteilt: Die Apotheken sollen vor Ort Kontakte zu Ärzten und anderen Heilberuflern knüpfen, die sich an den Präventions- und Früherkennungsangeboten beteiligen. Die Verbundzentrale in Montabaur kümmert sich um die Verhandlungen mit Herstellern, Kassen und Politik: Laut Ott hat das Bundesgesundheitsministerium vorab einem geplanten Projekt „Jugendgesundheit“ seinen Segen erteilt.

In den kommenden Wochen will „360°“ auf Informationsveranstaltungen möglichst viele Apotheker für das Konzept werben. Bereits im Juli soll ein „Gesundheits-Truck“ in die Republik entsendet werden, der Endverbraucher auf die Angebote der Kooperation aufmerksam macht. Zu diesem Zeitpunkt sollen nach Angaben von Ott bereits 30 bis 40 Apotheken zur Gruppe gehören.

In fünf Jahren sollen 500 Apotheken in ganz Deutschland für „360°“ gewonnen werden - angesichts der hohen Dichte am Markt „kein leichtes Unterfangen“, wie Ott zugibt. „Wir sehen aber derzeit auch starke Verschiebungen in der Kooperationenlandschaft, weil viele Apotheker unzufrieden mit den bisherigen Angeboten sind oder nicht die Unterstützung finden, die sie sich erhoffen.“

Laut Ott, selbst Apotheker und Unternehmensberater, müssen alle Kooperationen in den kommenden Jahren ihr Profil schärfen, um nicht von der Bildfläche zu verschwinden.

Mit ihrem Vorsorgekonzept dürften die Steuerberater zwar den Nerv von Politik und Kassen getroffen haben. Ob sich die erhofften Projekte allerdings auf absehbare Zeit umsetzen lassen, als Alleinstellungsmerkmale taugen und vor allem irgendwann für die Apotheken rechnen, wird abzuwarten sein.

Für bis zu 1000 Euro monatlicher Gebühr wird so mancher Apotheker mehr erwarten als einen Imagegewinn, zumal sich auch die versprochene Unabhängigkeit gegenüber Lieferanten in den Konditionen niederschlagen dürfte.

Ott und seine beiden Vorstandskollegen müssen daher schnell viel Überzeugungsarbeit leisten, bei Apothekern, Lieferanten und potenziellen Abnehmern gleichermaßen. Schließlich steht und fällt die Ansprache der Endverbraucher mit der Mitgliederzahl und Flächendeckung - das wissen alle Betreiber von Kooperationen.

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