Parenteralia

Milliardenmarkt der Zyto-Rezepturen Yvette Meißner, 22.02.2010 19:38 Uhr

Berlin - 

Rund 400 Apotheken stellen in ihren Sterillaboren parenterale Rezepturen her. Dazu kommt rund ein Dutzend Lohnhersteller, die im Auftrag von Apotheken patientenindividuelle Infusionslösungen aus Fertigarzneimitteln zubereiten. Laut Arzneiverordnungsreport lag das Volumen 2008 alleine im GKV-Bereich bei rund 2,15 Milliarden Euro - das sind rund 7 Prozent der gesamten Arzneimittelausgaben der Krankenkassen. Bei 3,1 Millionen Verordnungen ergibt sich rein rechnerisch ein Wert von 730 Euro pro Anfertigung.

Zwei Drittel der Rezepturen entfallen auf Zytostatika: Zwischen 2004 und 2008 hat sich der Umsatz bei den onkologischen Zubereitungen auf 1,56 Milliarden Euro verdoppelt. Insgesamt 2,4 Millionen Zubereitungen wurden 2008 über die GKV abgerechnet. Zum Vergleich: Im Bereich der zytostatischen Fertigarzneimittel wurden im selben Zeitraum 870 Millionen Euro für 750.000 Packungen ausgegeben.

Neben Zytostatika werden auch Infusionen mit monoklonalen Antikörpern, Schmerzmitteln oder Antibiotika sowie parenterale Ernährungslösungen auf ärztliche Anforderung hergestellt. 2008 wurden 700.000 Verordnungen mit einem Gesamtvolumen von 590 Millionen Euro ausgestellt. Die Anfertigung erfolgt meist kurzfristig auf Grundlage des aktuellen Laborbefunds des Patienten.

Der Markt ist überschaubar: Rund 50 Wirkstoffe werden zur systemischen Therapie viraler, bakterieller und mykotischer Infektionen verarbeitet. Knapp 50 weitere Substanzen wirken zytostatisch. Zu den Blockbustern der Zytostatika gehört die Gruppe der Taxane. Häufig verordnet werden auch Fluorouracil, Gemcitabin und Folinsäure.

Knapp die Hälfte dieser onkologischen Wirkstoffe gibt es als Generikum. Große Preisunterschiede zum jeweiligen Original waren in der Vergangenheit nicht zu erwarten: So liegt der Listenpreis für 100 Milligramm Paclitaxel zur Herstellung einer Infusionslösung bei den meisten Generikafirmen bei 620,29 Euro. Das Original von BristolMyersSquibb kostet 696,70 Euro.

Durchschnittlich sind acht generische Präparate einer Substanz im Handel. Zu den Anbietern zählen unter anderem Hexal, die Sandoz-Tochter NeoCorp, das zu Stada gehörende Unternehmen Cell pharm, die Teva-Tochter Gry sowie Spezialanbieter wie Medac oder Bendalis.