Apotheke trotz Rentenalter

Mit 81 in der Offizin: „Ich könnte jetzt nicht abgeben“

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Berlin -

Hans Peter Euschen betreibt im saarländischen Friedrichsthal die Markt Apotheke – und das seit 50 Jahren. Im März 1974 eröffnete er die Apotheke, an einem Mittwoch, erinnert sich Euschen. Das Jubiläum fiel ebenfalls auf einen Mittwoch. Auch standespolitisch war er aktiv. Die Rente hätte er sich eigentlich schon längst verdient, doch er kommt noch immer jeden Tag in die Apotheke. Zum Aufhören reicht es einfach nicht.

Mit seinen 81 Jahren ist Euschen noch immer fester Bestandteil der Apotheke, kommt morgens etwa 8 Uhr in die Apotheke – „je nachdem, wann ich Kaffee getrunken habe“ – und bleibt bis 20 Uhr; geöffnet ist bis 18.30 Uhr. Dabei dürfe man nicht vergessen, dass es auch eine zweistündige Mittagspause gebe, betont er. Abends macht er die Kasse, prüft die Rezepte. Im HV stehe er nicht unbedingt, doch im Hintergrund läuft die Apotheke mit und durch ihn. Ist es der Spaß an der Arbeit, die Euschen in der Apotheke hält?

Leider nicht. Es sei immerhin „noch ein bisschen Spaßfaktor dabei“, aber das ist es nicht, warum der Apotheker seiner Apotheke treu bleibt. „Ich krieg die net los“, so der Inhaber im typischen Dialekt. „Die wirft nicht so viel ab, dass ich sehe, dass da was übrig bleibt.“ Übergabefähig sei die Apotheke aktuell nicht: „Jemand, der das übernimmt, verdient ja kaum was“, sagt Euschen.

In diese etwas verfahrene Situation spiele hinein, dass Euschen mit seiner Frau über der Apotheke wohnt. Das Haus mit vier weiteren Mietparteien gehört ihm. Was für ihn lange sehr praktisch war, scheint nun eher ein Nachteil. Hier möchten sie natürlich wohnen bleiben. Jemand, der die Apotheke zur Miete betreibt, hätte einen weiteren Kostenpunkt, der das Ganze noch unwirtschaftlicher macht.

Besserung in Sicht

Doch die Situation werde sich bald noch einmal ändern. Euschen verblistert, hat nun noch einmal nachverhandelt und im kommenden Jahr wird noch einmal verhandelt. „Ich möchte das abgeben, wenn es besser läuft“, sagt Euschen und blickt mit Zuversicht in die Zukunft. Denn es zeichne sich ab, dass die Apotheke im kommenden Jahr durch die neuen Verhandlungen deutlich besser dastehe – und damit auch abgabefähig wird.

Immerhin habe sie in der knapp 10.000-Einwohner-Stadt eine „1A-Lage“ am Marktplatz mit Durchgangsverkehr und dem ein oder anderen Frequenzbringer. Patient:innen kommen auch aus dem Umkreis, ein Neurologe im Haus sorge ebenfalls für Kundschaft.

Bisher sei das Blistergeschäft eher zweischneidig zu sehen, da hierfür auch einfach entsprechend viel Personal eingebunden ist, das ebenfalls kostet. „Ich könnte jetzt nicht abgeben“, sagt der 81-Jährige. „Ich möchte nicht gern aufhören.“ Ein leerstehendes Ladenlokal in seinem Haus könne er sich einfach nicht leisten. „Das ist meine Altersversorgung. Ich brauche die Miete.“ Man wisse ja auch nicht, wie lange es ihm noch so geht, dass er die Apotheke führen kann. Daher macht er erstmal weiter – bis es nicht mehr geht oder die Apotheke finanziell attraktiver geworden ist.

„Wann machen wir denn mal Urlaub?“

Und er weiß, dass er nicht allein ist in der Situation: „Ich weiß, dass ich der Zweitälteste im Saarland bin.“ Das Saarland sei aber auch kein goldenes Land, was Kaufkraft angehe. Und auch die Situation der Apotheken allgemein gibt Euschen zu denken. Er war lange Zeit im Verbandsvorstand. Dass sich die Apothekenlandschaft ändere, spürten auch die Kund:innen, die immer weitere Wege zur nächsten Notdienstapotheke haben. Es fehle an nötigen politischen Rahmenbedingungen und auch bei den Fachkräften. Die Zeiten hätten sich einfach verändert.

Inklusive Botenfahrer kommt Euschen auf ein Team von 15 Leuten in der Apotheke. Als Apotheker ist er nicht ganz allein: Eine Approbierte in Teilzeit unterstützt ihn immerhin. „Wann machen wir denn mal Urlaub?“, so Euschens Frau immer mal wieder. Das ist in dieser Konstellation tatsächlich nicht so einfach. Aber ein verlängertes Wochenende ist ab und an mal drin. So geht es jetzt mal für vier Tage mit einem Busunternehmen nach Leipzig. Ein seltener Luxus, den sich der Inhaber gönnt.

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