Wer als Apothekeninhaber auf der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern ist, muss sich inzwischen etwas einfallen lassen. Und je härter der Kampf um Fachkräfte wird, desto auffälliger müssen Stellenanzeigen formuliert und gestaltet sein. Mit kreativen Inseraten sorgen daher einige potenzielle Arbeitgeber für Aufmerksamkeit und reichlich Lacher.
Vor einigen Wochen hat Daniela von Nida, Inhaberin der Alten Apotheke im hessischen Groß-Zimmern, bereits eine Anzeige auf der Seite der Landesapothekerkammer geschaltet. Sie hoffte, einen Approbierten in Teilzeit für ihre Apotheke zu finden, Arbeitsbeginn Frühjahr/Sommer 2018. „Wir wollen uns vergrößern und brauchen pharmazeutische Unterstützung“, erklärt die Apothekerin.
Viel gebracht hat die Anzeige allerdings nicht. Eine einzige Interessentin habe sich gemeldet. „Das ist zwar besser als nichts“, räumt von Nida ein. Doch die Vorstellungen der beiden Parteien waren nicht gänzlich deckungsgleich, sodass weitergesucht werden musste.
Doch diesmal verzichtete die Apothekerin auf herkömmliche Stellenanzeige nach dem Prinzip „Wir suchen/wir bieten“. Stattdessen dachte sie sich etwas besonderes aus: Ein witziges Diagramm, bei dem alle Wege in die Alte Apotheke führen. So wird unter anderem abgefragt, ob der Leser zufällig schon in der Alten Apotheke arbeite. Alle, die diese Frage mit ja beantworten können, werden gebeten, doch bitte Schokolade mitzubringen. Die Vorräte seien schon wieder leer. Allen, die mit nein antworten, wird nahegelegt, darüber nachzudenken und einfach in der Apotheke anzurufen.
„Ich habe mir überlegt, was mich ansprechen und überzeugen würde“, erläutert die Apothekerin. „Denn viele Anzeigen sind eigentlich austauschbar. Überall wird das eigene junge und dynamische Team angepriesen.“ Damit reiße man in Zeiten des Fachkräftemangels niemanden mehr vom Hocker. Deshalb habe sie das Internet nach Ideen durchstöbert. „Dieses Diagramm sprang mir ziemlich schnell ins Auge“, sagt sie. „Ich musste es nur noch etwas umschreiben, damit es auf die Apothekenbranche passt.“ Gepostet hat von Nida die ausgefallene Stellenanzeige vor allem in den sozialen Medien und auf der eigenen Homepage.
Eine Zeitungsannonce zu schalten, kam für die Apothekerin nicht infrage. „Das ist nur teuer und bringt überhaupt nichts mehr“, erklärt sie. Vor rund zwei Jahren habe sie es mit den Printmedien versucht. Doch es kam keine einzige Bewerbung. „Vor allem junge Menschen informieren sich inzwischen eher über Soziale Medien und beachten die Stellenanzeigen in den Zeitung gar nicht – sofern Printausgaben überhaupt gelesen werden“, meint die Apothekerin.
„Da kann man das Geld gleich verbrennen“, bestätigt Jan Reuter, Inhaber der Central-Apotheke in Walldürn. Auch er hält nichts von Stellenanzeigen in Zeitungen. Wenn sich überhaupt jemand daraufhin melde, dann seien es nicht die Top-Bewerber, die besonders „pfiffig“ seien. „Meine Mitarbeiter müssen keine IT-Profis sein, aber ein vertrauter Umgang mit Internet und anderen modernen Kommunikationsmitteln ist auch in Apotheken inzwischen wichtig“, sagt Reuter. Das helfe auch in der Kundenberatung.
Unter dem Motto „eine Mischung zwischen Mutter Theresa und MacGyver gesucht“ ist Reuter in den Sozialen Medien ebenfalls auf der Suche nach qualifiziertem Personal. Eine Stellenanzeige im Ikea-Stil soll, so der Plan des Apothekers, besonders effektiv PTA ansprechen: „Wenn du LOKKA, NATURLIG und dennoch EFFEKTIV bist, passt du PERFEKT zu uns“, heißt es darin. Die Wörter in Großbuchstaben sollen an die Namen von Ikea-Einrichtungsgegenständen erinnern.
Unterstützt wird der Ikea-Look durch die Bebilderung, die den Anzeigentext auflockert. „Es kann durchaus sein, dass es Menschen gibt, die solche Anzeigen eher abschrecken“, räumt Reuter ein. „Aber dann sind es schlicht nicht die Bewerber, die ich haben will und die zu unserem Team passen.“
Der Apotheker kann sich auch schon über einige Bewerbung freuen. Allerdings sei noch kein passender Kandidat dabei. „Wir suchen weiter und hoffen, dass der oder die Richtige noch kommt“, sagt Reuter. Schließlich werde die Ikea-Stellenanzeige immer weiter in den Sozialen Medien geklickt und geteilt. Deshalb seien solche Aktionen vor allem für solche Unternehmen geeignet, die über eine gewisse Reichweite verfügten. „Es macht eben ein Unterschied, ob die Anzeige von 2000 Menschen gelesen und geteilt wird oder von 200“, sagt Reuter, der viel Wert auf die Präsenz in den Sozialen Medien legt und digitale Plattformen wie Youtube und Facebook für Kundenkommunikation- und -Bindung nutzt.
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