Vor zehn Jahren wurde das Insolvenzverfahren über den Besitz von Apothekerin Aydingül Güran eröffnet. Die damalige Inhaberin der Dorotheen-Apotheke in Hamburg verlor wegen eines Verkehrsprojektes zahlreiche Kunden. Seit vier Jahren ist sie schuldenfrei und weiterhin passioniert in der Offizin tätig.
Güran hatte die Dorotheen-Apotheke im Hamburger Stadtteil Winterhude 2007 übernommen. 2014 schloss sie den Betrieb wegen Zahlungsunfähigkeit. An dem Standort befand sich seit 32 Jahren eine Apotheke. Die Umsätze seien bereits bei der Übernahme nicht sehr gut gewesen, erinnert sich die heute 71 Jahr alte Apothekerin. Mit ihren Ersparnissen habe sie den Standort modernisiert und Stammkundschaft aufgebaut.
In finanzielle Schieflage war sie nach eigenem Bekunden wegen zu viel Konkurrenz geraten. Die Gegend habe bereits genug Apotheken gehabt, sagt Güran. Nach einer weiteren Neueröffnung gingen die Erlöse nach unten. „Ich habe seit 2012 keine Gewinne mehr gemacht“, erinnert sie sich. Auslöser für das Ende der Apotheke war eine Baustelle, die ebenfalls für einen Rückgang der Kundschaft sorgte. Auch Praxen wechselten den Standort.
Die Alarmzeichen seien deutlich gewesen. Da sie keinen angestellten Apotheker mehr bezahlen konnte, habe sie den ganzen Tag in der Offizin verbracht. Für die eigene Finanzplanung sei keine Zeit gewesen. Irgendwann war es so weit und weder die Rechnungen an Gehe noch die eigene Miete konnten bezahlt werden. Sie kritisiert, dass sie sich mehr Unterstützung seitens der Abda gewünscht hätte, mehr Rat. Es habe nie eine Antwort auf ihre Kontaktaufnahme gegeben.
Doch die Apothekerin stemmte die Pleite alleine. „Beim Insolvenzverfahren geht die Büro-Arbeit für eine Apothekerin weiter, bis zur Hausaufgaben-Vervollständigung der Insolvenzanwälte.“ Sie wechselte in ein Angestelltenverhältnis. „Ich hätte mich auch absetzen und sechs Jahre ausharren können“, sagt sie. „Aber selbst ist die Frau. Ich habe bis zum letzten Cent alles abbezahlt.“ Kraft habe ihr die Familie gegeben. Den Beruf wollte sie dabei niemals an den Nagel hängen. Die Leidenschaft für die Apotheke blieb.
Güran wechselte zu einem Filialverbund und ist dort heute als „Springer“ in Teilzeit tätig, mit weniger Verantwortung als noch als Selbstständige. Wenn es Krankheitsausfälle gebe, arbeite sie auch mal länger. „So vergingen die Jahre.“ Wichtig sei ihr, nie die Passion für den Beruf verloren zu haben. „Das ist etwas, was mir bei manchen jungen Kollegen fehlt.“